Neuer Anlauf zum Moselaufstieg

Zwei der größten Straßenbauprojekte in der Region rücken wieder ins Blickfeld. Im April soll der Stadtrat Trier beschließen, ob der Moselaufstieg (Direktverbindung vom Moseltal zur A 64) weiter verfolgt wird. In die Bewertung fließt auch eine mögliche Nordumfahrung (Meulenwald-Autobahn) ein.

Trier. Staus in Trier verhindern, Gewerbegebiete bei Euren und den Raum Konz/Saarburg besser anbinden: All das soll der Moselaufstieg (Westumfahrung) leisten. Diese Verkehrstrasse (B 51 neu) soll von Konz über eine neue Moselbrücke, dann zwischen Igel und Trier-Zewen hindurch zur A 64 führen. Doch mangels Aussicht auf Umsetzung entzog das Oberverwaltungsgericht 2005 dem Projekt die Rechtsgrundlage.

Im Januar 2007 erteilte der Trierer Stadtrat der Verwaltung einen Prüfauftrag für Varianten zum Beispiel in Verlängerung der Konrad-Adenauer-Brücke. Auch umweltverträgliche Lösungen für eine Nordumfahrung von Trier (Verbindung zwischen A 1 bei Schweich und A 64) sollten dabei ausgelotet werden. Im Mai 2010 kündigte die Verwaltung schließlich an, den Rat "nach der Sommerpause" zu informieren. Doch nichts passierte.

"In diesen Tagen jährt sich der Antrag im Stadtrat zum vierten Mal, leider ohne dass Fortschritte erzielt wurden", stellt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier in einem Brief an die Stadt fest. Um die Investitionsprojekte Westumfahrung und Nordumfahrung in den Bundesverkehrswegeplan zu bringen, müsse "die überfällige Meinungsfindung zum Abschluss gebracht werden", fordern IHK-Präsident Peter Adrian und Hauptgeschäftsführer Arne Rössel.

Auf TV-Anfrage verweist Stadt-Pressesprecher Ralf Frühauf auf eine Verkehrsuntersuchung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) zum Raum Trier-Luxemburg. Deren Ergebnisse lagen zwar im Mai 2010 vor (der TV berichtete). Details zur Nordumfahrung habe der LBM in Koblenz jedoch zunächst nicht veröffentlicht.

Mehrheitsverhältnisse im Rat unklar



Daraufhin forderte die Stadt nach eigenen Angaben erstmals im Juni 2010 den sogenannten Materialband an. Es folgten mehrere Telefon- und Briefkontakte zwischen Stadt und LBM, bis der Band im Dezember bei der Stadt eintraf.

Mit diesen LBM-Daten wird wiederum die "Machbarkeitsstudie Moselaufstieg" ergänzt, die das Büro Arcadis schon im November 2008 vorgelegt hat - damals unter dem missverständlichen Titel "Zwischenbericht". "Das Büro hat den Auftrag von der Stadt damit voll erfüllt und dafür das Honorar in Höhe von 51 000 Euro bekommen", stellt Ralf Frühauf klar.

Die Verwaltung wertet derzeit mit dem Büro R+T, das auch das Mobilitätskonzept für Trier entwirft, die LBM-Daten aus. Herauskommen soll eine Gesamtbetrachtung und Bewertung als fundierte Basis für ein politisches Votum. Damit wird sich zunächst der Bauausschuss befassen und am 14. April der Stadtrat.

Die Mehrheitsverhältnisse zum Themenkomplex im Rat sind keineswegs klar. CDU und FWG haben sich immer wieder pro Moselaufstieg positioniert. Das gilt prinzipiell auch für die FDP, die allerdings Schwierigkeiten bei der Finanzierung befürchtet. Die Grünen lehnen das Projekt ab, weil es Trier nicht vom Verkehr entlaste und das Geld etwa für eine Regionalbahn um Trier weitaus besser investiert sei. "Wir haben immer gesagt, dass wir vor einer Entscheidung den Abschluss der Untersuchungen abwarten", stellt Rainer Lehnart für die SPD-Fraktion fest.

Der Kreisausschuss Trier-Saarburg hatte 2007 einen Beschluss pro Moselaufstieg in der ursprünglichen Variante über Zewen gefasst. Im Bund könnte das Projekt frühestens 2015 nach vorne rücken.

Meinung

Quälendes Verfahren

Die Planungsgeschichte von Moselaufstieg und Nordumfahrung füllt eine Regalwand. Vornehmlich bürgerliche Parteien tragen die Megastraßenbauprojekte immer noch wie eine Monstranz der Wirtschaftsfreundlichkeit vor sich her. Verkehrstechnisch wären sie tatsächlich sinnvoll. Doch dass die Chancen auf eine Realisierung angesichts chronischer Finanznot schlecht wie nie stehen, blenden Politiker aus. Stadt, LBM und private Büros planen mit hohem Aufwand, Kosten und langem Hin und Her, ohne dass eine Lösung näher rückt. Eine Mehrheit für den Moselaufstieg im Stadtrat gibt es, wenn überhaupt, nur für die Variante über Zewen. Bei einem solchen Beschluss wäre der alte Stand wieder erreicht, also auch nichts gewonnen, sondern nur heiße Luft produziert. m.hormes@volksfreund.de

EXTRA

Varianten des Moselaufstiegs: Von fünf untersuchten Varianten favorisieren die Autoren der Machbarkeitsstudie insgesamt die Variante 1b. Sie führt in Verlängerung der Konrad-Adenauer-Brücke teilweise im Tunnel durch den Markusberg und gilt als umweltverträglicher. Für den Durchgangsverkehr gilt die Lösung über Igel/Zewen (bestehende Planung) als die beste. Beide Lösungen kosten knapp 50 Millionen Euro, die der Bund als Bauherr tragen müsste. (cus)

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