Natur Tierschützer fordern Verhütung fürs Wild

Trier · Hilft Geburtenkontrolle im Wald gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest?

 Wildschweine haben sich in Deutschland stark vermehrt.

Wildschweine haben sich in Deutschland stark vermehrt.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Je näher die Afrikanische Schweinepest der deutschen Grenze rückt, desto stärker geraten die heimischen Wildschweine ins Visier. Bauern fordern, 70 Prozent der Tiere abzuschießen, da sie sich stark vermehrt haben und die Krankheit auf Hausschweine übertragen können. Die Initiative Wildtierschutz Deutschland hingegen verlangt Verhütungsmittel für Wildschweine, um massenhaftes Töten zu verhindern. Eine Art Pille für die Borstenviecher? Was für Laien wie ein Scherz wirken mag, wird ernsthaft diskutiert. Theoretisch wäre die Geburtenkontrolle im Wald auf zweierlei Arten möglich: Ebern könnte man den Impfstoff Improvac spritzen, der die Produktion von Sexualhormonen unterbindet. Ein Stoff, der bei Hausschweinen zum Einsatz kommt, um den Ebergeruch zu verhindern. Jäger erklären die Idee für „Unsinn“. Denn damit das Ganze wirkt, müsse man jedes Tier zwei Mal fangen. „Ach ja, nach acht Wochen müsste die Impfung aufgefrischt werden“, schreibt der Deutsche Jagdverband.

Eine zweite Möglichkeit wäre, Hormonköder für weibliche Tiere auszulegen. Auch das lehnen Jäger ab. Es stelle einen „unverantwortlichen Eingriff ins Ökosystem“ dar. Zudem müssten solche Hormone regelmäßig eingenommen werden, um zu wirken. Das sei in der Natur nicht möglich und berge die Gefahr,  die Fruchtbarkeit sogar zu steigern. „Praxistest nicht bestanden“, sagt Günther Klein, Sprecher des Landesjagdverbands Rheinland-Pfalz. Die Jagd sei das einzig sinnvolle Mittel.

Eine größere Rolle als Wildschweine spielt bei der Ausbreitung der Krankheit allerdings der Mensch: Über Kot am Reifen oder in Wurstwaren wandert das Virus weiter. Noch 350 Kilometer sei die Krankheit von Deutschland entfernt, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt am Montag bei einer nationalen Schweinepest-Konferenz. Das Bundeskabinett hat kürzlich entschieden, die Schonzeiten aufzuheben. Jäger dürfen Schwarzwild nun ganzjährig schießen. Verschont werden nur Bachen mit Frischlingen – eine Regel, die in Rheinland-Pfalz seit Jahren gilt. Zudem setzt die Bundesregierung auf Aufklärung osteuropäischer Erntehelfer, LKW-Fahrer oder Jäger.

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