Gemeinde Freibadsaison: Defizit weniger hoch als erwartet

Beschwerden über Eintrittspreise · Den geringeren Einnahmen  während der Pandemie stehen auch geringere Betriebskosten gegenüber. Der Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell hat die Öffnung des Saarburger Hallenbads für den 1. Oktober vor diesem Hintergrund beschlossen. Aber es gibt weitere Gründe, die dafür sprechen.

 Das Saarburger Freibad schließt, und das Hallenbad wird bald öffnen: Der Leiter der Bäder, Frank Falkner (vorne rechts), und Schwimmmeister Patrick Sehr treffen die Vorbereitungen.

Das Saarburger Freibad schließt, und das Hallenbad wird bald öffnen: Der Leiter der Bäder, Frank Falkner (vorne rechts), und Schwimmmeister Patrick Sehr treffen die Vorbereitungen.

Foto: Dirk Tenbrock

Im Ausschuss der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell herrscht Unsicherheit wegen der Corona-Lage. Denn niemand kann voraussagen, wie sich die Pandemie entwickelt, ob es eine massive zweite Welle gibt, oder relativ zeitnah ein Impfstoff beziehungsweise ein Medikament verfügbar sein wird. Nachdem die Freibad-Saison mit eingeschränktem Betrieb nun zu Ende geht (Kell schloss am 31. August, Saarburg schließt am 6. September), standen in der Sitzung  im vollbesetzten Saal am Schlossberg zukunftsweisende Entscheidungen an.

Die Situation: Es geht im Grundsatz darum, ob sich die Verbandsgemeinde Saarburg/Kell auch unter Corona-Bedingungen den Betrieb von zwei Freibädern und einem Hallenbad leisten kann und will. Fakt ist, dass die Bäder bisher schon gut 1 Million Euro an Zuschüssen verschlingen. Das bedeute, bei gut 100 000 Besuchern, eine Subvention von knapp zehn Euro pro Besucher.

Die Zahlen Der erste Beigeordnete Martin Alten führt aus, dass sich die finanzielle Situation im Bereich der Freibäder Saarburg und Kell besser entwickelt habe, als in der Prognose der Verwaltung vom 28. Mai  – als absehbar war, dass keine normale Saison möglich ist – vorhergesagt wurde. Man habe zwar nochmal weniger Gäste als geplant begrüßen können und daher auch weniger Einnahmen erzielt (104 000 anstatt 130 000 Euro) jedoch auch Kosten sparen können: Bei den Personalkosten (Kurzarbeit und nicht besetzte Stellen) und vor allem durch den so gut wie nicht benötigten externen Sicherheitsdienst. Kalkuliert waren hierfür 40 000 Euro, in Anspruch genommen wurden jedoch nur 2320 Euro. Alten nennt auch den Grund: „Die Leute waren sehr zivilisiert, da war keine Security nötig.“

Das nötige Online-Buchungssystem der Saarburger Firma Euresa, das mit rund 15 000 Euro zu Buche steht, kann immerhin weitergenutzt werden. Nicht nur für die anstehende Hallenbadsaison, sondern auch für andere städtische Veranstaltungen. „Das hat sich sehr gut bewährt und ist keine verlorene Investition“, führt Badleiter Frank Falkner aus. Ebenfalls knapp 15 000 Euro wurden den Dauerkarteninhabern zurückerstattet. Insgesamt verbleiben 83 570 Euro als zusätzliches Defizit, was (bei der schon genannten Summe von gut 1 Million Zuschuss) laut Bürgermeister Dixius als „vertretbare Erhöhung des Defizites“ gelten kann. Dem stimmten die Ausschussmitglieder in ihren Fragen und Diskussionsbeiträgen weitestgehend zu. Alten bilanziert: „Es war, wider Erwarten, doch sehr gut und die richtige Entscheidung, zu öffnen!“ Dixius ergänzt, dass es keine bekannten Corona-Ansteckungen im Freibad gegeben habe.

Die Öffnung des Saarburger Hallenbades gestaltet sich noch diffiziler. Im Tagesordnungspunkt 6 bittet die Verwaltung um „Beratung und Beschlussfassung, ob und wann und unter welchen Umständen wieder geöffnet werden soll.“ Niemand weiß, wie sich die Infektionsgefahr in geschlossenen, feuchten und warmen Räumen entwickelt. Nach einer Begehung mit dem Gesundheitsamt würden daher nur 25 Besucher (in drei Zeitfenstern) gleichzeitig zugelassen, das bedeute auch hier erhebliche Einnahmerückgänge. Bei der vorsichtigen Kalkulation, die der Beigeordnete Alten aufmacht, würde sich (bei wiederum einer Einsparung an Energie- und Personalkosten) das zusätzliche Defizit auf rund 20 000 Euro pro Monat belaufen. Diese Rechnung gilt zunächst nur bis zum 31. Dezember, die weitere Entwicklung hänge auch davon ab, ob die Bundesregierung (wie ja nun Anfang der Woche im Koalitionsausschuss signalisiert) das Kurzarbeitergeld (also auch für die städtischen Bäderangestellten) über das Jahresende hinaus verlängert.

Bei einer Schließung des Bades käme hinzu, dass die Technik bei Stilllegung erheblich leiden würde, wie Bad-Chef Frank Falkner ausführt. Hier war man sich nicht ganz einig: FDP-Ausschussmitglied Florian Lauer aus Ayl stellte die Frage, ob es im Sinne eines-Kosten-Nutzen-Vergleiches verhältnismäßig sei, das Bad zum 1. Oktober wieder zu öffnen. Markus Lehnen (CDU) erwiderte: „Man sollte keine Dinge schließen, die nachher nicht mehr, oder nur mit großem Aufwand wieder in Betrieb genommen werden können.“ Simone Thiel (CDU) und Stefanie Nabinger (Grüne) führten aus, dass das Bad ja ganz wesentlich zur Daseins- und Gesundheitsvorsorge diene, es sei auch kein Luxus, Tourismus, Vereinssport und Schwimmunterricht zu ermöglichen. Die Eintrittspreise sollen leicht erhöht werden, 5 Euro für einen Erwachsenen, ermäßigte Tarife und Mehrfach- beziehungsweise Familienkarten werden analog angepasst.

Beschwerden über Eintrittspreise In diesem Zusammenhang weisen Bürgermeister Jürgen Dixius und die Ausschussmitglieder darauf hin, dass vermehrte Beschwerden, auch über die zu hohen Eintrittspreise ungerechtfertigt seien: „Die Nutzer sollten wertschätzen, was geleistet und was für ein Aufwand getrieben wird und sich nicht über jede Kleinigkeit beschweren!“

Markus Lehnen (CDU) fügt hinzu: „Man bedenke, dass für Inhaber von Dauerkarten ein Besuch vielleicht nur einen Euro oder 50 Cent kostet.“  Bei einer Gegenstimme der FDP beschließt der Ausschuss dann einmütig, das Hallenbad zum 1. Oktober wieder zu öffnen. Zuvor hatte Bürgermeister Dixius noch einmal darauf hingewiesen, dass das zusätzliche Defizit natürlich im nächsten Haushalt an anderer Stelle wieder eingespart werden müsse.

Weitere Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen unter: www.freizeitbaeder-saarburg.de

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