Dezernentenwahl: Der erste Hut liegt im Ring

Trier · Stadtrat Thomas Albrecht hat am Montagabend in der Sitzung der CDU-Fraktion bekanntgegeben, dass er sich vorstellen könne, Triers neuer Dezernent für Kultur, Recht, Ordnung und Tourismus zu werden. Ob er sich tatsächlich bewerbe, stünde allerdings noch nicht letztlich fest, erklärte er im Gespräch mit dem TV.

 Thomas Albrecht (Mitte), will Triers neuer Kulturdezernent werden. Unser Bild zeigt ihn als Teilnehmer eine Podiumsdiskussion mit TV-Redakteur Roland Morgen, Rainer Lehnart (SPD-Stadtrat), Dominik Heinrich (Grünen-Stadtrat) und TV-Redakteur Michael Schmitz (von links). TV-Foto: Friedemann Vetter

Thomas Albrecht (Mitte), will Triers neuer Kulturdezernent werden. Unser Bild zeigt ihn als Teilnehmer eine Podiumsdiskussion mit TV-Redakteur Roland Morgen, Rainer Lehnart (SPD-Stadtrat), Dominik Heinrich (Grünen-Stadtrat) und TV-Redakteur Michael Schmitz (von links). TV-Foto: Friedemann Vetter

Zwei Stunden lang tagte die CDU-Fraktion am Montagabend in ihren Räumen im Trierer Rathaus. Für viele dürfte das, was ihr Vizevorsitzender Thomas Albrecht ihnen mitzuteilen hatte, eine handfeste Überraschung gewesen sein: "Ja, ich kann mir vorstellen, mich auf die freigewordene Dezernentenstelle im Trierer Stadtvorstand zu bewerben", bestätigte er nach der Sitzung auch dem Trierischen Volksfreund.
Das Internet-Blog "Trier Reporter" hatte vorige Woche über Albrechts Ambitionen spekuliert. Bestätigt hatte der Mariahofer das bislang allerdings nicht.
Ganz sicher sei er sich ohnehin noch nicht, ob er tatsächlich eine Bewerbung einreiche. "Ich mag meinen jetzigen Beruf sehr, und es würde auch keine leichte Aufgabe auf mich warten", erklärte der Oberstaatsanwalt, der die Abteilung 1 der Trierer Strafverfolgungsbehörde leitet. "Aber ich hätte schon große Lust, Trier in den nächsten Jahren weiter mitzugestalten."
Seit 23 Jahren sitzt Albrecht für die CDU im Trierer Stadtrat und hat sich unter anderem auf den Feldern Kultur, Straßenverkehr und Recht profiliert. Der 60-Jährige hat in der Partei auch schon Rückgrat bewiesen - zum Beispiel, als er 2011 die längst hinter den Kulissen brodelnde Kritik an Ex-Überparteichef Bernhard Kaster beim Parteitag offen zur Sprache brachte.
Finanziell verbessern würde sich der Mariahofer, dessen Frau Jutta ebenfalls im Stadtrat sitzt, übrigens wohl nur in geringem Maße: Als Abteilungsleiter bei der Staatsanwaltschaft steht er zwar eine Gehaltsstufe unter der Tarifgruppe B3, nach der der neue Dezernent bezahlt wird. Allerdings würde der Mariahofer seine Nebentätigkeit als Ausbilder der juristischen Referendare samt Gehalt verlieren. Unterm Strich blieben seine Einkünfte daher wohl in etwa gleich.

