"Physio" mit Bachelor-Abschluss

Trier · Nicht nur die Universität Trier geht mit ihrem Pflegestudium neue Wege. Auch die Hochschule Trier (früher: FH) bietet künftig eine akademische Ausbildung im Pflegebereich an: In Kooperation mit dem Brüderkrankenhaus können Studenten in einem dualen Studiengang den Bachelor als Physiotherapeut erwerben.

Trier. So schnell dürfte selten ein neues Hochschul-Fach eingeführt worden sein. 2012 gab der deutsche Wissenschaftsrat die Parole aus, mehr Studiengänge im Bereich der Pflege anzubieten - und lobte entsprechende Mittel aus dem Hochschulpakt von Bund und Ländern aus. Anfang 2013 setzten sich die Hochschule Trier und die Physiotherapie-Schule des Brüderkrankenhauses erstmals zusammen. Die Schule für Physiotherapie des katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur kam mit ins Boot, man entwickelte Studienpläne, rang dem Land die Zustimmung für einen neuen Studiengang in Trier ab, unterzeichnete schließlich eine Kooperationsvereinbarung.20 Studenten im ersten Jahrgang


Im März soll das Studium mit dem Schwerpunkt "Technik und Therapie" geprüft und akkreditiert werden, danach erfolgt die Ausschreibung für den ersten Jahrgang mit rund 20 Studenten - und im Herbst soll die Premieren- Vorlesung stattfinden.
Kein Wunder, dass die Beteiligten stolz sind auf ihr gemeinsames Baby. Von einem "historischen Moment" und einem "Glücksfall" spricht Krankenhaus-Chef Markus Leineweber. Angesichts "steigender Anforderungen und immer komplexerer Krankheitsbilder" sei es notwendig, einen Teil der Physiotherapeuten künftig akademisch zu qualifizieren. Der duale Weg, also die Kombination von Studium und Praxisausbildung, sei dabei "der Königsweg".
Die Sache mit dem Glücksfall dürfte Hochschul-Vizepräsident Prof. Andreas Künkler ganz ähnlich sehen. Auch wenn er als Leiter des Studiengangs die eine oder andere lästerliche Bemerkung von Kollegen einstecken musste. Letzteres hängt damit zusammen, dass die Trierer HS bislang nicht mit Studiengängen im Gesundheitswesen aufwarten konnte und das neue Fach zunächst bei der Informatik angesiedelt werden soll.
Aber Künkler hat Größeres vor. Langfristig denkt er an einen "Fachbereich Gesundheit", der weit mehr Studenten anlocken könnte als die 80 bis 100 Physiotherapeuten, die sich bis 2017 hier eingeschrieben haben sollen.
Doch einstweilen sind die Ansprüche bescheidener. Zunächst wird eine Professur eingerichtet, ergänzt durch Lehraufträge. Die Berufungsgespräche laufen, die Verantwortlichen sprechen von einer "sehr guten Bewerberlage".
Ähnlich scheint es bei den potenziellen Studenten auszusehen. "Die Nachfrage ist groß", sagt Monika Serwas, die Leiterin der Physiotherapieschule beim Trierer Brüderkrankenhaus.
Theorie und Praxis parallel


Nur wer dort oder bei der Schwesterschule in Koblenz einen Ausbildungsplatz hat, kommt für das duale Studium in Frage. Nach dem ersten Ausbildungsjahr laufen für vier Semester Studium und Ausbildung parallel, das letzte Jahr gehört dann allein dem vertiefenden Hochschulstudium. Nach vier erfolgreichen Jahren ist der Absolvent dann examinierter Physiotherapeut und Bachelor of Science.
Praktiker wie Monika Serwas halten die Akademisierung für unausweichlich - weil sich nur so die Attraktivität am Arbeitsmarkt steigern lasse. Freilich kosten besser ausgebildete Mitarbeiter auch mehr Geld - das sei "eine Herausforderung für uns", räumt Markus Leineweber ein.
Dennoch ist er sicher, dass die Region von dem neuen Studiengang profitiert - auch und gerade im Konkurrenzkampf um qualifizierte Arbeitskräfte. Erfahrungsgemäß kommen rund 80 Prozent der Interessenten an einer Physiotherapie-Ausbildung aus der näheren Umgebung.

Weitere Informationen: www.hochschule-trier.de/go/dsp

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