Bunt, bunter, Christopher Street Day

Trier · Einen gelungenen Mix hat der neunte Christopher Street Day auf dem Kornmarkt geboten. Damit lockte er viele Besucher an, die sich auch vom teilweise trüben Wetter nicht schrecken ließen.

Trier. "I see blue skies", schmettert der transsylvanische Transvestit Frank\'n\'Furter in Strapsen und Mieder theatralisch über den Kornmarkt. Eigentlich ist es Michael Ophelders in seiner Rolle der Rocky Horror Show. Er trifft die Herzen der Zuhörer. Ob er damit auch die Wolken am Himmel zerreißt, ist nicht zu klären; aber es klart auf, nachdem der Christopher Street Day (CSD) am Samstagnachmittag von Schauern beeinträchtigt wurde.
Schon am Vormittag ließen starke Böen die riesige Regenbogenflagge, die gegenüber dem Casino an der Hauswand prangte, immer wieder heftig flattern. Doch selbst, als es wie aus Kübeln goss, dachten nur wenige der rund 600 Zuschauer daran, den Platz zu räumen.
Kein Problem und keine Furcht vor Körperkontakt: Die Besucher drängten sich unter Getränkeständen, Markisen und Vordächern oder der großen Zeder noch enger zusammen. Denn der der CSD ist in Trier mittlerweile keine Party mehr nur für Homosexuelle, sonderner ist zu einem Fest geworden, dessen buntes und abwechslungsreiches Programm auch viele Heteros anzieht. Moderiert von TV-Redakteur Dieter Lintz fand am Nachmittag eine Talkrunde zum diesjährigen Schwerpunktthema "Nicht von schlechten Eltern" statt: Die teilnehmenden Parteienvertreter schilderten ihre Sicht auf die Probleme und Ungleichheiten, denen etwa gleichgeschlechtliche Paare mit Kinderwunsch ausgesetzt sind. So sei zum Beispiel lesbischen Paaren eine künstliche Befruchtung ebenso verwehrt wie Menschen, die in eingetragenen Lebenspartnerschaften leben, eine Adoption. Beim CSD waren auch Interessengruppen rund um die Bühne mit Ständen vertreten. Dort gab es Gelegenheit zum Gespräch und Literatur. Einige sammelten auch Unterschriften etwa für einen Kameruner, der wegen "versuchter Homosexualität" mit langjähriger Haft bestraft wurde. In manchen Ländern ist eine Feier wie in Trier noch Utopie.
"Ich finde das gut, dass wir hier diesen Mix aus Unterhaltung und Information haben", findet Peter Oppermann, der das Bühnenprogramm moderierte. "Anders als in manchen Städten, wo sich der CSD zum reinen Karneval gewandelt hat."
Gelegenheit, Kurzweiliges anzukündigen, hatte der Chefdramaturg des Theaters an diesem Tag trotzdem oft: Neben der rasanten Trommelgruppe Samba O\'Leck etwa das Quintett Fine Tact, das mit stimmungsvollem Soul, Swing und Jazz unterhielt. Das Ensemble des Theaters brachte eine Vorschau auf die West Side Story, die Ende August in der Bobinet-Halle in Trier-West Premiere feiert. Und am Abend standen die Comedians von der Schmit-z Family mit den Stars des Rosa Karnevals auf der Bühne, bevor die Rockband Freischwinger den CSD auf dem Kornmarkt ausklingen ließ. Doch gefeiert wurde weiter: Die Party endete im Forum erst in den frühen Morgenstunden. fgg

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