Neues Einkaufszentrum wird konkreter

Trier · Die Stadt Trier hat erstmals die Absicht des Projektentwicklers ECE aus Hamburg bestätigt, in Trier zu investieren. Details wollen der Stadtvorstand und das Unternehmen am Donnerstag, 18. April, bekanntgeben.

Trier. Seit Wochen verdichteten sich Gerüchte über das Interesse der Hamburger Projektmanagementgesellschaft ECE, in Trier ein Einkaufscenter zu bauen. Im März bestätigte ein Unternehmenssprecher auf TV-Anfrage schon das Interesse am Standort Trier. Die Stadtverwaltung hielt sich bisher mit Aussagen zurück, nun hat sie zu einer Pressekonferenz für den 18. April eingeladen.
Wie viel verträgt Trier?


Schon die Teilnehmer lassen die große Bedeutung erkennen, die der Stadtvorstand dem Thema offenbar beimisst: Oberbürgermeister Klaus Jensen, Wirtschaftsdezernent Thomas Egger (FDP), Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) und Johannes Weinand (Amtsleiter Stadtentwicklung und Statistik) werden dabei sein - und ein Vertreter der ECE.
Schon vor einigen Monaten sei die ECE auf die Stadt zugekommen, heißt es in der Einladung. Beide Seiten, Stadt und ECE, wollen nun gemeinsam Fragen klären, die mit einer Investition der Hamburger in Trier verbunden wären. Es soll eine Standortanalyse geben, über die mögliche Größe des Projektes soll beraten werden und über die Sortimentierung, die der städtische Einzelhandelsmix noch vertragen könnte. Bei allem sei die "Verträglichkeit für die Stadt" zu bewerten, heißt es in der Einladung.
Tatsächlich ist das Thema brisant. Die City-Initiative Trier hat sich bereits gegen ein weiteres Einkaufscenter zusätzlich zur Trier-Galerie ausgesprochen (der TV berichtete).
Im Vergleich dazu liest sich die aktuelle Einladung der Stadt geradezu wohlwollend. Trier als regionales Oberzentrum habe an Zentralität verloren. Das heißt, es wird nicht mehr so viel Kaufkraft auch aus dem weiteren Umland in Trier gebunden wie zuvor. Weitere Verluste drohten durch neue Einkaufszentren in Luxemburg und den allgemeinen Rückgang der Einwohnerzahlen in der Region. "Vor diesem Hintergrund ist zu klären, ob und in welcher Form das geplante Investment von ECE für die weitere Entwicklung der Stadt Trier vorteilhaft genutzt werden kann."
Als mögliche Standorte gelten für die ECE nur City-Flächen, also in Trier vermutlich solche innerhalb des Alleenrings. Die aber sind bekanntlich begrenzt. Die Stadt hat nach TV-Informationen zwei Flächen in der näheren Auswahl, die bei der anstehenden Analyse im Spiel sein könnten. Dazu gehört offenbar die Europahalle, deren Nutzungsverträge 2017 auslaufen. Äußern will sich die Stadt dazu nicht.
Bewegung gibt es offenbar auch in der Simeonstraße. Die Immobilien-Zeitung berichtete in dieser Woche, das Trierer Karstadt-Gebäude sei mit 16 weiteren Immobilien vom bisherigen Besitzer, dem Highstreet-Konsortium, verkauft worden an ein Joint-Venture der beiden Immobilien-Konsortien Benny-Steinmetz-Gruppe und die österreichische Signa-Holding. Eine Bestätigung dafür war gestern nicht zu bekommen.Meinung

Nicht gleich Nein sagen
Auf den ersten Blick scheint es absurd: Noch ein Einkaufszentrum für Trier? Noch weitere vermutlich gut 100 Mietflächen für Schuhgeschäfte, Boutiquen, Drogerien und Imbisse - die es genau so schon in Dutzenden anderer Großstädte gibt? Dass viele Einzelhändler das als Bedrohung empfinden, ist verständlich. Andererseits gilt gerade im Handel: Die Konkurrenz schläft nicht. Triers Einzelhandelszentralität, Maßstab für die Anziehungskraft des Handels, ist in den vergangenen zehn Jahren gesunken. Auf hohem Niveau zwar, aber das, obwohl die Trier-Galerie hinzugekommen ist. Wittlich und Bitburg rüsten auf. Und wenn die ECE nicht in Trier aktiv wird, wird sie es womöglich in Luxemburg. Zumindest eine ergebnisoffene Prüfung eines ECE-Invests in Trier muss daher möglich sein. m.schmitz@volksfreund.deExtra

Passend zur aktuellen Diskussion eröffnet heute eine Wanderausstellung in Trier: "Schöner Shoppen? - Analyse innerstädtischer Einkaufszentren als Element der Stadtentwicklung". Die Vernissage beginnt um 20 Uhr im Untergeschoss der Trier-Galerie. Das Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz zeigt und bewertet sieben Beispiele von Centerprojekten in Rheinland-Pfalz. cus

Der Hamburger Projektentwickler und Betreiber großer Einkaufscenter, ECE, äußert sich bisher nicht zu Details eines Projektes in Trier. Pressesprecher Robert Heinemann äußert sich aber allgemein zu ECE-Projekten.

Plant die ECE generell nur Einkaufscenter in Innenstädten oder könnten es auch Standorte auf der "grünen Wiese" sein?
Robert Heinemann: Die ECE plant grundsätzlich nur Einkaufszentren in Innenstädten oder Stadtteilzentren großer Städte.

Gibt es eine Mindestgröße an Handelsfläche, die für ECE-Projekte benötigt wird? Wenn ja, welche?
Heinemann: Jedes unserer Projekte ist ein Unikat, das für den Standort maßgeschneidert wird. Daher gibt es auch keine feste Mindestgröße. Untersuchungen zeigen jedoch, dass eine für das Einzugsgebiet ausreichende Größe erforderlich ist, damit zusätzliche Kunden angezogen werden können anstatt Umsätze umzuverteilen.

Wie lange dauert es erfahrungsgemäß von der positiven Entscheidung für einen Standort bis zur vollständigen Entwicklung (also bis zur Eröffnung) eines Centers?
Heinemann: Die reine Bauzeit beträgt in der Regel anderthalb bis zwei Jahre. Alles andere hängt stark von örtlichen Gegebenheiten ab, zum Beispiel von der Notwendigkeit archäologischer Untersuchungen. mic

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