Eine Auszeichnung gegen das Vergessen

Die Schriftstellerin Katharina Hacker hat den Stefan-Andres-Preis der Stadt Schweich erhalten. In einer Feierstunde überreichte Bürgermeister Otmar Rößler der Autorin die Auszeichnung.

 Schriftstellerin Katharina Hacker liest aus ihrem Buch „Eine Art Liebe“, für das sie den Stefan-Andres-Preis der Stadt Schweich erhielt. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Schriftstellerin Katharina Hacker liest aus ihrem Buch „Eine Art Liebe“, für das sie den Stefan-Andres-Preis der Stadt Schweich erhielt. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Schweich. (cst) Die Stadt Schweich verlieh den Stefan-Andres-Preis in diesem Jahr an die Schriftstellerin Katharina Hacker. In einer Feierstunde in der ehemaligen Schweicher Synagoge überreichte Stadtbürgermeister Otmar Rößler die Auszeichnung, die mit 2500 Euro dotiert ist. Unter den 100 Besuchern des Festakts waren auch Angehörige der Familie Andres.

Mit der Urkunde würdigte die Jury, die sich aus neun Mitgliedern zusammensetzt, die schriftstellerische Leistung Hackers bei ihrem Roman "Eine Art Liebe". Das Buch behandelt das Los der Juden in der Zeit des Holocaust. Bürgermeister Rößler sagte im Namen der Jury, dass die Erzählerin die Aufgabe bewältigt habe, dem Leser das Schicksal eines Überlebenden näherzubringen. Hacker mache die leidvolle Vergangenheit eines jüdischen Bürgers in der Form einer Geschichte überhaupt erst mitteilbar. Die Schriftstellerin schöpfe aus einer poetischen Kraft, die das Nicht-Erinnern einholt, damit nicht, wie es im Roman heiße, "eine Art Vergessen" eintritt, sagte Rößler.

Der Roman erzählt von einer Frau, die in Jerusalem die Geschichte eines Anwalts und seines Freundes aufschreibt. Dabei thematisiert er Verrat, Schuld, das Verhältnis zwischen Juden und Christen, den Holocaust und die gegenwärtige Lage in Israel.

Katharina Hacker, die 2006 den deutschen Buchpreis erhalten hat, freute sich sehr über die Auszeichnung: "Es ist eine Anerkennung meiner Arbeit und meines Buches", sagte sie. Der Roman hatte bisher im Gegensatz zu ihren anderen Werken noch keine Auszeichnung erhalten. Die Schriftstellerin war bisher noch nie an der Mosel gewesen. Sie versprach, wieder nach Schweich zu kommen.

Katharina Hacker ist 43 Jahre alt und studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Freiburg. 1990 wechselte sie an die Hebräische Universität Jerusalem und unterrichtete in Tel Aviv. Seit 1996 lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin. Weitere Bücher von ihr sind "Die Habenichtse" und "Alix, Anton und die anderen."

Extra Der Stefan-Andres-Preis wird von der Stadt Schweich verliehen, die die Auszeichnung 1984 anlässlich der Stadtwerdung gestiftet hatte. Damit würdigt die Jury, die aus Vertretern der Stadt Schweich, der Stefan-Andres-Gesellschaft und Literaturwissenschaftlern besteht, Schriftsteller, die in deutscher Sprache eine literarisch hohe Qualität erreichen und im christlichen Humanismus wurzeln. Bisherige Preisträger sind Alfred Gulden, Christoph Hein, Barbara Honigmann, Matthias Mander, Johannes Kühn, Peter Stephan Junk, Arnold Stadler und Thomas Hürlimann. (cst)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort