Schnelle Hilfe für die Patienten

TRIER. Nach dem Umzug der Erwachsenenpsychiatrie vom Herz-Jesu-Krankenhaus ins Mutterhaus am 5. Oktober (der TV berichtete) wurde der Neubau in einer feierlichen Zeremonie eingeweiht. Neben Lob und wohlwollenden Worten erhielt das neue Psychiatriegebäude auch den obligatorischen Segen.

Orange und Grau sind die vorherrschenden Farben. Und Glas der vorherrschende Baustoff. Denn der Neubau der Erwachsenenpsychiatrie zeigt sich Patienten und Personal offener, luftiger und vor allem freundlicher als das seit 1992 genutzte Gebäude des Herz-Jesu-Krankenhauses. Doch, das betonte der Geschäftsführer des Mutterhauses, Ralf Lunkenheimer, ein bisschen Wehmut schwinge auch mit.Kosten 15,5 Millionen Euro

Rund 15,5 Millionen Euro haben die Neubauten und Umzüge der Psychiatrien gekostet. "Die Wege sind kürzer, funktionaler, und vor allem die Anbindung ans Haupthaus verbessert die Therapiemöglichkeiten deutlich", sagte Wilhelm Classen, Chefarzt der Erwachsenenpsychiatrie. Dabei ist der Umzug der Psychiatrie zum Krankenhauskomplex nur ein Baustein der neuen Zentralisierungspolitik: Im vormaligen Herz-Jesu-Krankenhaus sind in den vergangenen Jahren fast alle Abteilungen zum Haupthaus gewechselt - so auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie im Jahr 1999. Einzig Schmerztagesklinik und Palliativstation verbleiben noch bis zum Ende des Jahres in den alten Gemäuern. "Im Frühjahr kommenden Jahres soll auch der Bau der neuen Untersuchungs-, Ambulanz- und Behandlungsräume sowie der Zentral-OPs beginnen und bis 2010 abgeschlossen sein", sagte Lunkenheimer. Konkrete Vorteile für die Patienten würden sich aus der zentralen Koordination vieler Stationen des Krankenhauskomplexes ergeben. "Wenn zum Beispiel bei einem Patienten nach einer Erkrankung psychische Probleme dazukommen, können wir früher und schneller helfen, da die Psychiatrie-Station gleich im Haus ist", sagte Beatrix Risch von der Erwachsenenpsychiatrie. Der Umzug erhöhe vor allem die Kapazitäten der Stationen: In der Erwachsenenpsychiatrie finden nun 80 statt vormals 70 Patienten Platz, die Tagesklinik fasst rund 25 Patienten. Eine weitere Station erhielt auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die nun 30 statt 20 Patienten stationär und derer zehn ambulant aufnehmen kann. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) würdigte den Umzug als "runde Sache" und zeigte sich mit dem Resultat zufrieden. Dabei sei vor allem die Psychiatrie-Reform hervorzuheben, die den Kommunen die Verteilung der Therapiemöglichkeiten überlasse. Doch Dreyer mahnte auch, den Blick auf die Zukunft gerichtet zu lassen: "Die Weltgesundheitsorganisation sagt voraus, dass die Zahl psychischer Erkrankungen zunimmt." "Wohnst Du auch in diesem Hotel"

Letztere Prognose spreche indes für die Relevanz einer zukunftsfähigen Psychiatrie-Abteilung in Trier. "In den neuen Räumlichkeiten können wir auch verstärkt integrative Therapien, wie zum Beispiel Ergo-, Musik- oder Kunsttherapien anbieten", sagte Risch. Dabei spiele vor allem die Integration des Patienten in seine gewohnte Umgebung eine Rolle - und daher ist es das Ziel, stationäre Aufenthalte so kurz wie möglich zu halten: "Bei Erwachsenen ist das noch etwas leichter, aber wenn Kinder psychisch erkranken, erwischt es sie mitten in ihrer Entwicklung", erklärte Alexander Marcus von der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie. Für die Architekten war der Trierer Neubau kein Neuland: Das Losheimer Planungsbüro Röder hat bereits psychiatrische Einrichtungen in Wallerfangen und St. Wendel realisiert. Geschäftsführer Joachim Röder betonte vor allem die städtebauliche Herausforderung bei der Planung. Und den Patienten gefällt's: "Wohnst Du auch in diesem schönen Hotel?", habe ein Patient Geschäftsführer Ralf Lunkenheimer am Eingang begrüßt.

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