Ein Double für den Oberbürgermeister

TRIER. "Verstehen Sie Spaß?", ist die erste Live-Produktion, die aus der Arena Trier ausgestrahlt wird. Damit zur gewollten nicht noch unfreiwillige Komik kommt, bereitet ein 120-köpfiges Team des Südwestrundfunks seit Tagen die Fernsehshow akribisch vor.

Mini-Schokoriegel, Pralinen, Gummibärchen: Berge von Süßigkeiten verteilt eine junge Frau im Büro der Aufnahmeleitung auf kleine Körbchen. "Nervennahrung", sagt ihr Kollege und nimmt die Zuckerbomben mit zur "mobilen Regie" nach nebenan in die Arena. Die "mobile Regie" ist ein rollbarer Riesen-Tisch, an dem sechs kleine und ein großer Monitor angebracht sind. Davor sitzen Regisseur Dieter Pröttel, ein Bildmischer und ein Verantwortlicher fürs Licht. Nur während der Stellproben beobachten und lenken sie von da aus das Geschehen auf und vor der Bühne, die nur ein paar Meter entfernt ist. Bei der Generalprobe und der Live-Ausstrahlung werden sie im Übertragungs-Wagen auf dem Parkplatz der Arena sitzen. Bei der Stellprobe wird der Ablauf der Show festgelegt. Wann wer von welcher Seite die Bühne betritt. Wo die Gäste sitzen. Welche Kamera zu welchem Zeitpunkt was für eine Einstellung übernimmt. Wann sich der computergesteuerte Bühnenaufbau in der Mitte zerteilen muss, um den Blick frei zu geben auf die Kulissen, zwischen denen die Bands Silbermond und Die Fantastischen Vier auftreten werden. Zuerst betritt Frank Elstner die Bühne. Das Gerüst seiner Moderationstexte hat SWR-Autor Gerd Schmitt bereits geschrieben, aber Elstner ist versiert genug, nicht einen vorgegebenen Text herunterzuspulen. Mit viel Spannung in der Stimme und leicht übertriebener Satzmelodie, als würde er tatsächlich vor einem großen Live- und einem Millionen-Fernsehpublikum sprechen, sagt der Dinosaurier unter den deutschen Showmastern: "Die Tafeln sind aber zu klein, den Text musst du mir am Samstag auf zwei aufteilen." Es scheint, als wüsste jeder der vierzig Leute, die vor der Bühne herumwuseln oder auf Stühlen auf ihren Einsatz warten, genau, was sie zu tun haben. "Wir arbeiten seit Jahren mit dem gleichen Team zusammen", sagt Produktionsleiter Gerhard Hoffmann, der seit 16 Jahren beim Südwestrundfunk ist. Mit der Trierer Arena ist er rundum zufrieden. "Endlich können wir aus Rheinland-Pfalz senden", sagt der Pfälzer. Alle anderen Hallen seines Heimatbundeslandes seien ungeeignet. "Wichtig ist, dass Deckenkonstruktion und Boden ausreichend belastbar sind und wir eine Breite von mindestens 52 Metern haben", sagt Hoffmann. Die Mainzer Rheingoldhalle sei zu klein, die Decke der Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen zu schwach für das Aufhängen von Lampen und Boxen, die zusammen rund 20 Tonnen wiegen. Auf der Bühne probt Frank Elstner gerade die Anmoderation von Eckart Witzigmann. "Begrüßen Sie mit mir den Starkoch, der Frauenherzen zum Schmelzen bringt." Auf die Bühne kommt, von links, ein langhaariger Studententyp. Das "Lichtdouble" schlappt zum Sofa, setzt sich. "Wie geht es ihrer Frau?", imitiert Elstner das Kurzinterview, das er am Samstag mit dem Stargast führen wird. "Wie geht es dem Ton?", schiebt er nach, als die Antwort des Studenten ohne elektrische Verstärkung ungehört verhallt. Stephan Vanecek wartet noch auf seinen Auftritt. Der Mehringer ist das Lichtdouble für Tagesschausprecher Jens Riwa und für Oberbürgermeister Helmut Schröer, den Frank Elstner am Samstag in der ersten Reihe persönlich begrüßen wird. Nach einer Stunde ist die Stellprobe zu Ende. "Ich fühle mich sicher", sagt Frank Elstner zu Regisseur Pröttel. Der wirkt nicht ganz so entspannt - obwohl die Körbchen mit den Schoko-Vorräten am Tisch der "mobilen Regie" komplett geleert sind.

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