Weihnachtsschmuck: Kitsch oder Kult?

Trier · Den einen geht bei bunt beleuchteten Fenstern, Vorgärten und Weihnachtsmännern das Herz auf, andere lieben es im Advent dezent. Der TV zeigt, wie die Menschen in der Region ihr Zuhause schmücken.

"Allüberall auf den Tannenspitzen, sah ich goldene Lichtlein sitzen." Theodor Storm stellt sich in seinem bekannten Gedicht "Knecht Ruprecht" 1862 den Wald als Lichtermeer vor. Auf die Idee würde er wohl heute nicht mehr kommen. Während es im Wald eher duster ist, sitzen die Lichtlein in der Vorweihnachtszeit vor, an und über vielen Häusern. Zu Dutzenden, Hunderten, Tausenden. Ganze Lichtermeere finden sich an mancher Häuserfront, oft farbig, manchmal blinkend, mal schlicht als Weihnachtsbaum, mal als Rentier oder Weihnachtsmann.

Ein Experte eines Stromanbieter- Vergleichsportals im Internet hat ausgerechnet, dass die Deutschen durch zusätzliche Weihnachtsbeleuchtung mehr als 500 Millionen Kilowattstunden Strom verbrauchen - das entspreche dem Jahresverbrauch einer mittleren Großstadt. Pure Verschwendung? Nichts als Kitsch? Oder einfach eine wunderbare Verschönerung in der dunklen Jahreszeit? Die Meinungen dazu sind geteilt, wie auch die beiden Kommentare auf dieser Seite zeigen.

Wie ist Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit uns! Schreiben Sie uns eine E-Mail an echo@volksfreund.de (Name und Anschrift bitte nicht vergessen). Oder diskutieren Sie hier mit. Zudem können Sie uns Fotos schicken: von Weihnachtsbeleuchtung an Häusern aller Art, egal, ob Sie sie abschreckend finden oder bewundernswert. mic

Meinung


PRO

Von Oliver Haustein-Teßmer

Kinder, wie schön das leuchtet! Es ist einfach, sich überall die blinkenden Sterne, das Lichtgirlanden- Gewitter, das jeder Dorfdisco alle Ehre machen würde, und die Baumarkt-Rentiere mit Glühbirnchen in den Vorgärten lustig zu machen. Und natürlich gibt es einiges dagegen einzuwenden: Stromverschwendung, Geldverschwendung, Sondermüll … Darum geht es aber nicht. Zusammen tauchen die Installationen auf Balkonen, an Fenstern, in Bäumen und Hecken und vor Haustüren jede Stadt und jedes Dorf für einige Wochen in ein eigentümliches Licht. Jeder sieht: Es weihnachtet sehr, mehr jedenfalls als in den Kaufhäusern und Elektronikmärkten. Dort sollen die Leuchtanlagen im Advent nur den Verkauf ankurbeln. Zu Hause aber sind die elektrischen Spektakel Selbstzweck: Die Zeit am Jahresende wird beschworen. Das kapiert jedes Kind. Wow, boah, ey, guck mal, wie das leuchtet. Genau! Lasst den Leuten doch ihren Lichterspaß. oht@volksfreund.de

CONTRA

Von Maren Meißner

Kinder, wie seltsam das blinkt! Eigentümlich ist die richtige Beschreibung für die Geschmacksverirrungen, die in einigen Fenstern und Vorgärten derzeit zu besichtigen sind. Da blinken dem Betrachter grüne Elche, blaue Engel, gelbe Bäume und rote Weihnachtsmänner entgegen. Manchmal fühlt man sich wie auf dem Jahrmarkt: Bunte Lichter sind Hingucker, sie zeigen: "Hallo, hier bin ich, schau mich an!" In der Weihnachtszeit geht es aber nicht darum, potenzielle Kunden in Achterbahnen, Autoscooter und Karussells zu locken. Der Advent ist kein Spektakel, er ist die Zeit der Besinnung. Und da ist weniger mehr. Eine Lichterkette hier, eine Kerze dort, ein Weihnachtsstern im Fenster: Das sind unaufdringliche Zeichen dafür, dass es auf Weihnachten zugeht. Sie tauchen die Städte und Dörfer nicht in eigentümliches, sondern in schönes Licht. Wer blinkende Lichter sehen will, kann ja auf die Kirmes gehen. m.meissner@volksfreund.de

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