Gewagte Sprünge und elegante Balanceakte

Trier · Sobald die Sonne das kalte Nass des Winters verdrängt, zieht es sie vor die Basilika. Mit gewagten Sprüngen sorgen die Sportler der Trierer Parkour-Szene für viel Aufmerksamkeit - doch nur wenige Menschen wissen, worum es bei dieser Sportart überhaupt geht.

Trier. Gute Laufschuhe und körperliche Fitness - diese beiden Vorraussetzungen genügen den jungen Sportlern vor der Trierer Basilika, um erstaunte Blicke der Sonntagsspaziergänger zu ernten. Gewagte Sprünge, kraftraubende Kletteraktionen und ruhiges Balancieren - die Trendsportart Parkour besteht aus vielen ganz unterschiedlichen Elementen, mit denen natürliche Hindernisse möglichst elegant überwunden werden sollen."Wir sind Jugendliche aus der ganzen Region und treffen uns jeden Sonntag in Trier an der Basilika, um gemeinsam zu trainieren", erklärt Tom Lichtmes und ergänzt, "die Altersspanne der Sportler liegt zwischen 13 und 31 Jahren."Gerade für die ganz jungen Traceure, so nennen sich die Sportler (französisch: "der den Weg ebnet" oder "der eine Spur legt") , ist die Erfahrung der "alten Hasen" von großer Bedeutung. Die 14-jährige Carmen Rauls erzählt: "Meine Eltern fanden Parkour am Anfang schon ein bisschen gefährlich. Aber wir haben hier gute Trainer und die achten darauf, dass wir nicht viel falsch machen und dass nichts passiert." Auch ein Routinier wie Tom Lichtmes muss sich das Risiko immer wieder vor Augen führen, um nicht leichtsinnig zu handeln: "Beim Parkour lernt man, mit dem Risiko umzugehen, man lernt Eigenverantwortlichkeit", erklärt Lichtmes, der unter der Woche als Betreuer beim Club Aktiv arbeitet und nun seit fünf Jahren seine Freizeit als Traceur verbringt.Die Trierer Szene ist in den letzten Jahren stark gewachsen. "Wir müssen schauen, dass wir den Nachwuchs fördern und dabeibehalten", sagt der 20-jährige Florian Busch und ergänzt, "die ersten Schritte sind natürlich schwer und viele haben am Anfang ein Schamgefühl, sich hier in einer Kulturstadt vor den Touristen so zu bewegen, aber es entwickelt sich". Florian Busch begrenzt sich nicht nur auf die effektivsten Bewegungen wie beim Parkour üblich, sondern versucht, auch Turnelemente in seine Übungen einzubauen. Dies nennt sich "Freerunning". So bilden sich immer wieder ganze Trauben von Zuschauern, wenn Busch vor der Basilika mit einem Rückwärts-Salto von einer gut zwei Meter hohen Mauer springt und elegant auf dem Steinboden landet. www.volksfreund.de/videoCarmen Amlinger, 15, Trier: "Am Parkour gefällt mir besonders die nette Gruppe, und es begeistert mich, dass jeder sein eigenes Ding macht. Es ist ein offenes Training und man kann sich selber aussuchen, was man trainieren will." Tamara Braun, 18, Trier: "Ich habe mit Parkour begonnen, weil ich mich weiterentwickeln will und überhaupt gerne Sport mache. Die Herausforderung hat mich angespornt. Auch die Gruppe, in der sich alle helfen, gefällt mir." Carmen Rauls, 14, Schöndorf: "Mir gefällt an der Sportart Parkour besonders, dass man sich frei entscheiden kann, was man üben will, es gibt so viele verschiedene Sachen, die man bei Parkour trainieren kann." Florian Busch, 20, Trier: "Der Sport gibt eine sehr große individuelle Entfaltungsmöglichkeit. Man kann diesen Sport ,leben\', ist an keine Regeln gebunden, man kann machen, was man möchte, wo man es möchte. "Wie ist Parkour entstanden? Dazu Tom Lichtmes, Traceur aus Trier: "Der Begründer der Parkour-Bewegung, David Belle, hat die ,Mé-thode Naturelle\' von seinem Vater Raymond, der in Indochina als Waisenkind zum Soldaten ausgebildet und später in der Pariser Feuerwehr durch Rettungseinsätze bekanntwurde, gelernt. David Belle hat diese Kunst der Fortbewegung dann in den Vororten von Paris auf städtische Vorraussetzungen umgelegt. Immer mehr Jugendliche sind ihm gefolgt und daraus ist schließlich Parkour entstanden - für die meisten Traceure mehr eine Lebenseinstellung als eine Sportart. David Belle betreibt Parkour jetzt seit über 20 Jahren, und auf der ganzen Welt finden sich immer mehr Anhänger." ben

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