RWE baut neue Hochspannungsleitung

Saarburg/Ayl/Wasserliesch · Der Energiekonzern RWE will die Hochspannungsleitung zwischen Trierweiler-Sirzenich und Saarburg ab 2014 für rund 7,5 Millionen Euro erneuern. Zurzeit laufen rechtliche Vorbereitungen. In Saarburg regt sich Widerstand - die Stadt fordert vom Konzern, dass er eine alternative Trassenführung prüft.

Der Energiekonzern RWE bereitet derzeit ein großes Projekt vor: Die Hochspannungstrasse zwischen Sirzenich und Saarburg soll erneuert werden. (siehe Extra). Sie verläuft von Trierweiler-Sirzenich über Igel, Wasserliesch, Tawern, Könen, Wawern und Ayl bis nach Saarburg. "Die jetzige Leitung ist 80 Jahre alt, der Mattstahl wird spröde", erklärt Michael Neuhoff von der Firma Grontmij aus Koblenz. Grontmij bereitet im Auftrag von RWE den Neubau vor.

Baubeginn für 2014 geplant

Bis zum Sommer holt Grontmij die privatrechtlichen Genehmigungen für das Bauvorhaben ein. Dann folgt das Planfeststellungsverfahren. Der Baubeginn ist für Anfang 2014 geplant.

Das Unternehmen handelt im Auftrag des Energiekonzerns Verträge mit allen Grundstückseigentümern aus. "Auf der gesamten Strecke sind es rund 500", sagt Neuhoff. RWE holt sich mit diesen Verträgen eine sogenannte Dienstbarkeit für das Grundstück ein. Damit ist im Grundbuch das Nutzungsrecht vermerkt, das RWE erlaubt, das Grundstück für Reparatur- oder Wartungsarbeiten an Mast oder Leitung zu betreten.

In Saarburg regt sich Widerstand

Gegen dieses Vorhaben regt sich in Saarburg Widerstand. "Wir werden diese Dienstbarkeit nicht so ohne weiteres erteilen", sagt Stadtbürgermeister Jürgen Dixius. Denn die Hochspannungsleitung läuft durch das Wohngebiet Berggarten-Walles. "Wir fordern eine Umverlegung der Leitung aus dem Baugebiet raus", erklärt Dixius.
Dies sei Konsens unter den Anwohnern. Durch die Leitung würden die Grundstücke entwertet, zudem sei die Leitung eine Belastung der Anwohner. Die Stadt will daher, dass der Konzern mögliche Alternativrouten oder die Möglichkeit einer unterirdischen Verlegung der Leitung prüft. "Wir stellen seitens der Stadt keine Zustimmung in Aussicht, bis nachvollziehbar überprüft wurde, dass die Leitung zwingend dort verlaufen muss", sagt Dixius. Mit dem Konzern habe es bereits Gespräche gegeben. Nach Ostern lädt Dixius zur Einwohnerversammlung: "Dann hoffe ich, dass ein RWE-Vertreter vor Ort sein wird, der sich den Fragen der Anwohner stellt."

In Ayl verläuft die Trasse durch Gemeindewald sowie über Privatgrundstücke, etwa aus Richtung Umspannwerk Wawern und in Richtung Ferienpark Warsberg.

Für den Gemeindewald wurde ein forstwirtschaftliches Gutachten erstellt, das vom Forstamt Saarburg geprüft wird. Dabei geht es um einmalige Entschädigungen, die RWE zahlt, wenn Waldfläche für die Leitungsführung genutzt wird. Rund 25.000 Euro stehen der Gemeinde laut Gutachten zu, sagt Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger. Zahlungen gibt es auch für landwirtschaftliche Nutzflächen und Wege. Für die Masten zahlt der Konzern eine Pauschale von je 100 Euro.

Der Wasserliescher Ortsbürgermeister Herbert Rausch hat bereits dem Grundbucheintrag und dem Nutzungsrecht von RWE zugestimmt. "Ich habe das begrüßt und direkt unterschrieben", sagt Rausch.
Die Leitung verlaufe über das Gewerbegebiet. Die Grundstücke seien überwiegend in Gemeindehand. Weil in Vorbereitung des Neubaus der Ortsumgehung Könen noch ein Flurbereinigungsverfahren laufe, wolle man dort erst in den kommenden Monaten die Verträge besprechen, sagt Neuhoff.
Meinung

Ein Lehrbeispiel

Von Julia Kalck

Es ist ein Unterschied, ob die Leitung übers Wohngebiet oder über Gewerbe- und Landwirtschaftsflächen verläuft. RWE sollte den Widerstand der Bürger daher ernst nehmen und mögliche Alternativen überlegen. Schließlich wäre beim Neubau der Trasse Gelegenheit dazu, die mehr als 80 Jahre alte Streckenführung zu überdenken. Es bleibt RWE letztlich auch nichts anderes übrig.

Auf lange Sicht gesehen ist dieser Konflikt beispielhaft für solche, die in den kommenden Jahren folgen könnten. In diesem Falle wird eine bestehende Trasse erneuert. Energieexperten fordern im Zuge des Ausbaus regenerativer Energien aber auch den Neubau zusätzlicher Leitungen. Insofern ist das Beispiel Saarburg geradezu ein Lehrbeispiel - für beide Seiten.
j.kalck@volksfreund.de
Extra

Die Trasse: 85 Masten werden über mehr als 20 Kilometer Strecke ersetzt und an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Der Grundtyp des Mastes ist 32,5 Meter hoch, die Seitenarme bis zu sechs Meter lang. Die neue Leitung wird statt 220 nur noch 110 Kilovolt transportieren - ein Kilovolt sind 1000 Volt. Damit hat die Leitung weniger Spannung, ist aber immer noch für den Stromtransport über längere Strecken ausgelegt.

Der Bau der neuen Leitung wird nach RWE-Angaben rund ein Jahr dauern. Die Kosten inklusive Entschädigungszahlungen werden auf rund 7,5 Millionen Euro geschätzt. Eine Trasse durch den Boden wäre laut RWE sehr viel teurer, Reparaturarbeiten schwieriger. jka

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