Serie „Landmarken“, Teil 4 Eine sprudelnde Quelle, die zur Orientierung diente

Konz · Serie „Landmarken“: Der Berendsborn, ein Brunnen in Konz, hatte jahrhundertelang die Funktion einer Gerichtsgrenze.

Der Berendsborn in Konz diente jahrhundertelang als Gerichtsgrenze
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Serie „Landmarken“: Berendsborn in Konz

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Foto: TV/Martin Recktenwald

Ein ganzer Stadtteil von Konz ist nach ihm benannt: Der Berendsborn ist ein Brunnenquell, dessen historische Bedeutung bis heute fortwirkt. Wann genau seine Geschichte begann, lässt sich nur spekulieren. Erstmals urkundlich genannt wird der Berendsborn im Jahr 1506 in einem Pachtvertrag der Abtei Himmerod.

Die Verbindung zum nahe Großlittgen (Landkreis Bernkastel-Wittlich) gelegenen Kloster Himmerod erklärt vermutlich den Namen. Dieser ist außerdem in der Gestaltung des Brunnens erkennbar. Denn die Figur mit Abtstab und Bienenkorb auf dem Brunnensockel zeigt den Heiligen Bernhard von Clairvaux. Die Statue schuf der Bildhauer Silvio dell’Antonio aus Wittlich, als der Brunnen 1989 neu gestaltet wurde.

Der Name Bernhards steht für das Aufblühen des Zisterzienser­ordens Anfang des 12. Jahrhunderts. Die Mönche wollten die Ordensregeln des Heiligen Benedikt von Nursia erneuern. Ihrer Meinung nach hatte sich die Praxis der Zeit zu sehr von den Idealen dieses Urvaters der christlichen Ordensgemeinschaften entfernt. Besonders die Arbeit sollte im Leben der Zisterzienser wieder einen höheren Stellenwert erhalten.

 Der Konzer Berendsborn diente jahrhundertelang als Gerichtsgrenze. Der große Quarzit-Stein wird „Weißer Wacken“ genannt.

Der Konzer Berendsborn diente jahrhundertelang als Gerichtsgrenze. Der große Quarzit-Stein wird „Weißer Wacken“ genannt.

Foto: TV/Martin Recktenwald

Bernhard war ein einflussreicher Kirchenlehrer. Er verbreitete die Ideen der Zisterzienser über ganz Europa und regte zahlreiche Klostergründungen an – darunter 1134 die Abtei Himmerod. Der Heilige hat aber auch eine Seite, die heute eher kritisch beurteilt wird. Denn es waren unter anderem seine Predigten, die bei vielen Zeitgenossen eine stürmische Begeisterung für die „Befreiung des Heiligen Landes“ hervorriefen. Ergebnis solcher Ansichten waren Kreuzzüge, die viel Leid mit sich brachten. Mit diesem Aspekt hat der Berendsborn in Konz aber keine erkennbare Verbindung.

Über die Jahrhunderte wurde der Brunnen praktisch genutzt. Er diente beispielsweise als Waschplatz der Konzer Doktoren. Eine seiner wichtigsten Funktionen, eine juristische, nennt eine Inschrift. Passend dazu ist ein Dokument von 1573 erhalten, das den Brunnen offiziell als Hochgerichtsgrenze zwischen den Ämtern Saarburg und Trier benennt. Je nachdem auf welcher Seite des Berendsborns also ein Straftäter verhaftet wurde, war entsprechend ein anderes Gericht zuständig.

Die Sichtbarkeit als Grenz­markierung unterstützt der „Weiße Wacken“. Dieser auffällige Quarzit-Stein steht – bis auf rund 90 Jahre Unterbrechung – seit sehr langer Zeit neben der Quelle. Seine Form lässt vermuten, dass ihn schon in der Antike die Kelten oder noch frühere Bewohner der Region als Kultstein nutzten.

Ein Kult anderer Art machte sich den „Weißen Wacken“ 1912 zu­nutze. Damals entfernte man ihn von seinem Stammplatz und stellte ihn stattdessen auf einen Sockel am neu geschaffenen Kaiserwäldchen. Dieses Areal unterhalb des heutigen Stadtteils Roscheid wurde zu Ehren des Deutschen Kaisers angelegt. Anlass waren das 25. Thron­jubiläum Wilhelms II. sowie der 100. Jahrestag der Niederlage Napoleons in Russland. Später verwilderte das Kaiserwäldchen allerdings und ging im angrenzenden Wald auf. Daher setzte die Stadt Konz 2002 einen erneuten Umzug in Gang, und der „Weiße Wacken“ kehrte wieder an den Berendsborn zurück.

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