Wie er den Rückhalt seiner eigenen Fraktion bei einer möglichen Bewerbung einschätzt, dazu wollte Albrecht sich am Montagabend nicht äußern. "Da kann die Fraktion sich auch noch keinesfalls festlegen, schließlich muss diese Entscheidung auch davon abhängig gemacht werden, wer sich sonst noch bewirbt", erklärte Albrecht.
CDU-Fraktionschef Udo Köhler war am Montagabend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Fraktionssprecherin der Grünen, Petra Kewes, erfuhr von dem möglichen ersten Bewerber für die Dezernentenstelle durch den TV. "So spontan kann ich mich jetzt nicht dazu äußern, mit der Neuigkeit müssen wir uns erstmal befassen", erklärte sie am Telefon.
CDU und Grüne haben im 54-köpfigen Trierer Stadtrat mit 29 Sitzen die für die Dezernentenwahl notwendige Mehrheit. Das schwarz-grüne Bündnis könnte also auch ohne Zustimmung der anderen Fraktionen Albrecht zum neuen Beigeordneten machen.
Oberbürgermeister Wolfram Leibe hatte vorige Woche im Gespräch mit dem TV betont, dass sofern sich CDU und Grüne intern auf einen Kandidaten festlege, eine Ausschreibung der Stelle inklusive aufwendigem Bewerber- und Vorstellungsverfahren obsolet wäre.
Mit welchen Anforderungen die Stelle ausgeschrieben werden soll, darüber entscheidet der Stadtrat am Dienstag in einer Sondersitzung. Oberbürgermeister Leibe hatte den Fraktionen dazu einen Vorschlag unterbreitet (siehe Extratext unten). Die Freien Wähler haben angekündigt, dem Textvorschlag nicht zuzustimmen. "Wir wollen, dass der Bereich Kultur auf einen zusätzlichen Manager ausgelagert wird", erklärte Fraktionschefin Christiane Probst am Abend. Auch die Linke präferiert eine solche Auslagerung. Die SPD will laut Parteichef Sven Teuber, dass keine Studienfächer vorgegeben werden, um Bewerber nicht auszuschließen, die ein kulturspezifisches Fach studiert haben.

Extra Stellenausschreibung
So lautet der Textvorschlag des Stadtvorstandes für die Stellenanzeige, die unter anderem in der Wochenzeitung Die Zeit geschaltet werden soll (Stand: Montagabend):
"Bei der Stadt Trier ist die Stelle einer/eines hauptamtlichen Beigeordneten für den Geschäftsbereich Kultur, Tourismus, Recht, Sicherheit und Ordnung (Kulturdezernent/in) zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu besetzen.
Zum Geschäftsbereich der/des Beigeordneten gehören die Bereiche Kultur (Museum, 3-Sparten-Theater, Amt für Kultur und internationale Angelegenheiten), Tourismus sowie Recht, Sicherheit und Ordnung (Rechtsamt, Rechtsausschuss, Bürgeramt, Ordnungsamt, Standesamt, Straßenverkehrsamt, Amt für Ausländerangelegenheiten und Zentralstelle für Rückführungsfragen Rheinland-Pfalz, Amt für Brand-, Zivilschutz und Rettungsdienst) mit ca. 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Änderungen in der Geschäftsverteilung bleiben vorbehalten.
Die Ausschreibung richtet sich an Interessentinnen/Interessenten mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium, vorzugsweise der Fachrichtungen Betriebswirtschaft, Rechtswissenschaften oder Volkswirtschaft. Sie verfügen über mehrjährige (mindestens fünf Jahre) Führungserfahrung. Mehrjährige praktische Erfahrung in einer dem Amt angemessenen hauptamtlichen Verwaltungstätigkeit oder entsprechende Berufserfahrung im Kultursektor sind von Vorteil. Von der Bewerberin/dem Bewerber wird umfassendes Verständnis in gesellschaftspolitischen Fragestellungen und eine hohe Identifikation mit Kunst und Kultur erwartet. Ebenso erwartet werden eine gute strukturierte Arbeitsmethodik, hervorragende analytisch-konzeptionelle Fähigkeiten und ein hohes Maß an sozialer Kompetenz zur kooperativen, zielorientierten Führung des Dezernates. Ebenso vorausgesetzt werden ein hohes Maß an Verhandlungsgeschick sowie kommunikative Fähigkeiten, Überzeugungskraft und Kooperationsbereitschaft, um tragfähige Lösungen mit unterschiedlichen Interessenvertretern zu erarbeiten und umzusetzen.
Die Wahl erfolgt auf die Dauer von acht Jahren unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Zeit. Die Besoldung richtet sich nach der Kommunal-Besoldungsverordnung des Landes Rheinland-Pfalz. Danach ist das Amt bei der Einwohnerzahl der Stadt Trier den Besoldungsgruppen B3/B4 LKomBesVO zugewiesen. Außerdem wird eine steuerfreie Dienstaufwandsentschädigung gezahlt.
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen sind bis zum 9. Februar 2017 (Ausschlussfrist) an den Oberbürgermeister der Stadt Trier, Herrn Wolfgang Leibe - persönlich - Rathaus, Augustinerhof 54290 Trier, zu richten."
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