"Ich kenne Triers Stärken und Schwächen"

Trier · Die SPD Trier hat Wolfram Leibe offiziell zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl am 28. September bestimmt. Auf einem Nominierungsparteitag am Samstag stimmten 58 von 61 Delegierten für den Leiter der baden-württembergischen Direktion der Bundesagentur für Arbeit.

 Wolfram Leibe (53). TV-Foto: Friedemann Vetter

Wolfram Leibe (53). TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Ohne Gegenstimmen startet Wolfram Leibe in den Wahlkampf: 58 der 61 SPD-Delegierten gaben dem 53-Jährigen im Bürgerhaus Trier-Nord ihre Stimmen, drei enthielten sich. "Ich bin kein Greenhorn", rief Leibe den versammelten Sozialdemokraten zu. "Ich kenne Triers Stärken und Schwächen." Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Triers SPD-Vorsitzender Sven Teuber feierten Leibe als "optimalen Kandidaten" und "sichere Bank".
Leibes Kandidatur war - ebenso wie die seiner Konkurrentin Hiltrud Zock - eine Überraschung: Niemand hatte den Verwaltungsprofi auf dem Schirm, als die SPD ihn Mitte November als Anwärter für die Trierer Verwaltungsspitze präsentierte (der TV berichtete). Seitdem ist es ihm offenbar gelungen, die Parteibasis vollkommen zu überzeugen.
Der frühere Chef der Arbeitsagentur Trier (2008 bis 2013) trat am Samstag mit einer langen, aber dennoch lockeren Rede vor die versammelten Genossen. "20 Jahre im Dienst der Bundesagentur für Arbeit sind eine ständige Gratwanderung zwischen Nein-Sager und Ermöglicher", schilderte er. Die Herausforderung, eine Stadtverwaltung mit mehr als 1000 Mitarbeitern zu leiten, schrecke ihn nicht ab - sie erscheint sogar regelrecht klein im Vergleich mit seinem aktuellen Job. Als Geschäftsführer der Regionaldirektion Baden-Württemberg leite er in Stuttgart mehr als 9000 Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit.
Seine Verbindung zu Trier sei enorm stark, betonte Leibe - aus beruflicher ebenso wie aus familiärer Sicht. "Daran ist Peter Schwenkmezger, der frühere Präsident der Uni Trier, nicht unschuldig." Dieser habe schließlich Leibes Gattin, die Anglistik-Professorin Andrea Sand, nach Trier geholt. So habe er spontan und sofort "Ja" gesagt, als Triers Parteichef Teuber ihn Anfang Oktober im Auftrag des Vorstands gefragt habe, ob er zur Wahl des Trier er Oberbürgermeisters antreten wolle.
Wolfram Leibe präsentierte seine Visionen für Trier - nachdem man ihm sein Bekenntnis verziehen hatte, den Riesling zwar mittlerweile zu lieben, mit Viez aber nicht viel anfangen zu können. "Die herrliche Lage der Stadt Trier im Moseltal ist ein Segen, aber zugleich auch ein Fluch." 30 000 Menschen pendeln täglich aus dem Umland nach Trier, 7000 in Richtung Luxemburg. "Die Lösung des Verkehrsproblems liegt jedoch nicht in großen Straßen- und Autobahnprojekten", sagte Leibe und stellte sich damit klar gegen die West- und Nordumfahrung. Stattdessen stellte er sich hinter die Wiederbelebung der Westtrasse. "Lasst uns von mir aus über die Standorte der einzelnen Haltepunkte streiten", appellierte er. "Aber generell wäre es wirklich Wahnsinn, ein solches Projekt, von dem so viele Menschen profitieren, einfach abzulehnen."
Die Schullandschaft ist nach dem Verkehr die Nummer zwei auf der Liste der Trierer Dauerprobleme. Auch hier vertritt Leibe eine klare Meinung. "Wir müssen weg von der Sozialromantik und den Kleinstgrundschulen", erklärte er im Bürgerhaus Trier-Nord. "Unsere Kinder brauchen möglichst gute Grundschulen, nicht möglichst viele Grundschulen."
In Stuttgart hat Leibe miterlebt, wie die Finanzierung einer Kulturlandschaft funktionieren kann. Wenn man Glück hat. Porsche unterstützt den Neubau der Ballettschule John Cranko mit zehn Millionen Euro. "Nun wird Porsche nicht nach Trier kommen", sagte der OB-Kandidat. "Aber es gibt auch in und um Trier Menschen, die sich für das Theater engagieren wollen. Mit diesen müssen wir zusammenarbeiten, denn ein Oberzentrum wie Trier braucht ein Theater."Extra

Geburtsort: Grißheim in Südbaden Studium: Jura in Freiburg und Hamburg Beruf: Einstieg in die Sozialverwaltung. Leitung der Trierer Agentur für Arbeit ab 2008, Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg ab 2013 Familie: Verheiratet mit der Anglistik-Professorin Andrea Sand, Tochter Pauline (14) besucht ein Trierer Gymnasium jp

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