Bekonder Schloss wird zur Weinakademie

Bekond · Besitzer Bernd Wirtz möchte das Bekonder Schloss mit Orangerie zu einer touristischen Weinakademie umgestalten. Beim Ausbau der Orangerie hat ihn die Denkmalpflege aber erst einmal zurückgepfiffen: Er muss die Fensterfront so gestalten, wie sie früher war.

Bekond. An der 1732 erbauten Orangerie (siehe Extra) in Bekond hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte nicht nur der Zahn der Zeit genagt. Wertvolle Intarsien wurden verkauft, zuletzt diente sie als Scheune für landwirtschaftliche Zwecke. Dennoch lässt sich auch heute noch ihre einstige Pracht erahnen. Die Wände waren mit Rokoko-Stuck überzogen, unter dem Dachfirst, wo heute Tauben hausen, befand sich einst eine Muldendecke mit großem Saal. Hier wurden rauschende Feste gefeiert. Durch sieben gleichförmige Bogenfenster konnten die Gäste den Blick in Richtung Schloss schweifen lassen - in einen barocken Garten mit Brunnen und künstlich angelegtem Teich. Heute sind die Fenster der Orangerie zugemauert, in die Mitte wurde eine Öffnung gebrochen - vermutlich, damit man mit einem Traktor in das Gebäude fahren konnte.
Besitzer Bernd Wirtz (Beda Regiebau) möchte Orangerie und Haupthaus als "touristische Weinakademie" umgestalten, als kulturelle Begegnungsstätte. Er selbst war vom TV nicht für eine Stellungnahme erreichbar, hatte aber schon vor geraumer Zeit dem Bekonder Gemeinderat seine Pläne vorgestellt. Das Projekt war auch bei der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Mosel (siehe Extra) für eine EU-Förderung angemeldet und grundsätzlich als förderwürdig eingestuft worden. Es ist wie gemacht für die Förderrichtlinien: Projekte, heißt es, sollen dem Erhalt der Weinkulturlandschaft und der regionalen Identität dienen. Der Bauherr muss ein Entwicklungskonzept vorlegen, über die Bewilligung entscheidet letztlich die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD).Gemeinde steht hinter Idee


Laut Ortsbürgermeister Paul Reh (Bekond) sollen in der Orangerie Tagungen, Seminare und Weinproben stattfinden, aber auch private Feiern wie Hochzeiten. Die Gemeinde habe das Projekt positiv begleitet. "Das ist eine enorme Aufwertung für unseren Ort", sagt Reh. Im Untergeschoss des Schlosses plane Wirtz eine gastronomische Nutzung; im Dachgeschoss sollen sich Gäste in Hotelzimmer einmieten können. Die Beletage mit dem historischen Rittersaal, den beiden großen Turmzimmern und dem Jagdzimmer befindet sich im ersten Obergeschoss. Mit einem neuen Dach und neuen Fenstern hatte Wirtz bereits vor einigen Jahren den Grundstock für einen langfristigen Erhalt des Haupthauses gelegt.
Im hinteren Teil der Orangerie sollen Parkplätze entstehen. Als Wirtz vor einigen Monaten auch Hand an die Orangerie anlegen wollte, bekam er Ärger mit der Denkmalpflege. Sie erlaubte nicht, dass die bestehende Öffnung zur Gartenseite so gestaltet wird, dass ein breiterer Zugang entsteht. "Wir haben zur Auflage gemacht, dass alle sieben Fenster gleich groß werden müssen", sagt Thomas Müller, Sprecher der Kreisverwaltung. "Die Orangerie lebt von der Symmetrie und soll den Anblick widerspiegeln, wie er früher war." Laut Verwaltung hat Wirtz einem Kompromiss zugestimmt: Danach soll an weniger exponierter Stelle eine Zufahrt gebaut werden dürfen. Dem muss jetzt noch das Landesdenkmalamt in Mainz zustimmen.Extra

LAG Mosel: Das Gebiet der Lokalen Aktionsgruppe Mosel erstreckt sich von Trier bis Koblenz. Auf einer Gesamtfläche von 862 Quadratkilometern leben mehr als 110 000 Einwohner. Der LAG Mosel standen in der Förderperiode von 2007 bis 2013 rund 1,6 Millionen Euro zur Verfügung. Aus dem Landkreis Trier-Saarburg gehören folgende Orte zur LAG Mosel: Bekond, Detzem, Ensch, Fell, Kenn, Klüsserath, Köwerich, Leiwen, Longen, Longuich, Mehring, Pölich, Riol, Schleich, Schweich, Thörnich (alle Verbandsgemeinde Schweich), Kasel, Mertesdorf, Morscheid, Riveris, Waldrach (alle Verbandsgemeinde Ruwer). alfExtra

Orangerie: Der Trierer Domherr Joseph Franz von Kesselstatt (1693-1750) gab im Jahr 1732 den Bau der Orangerie unweit des Bekonder Schlosses beim Architekten Johann Valentin Thomann in Auftrag. Genutzt wurde die Orangerie als Gewächshaus. Früchte und Pflanzen des Orangeriegartens wurden in dem beheizten Gebäude zum Überwintern gelagert. Die Orangerie diente aber auch als Festsaal. Überliefert sind vergoldete Firstknäufe, 70 Tafelgläser sowie "ein und ein halbes dutzent Metzer Stühl". Die Orangerie brannte 1931 ab und wurde nach historischem Vorbild wiederaufgebaut, wobei man auf eine Rekonstruktion der großen Dachfenster verzichtete.

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