Auf den Spuren der Stadtgründer

TRIER. Eine der interessantesten Großbaustellen im Raum Trier findet sich auf dem Gelände des Mutterhauses. Dort, wo ab Oktober der Neubau für die Erwachsenen-Psychiatrie entstehen wird, forschen Archäologen des Landesmuseums nach Hinweisen auf die Gründungszeit der Stadt Trier.

 Blick in die Baugrube: Vom Dach des Mutterhauses bietet sich eine besonders gute Perspektive auf die Ausgrabungen.Foto: Rainer Neubert

Blick in die Baugrube: Vom Dach des Mutterhauses bietet sich eine besonders gute Perspektive auf die Ausgrabungen.Foto: Rainer Neubert

6500Quadratmeter misst das Areal hinter der Krankenanstalt Mutterhausder Borromäerinnen, auf dem derzeit nichts mehr an denbeschaulichen Park erinnert, der sich bis zum Beginn diesesJahres hier erstreckte. Die Bäume sind weg. Bagger haben einegroßflächige Baugrube ausgehoben, in der nun - etwa einen Meterunterhalb des ursprünglichen Oberflächenniveaus - bis zu zwölfMitarbeiter des Landesmuseums behutsam Zentimeter um Zentimetererforschen. "Wir erhoffen uns hier vor allem Erkenntnisse aus derGründerzeit Triers, aus dem Zeitraum um Christi Geburt", sagtLukas Clemens. Römische Spuren im Sand

Der Grabungsleiter des Rheinischen Landesmuseums ist zuversichtlich, dass hier, unweit des 1977 ergrabenen Monumental-Tempels, erstmals auf einer größeren Fläche im Stadtgebiet Hausgrundrisse aus augusteischer Zeit zum Vorschein kommen. "Damit könnten wir unsere Kenntnisse zu den Anfängen von Trier wesentlich erweitern."

Zum Vorschein kamen bislang Reste von Wohnbebauung des 2. und 3. Jahrhunderts. Sie werden derzeit dokumentiert. Hinweise auf die alten Holzbauten werden sich erst darunter finden, überwiegend in Form von deutlichen Verfärbungen im Schwemmsand der Mosel, der dort den Untergrund bildet.

"Wir werden auf dem Gelände vermutlich nichts finden, was an Ort und Stelle erhalten bleiben müsste", glaubt die Archäologin Sabine Faust. Gut erhaltene Bauwerke oder gar einen römischen Goldschatz, wie er 1992 beim Bau eines Parkdecks nur wenige Meter entfernt gefunden wurde, erwartet auf dieser Grabungsfläche niemand.

Aufatmen lässt dies auch Mutterhaus-Geschäftsführer Ralf Lunkenheimer: "Wir haben die Zusage des Landesmuseums, dass die 2300 Quadratmeter große Teilfläche, die derzeit untersucht wird, im September baureif übergeben wird." Möglichst rasch, im Oktober, soll dann mit dem Bau des neuen Gebäudes für die Erwachsenen-Psychiatrie begonnen werden. Er ist Voraussetzung für die räumliche Zusammenführung des ehemaligen Herz-Jesu-Krankenhauses - heute Mutterhaus II genannt - mit dem Haupthaus an der Feldstraße. Mitte 2005 soll der dreigeschossige Neubau mit einer Fläche von mehr als 3000 Quadratmetern fertig sein. Gemeinsam mit dem Umbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie, für den Ende des Jahres der Startschuss fällt, entstehen Kosten von 15 Millionen Euro, die vom Land zugesagt sind.

"Vor allem für die Umbaumaßnahme müssen wir räumliche Umstrukturierungen im Mutterhaus vornehmen", erläutert Lunkenheimer, der sich über die Zusammenarbeit mit Landesmuseum und Stadt lobend äußert. "Teile unserer Verwaltung ziehen um, wobei wir darauf achten, möglichst viele endgültige Standorte zu finden." Für Provisorien soll nur dann Geld ausgegeben werden, wenn es gar nicht anders geht. Doch auch wenn die neue Erwachsenenpsychiatrie steht und die Archäologen unter Führung von Grabungsleiter Mario Adams das restliche Areal erforscht haben, wird am Mutterhaus noch lange weiter gebaut. Die dringend erforderliche Erweiterung und die Sanierung des Hauptgebäudes stehen an. Nach Aussage von Geschäftsführer Lunkenheimer soll die Gesamtplanung Mitte Mai fertig sein. Angesichts der Gesamtkosten von 54 Millionen Euro käme der Fund eines Goldschatzes nicht ungelegen. Er muss ja nicht aus römischer Zeit stammen.

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