Ruwerer Straße: Alles ruhig auf dem Straßenstrich

Trier · Die Aufregung um die Prostituierten, die seit Sommer in der Ruwerer Straße stehen, hat sich gelegt: Anders als befürchtet bieten weiterhin nur zwei Damen ihre Dienste an, und ein kriminelles Umfeld hat sich ebenfalls nicht angesiedelt. Und auch die Bemühungen, den Frauen rechtlich zu Leibe zu rücken, sind eingeschlafen.

Trier. Es war ein heißes Thema mitten im Sommerloch: Zwei Frauen, in Miniröcken und tief dekolletiert, boten plötzlich in der Ruwerer Straße ihre Liebesdienste an. Bedenkenträger sahen den moralischen Verfall Triers bevorstehen: Eltern befürchteten, dass sich ihre Kinder beim Vorbeifahren vom Autorücksitz aus ein falsches Frauenbild einprägen könnten. Geschäftsleute bangten, dass die Gewerbestraße bald nicht mehr als "die Straße, an der die Handwerkskammer liegt", sondern mit "da, wo der Straßenstrich ist" beschrieben wird. Die Polizei erhöhte die Kontrollen.
Die Politik reagierte prompt: "Schnellstmöglich" müsse die Stadt dafür sorgen, dass der Straßenstrich verschwinde, forderte Monika Thenot, Ortsvorsteherin von Trier-Ruwer. "Unverkennbar" sei das "kriminelle Potenzial" des Straßenstrichs, erklärte die SPD im Ruwerer Ortsbeirat.
Oberbürgermeister Klaus Jensen bezeichnete den Straßenstrich an der Ruwerer Straße als "inakzeptabel" und versprach, "der Entwicklung Einhalt zu gebieten". Auch Ordnungsdezernent Thomas Egger wurde aktiv und kündigte an, das Trierer Sperrgebiet, innerhalb dessen Straßenprostitution verboten ist, ausweiten zu wollen.
Doch das von Egger angekündigte Gesamtkonzept zur Neuordnung des Trierer Sperrgebiets und auch des auf Trier-Nord konzentrierten Rotlicht-Bezirks lässt auf sich warten. Der Dezernent habe angesichts der desolaten Haushaltslage der Stadt und der dringend notwendigen Theatersanierung anderes zu tun, als sich um das Sperrgebiet zu kümmern, verlautet es - durchaus nachvollziehbar - aus dem Rathaus. Wie angekündigt wolle Egger zudem erst die weitere Entwicklung im Verlauf dieses Jahres abwarten. 2012 soll dann "mit der Erstellung des Konzepts begonnen werden". Dabei müsse dann "dezernatsübergreifend" gearbeitet werden, etwa, weil auch Belange des Jugendschutzes thematisiert werden müssten.
Nach Erkenntnissen von Polizei und Ordnungsamt hat sich der Straßenstrich zumindest bislang nicht - wie befürchtet - ausgeweitet: Zu den zwei Damen haben sich keine weiteren gesellt. Und dem Ordnungsamt ist auch nicht bekannt, dass es im Zusammenhang oder im Umfeld des Straßenstrichs zu kriminellen Handlungen gekommen sei. Beim Finanzamt sind die beiden Frauen ebenfalls gemeldet.
In Ruwer haben sich die Emotionen trotz unveränderter Situation gelegt: Die Beschwerden hätten nachgelassen, sagt Ortsvorsteherin Thenot. "Aber wir fordern weiterhin, dass der Straßenstrich da wegmuss", sagt die CDU-Stadträtin. Schließlich sei die Verlängerung des Ruwerer Radwegs mittlerweile beschlossene Sache. "Und das neue Ausbaustück endet dann genau da, wo die Damen stehen - und das kann den Radfahrern ja wohl nicht zugemutet werden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort