Kolumne Trierisch balaawern De bässd Krangkhaad daacht neist!

In meiner jüngsten Kolumne (“Des Sängers Fluch“) wurden wir Zeugen, wie ein Sänger aus em Kraonen gegenüber einem Metzger (Maschores) aus em Maor schreckliche Verwünschungen herausgeschrien hatte: zwei Krankheiten, Grönnd und Ommlaaf, mögen ihn befallen.

 rm._mundart_tierer_platt_buch (morgen roland) ORT: Trier *** PERSONEN: Schmitt Horst *** Hommage an seine trierische Muttersprache: Horst Schmitt mit Neuerscheinung \"Platt ist nicht platt\". Foto: Roland Morgen ***

rm._mundart_tierer_platt_buch (morgen roland) ORT: Trier *** PERSONEN: Schmitt Horst *** Hommage an seine trierische Muttersprache: Horst Schmitt mit Neuerscheinung \"Platt ist nicht platt\". Foto: Roland Morgen ***

Foto: roland morgen (rm.) - roland morgen (rm.)

             

Grönnd und Ommlaaf, also auf hochdeutsch Grind und Umlauf. Beides sind Hautkrankheiten, die früher wegen mangelnder Hygiene ziemlich verbreitet waren.

Der Grind äußert sich in stark juckendem Wundschorf und der Umlauf in einer Entzündung des Gewebes, welches einen Finger- oder Fußnagel umgibt. Beides sind lästige, schmerzhafte und langwierige Leiden.

Besonders der Grind führt wohl dazu, dass die Betroffenen irgendwie den Spaß am Leben verlieren und missmutig und übellaunig werden.

Das Trierer Platt hat für diesen Gemütszustand ein originelles Wort geprägt, nämlich grönnzisch. Und was auf Hochdeutsch ein Miesepeter ist, das ist in Trier ein Grönndschösser.

Grind und Umlauf sind aber durchaus nicht die einzigen Leiden, die einen erwischen können, und das Trierer Platt kennt deren eine ganze Anzahl.

Krankheiten beginnen meist damit, dass man sich malaad (franz. malade = krank) oder plimerant fühlt, also unwohl und irgendwie mulmig. Das veraltete Wort plimerant hat sich aus dem französischen Begriff „bleu mourant“ (sterbendes Blau) entwickelt. Dieser blass-blaugraue Farbton war eine Modefarbe des Rokoko, und wenn damals Damen in Ohnmacht fielen, was häufiger mal vorkam, dann hauchten sie vorher noch schnell: „Mir wird so bleumourant!“

Etwas handfesteres als diese unbehaglichen Empfindungen ist dann schon die Elennischkaad (­elennisch = elend). Das ist eine allgemeine Abgeschlagenheit, bei der man sich lustlos und schlapp fühlt. Die Elennischkaad kann sich dann schnell zum Fräggerd entwickeln. Dä Fräggerd ist eine mit Kobbwie (Kopfschmerzen) und Schnaob (Schnupfen) verbundene Erkältung. Wenn es noch ärger kommt, wird aus däm Fräggerd auch noch die Frägg. Die Frägg ist eine wirklich schwere Erkältung.

Kurze Zwischenbemerkung: Die Wörter, Fräggerd, Frägg und das dazu gehörende Verb fräggen gehen auf das hochdeutsche Wort frecken, also krepieren, zurück. Ihre Bedeutung im Trierischen Platt ist aber weit milder als das hochdeutsche Stammwort.

Zurück zum Thema: Der schlimme Husten, der oft mit der Frägg verbunden ist, heißt derb und bildhaft die Kaoz. Wer die Frägg und die Kaoz hat, gehört ins Bett.

Dann gibt es außerdem noch eine ganze Menge, also enn Aorsch voll (pardon!) kleinerer Wehwehchen, die einen quälen können, zum Beispiel: Griewen (Bläschen­ausschlag am Mund), Pauden (Pickel, Pusteln), Schwären (Geschwüre), Gieschd (Gicht), Zännwie (Zahnschmerzen), Pein ömm Leif (Leibschmerzen), Dönnschiss (Durchfall) oder ein Leiden mit dem merkwürdigen Namen Onngenannt (Ungenannt). Das ist eine Krankheit der Mundhöhle.

Was lernen wir daraus? De bässd Krangkhaad daacht neist! (Die beste Krankheit taugt nichts.)

Weitere Kolumnen finden Sie im Buch „Platt ist nicht platt“ von Horst Schmitt, Verlag Michael Weyand, 14,95 Euro, erhältlich auch unter www.volksfreund-shop.de

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