STADTGESPRÄCH

Lebbe geht weiter: Das viel zitierte Motto des Fußballtrainers Dragoslav Stepanovic hat sich der Stadtrat in Sachen Stadtwerke-Gutachten zu eigen gemacht. Wohlfeile Worte des Bedauerns über die von den Wirtschaftsprüfern festgestellten Verfehlungen drangen ans Ohr der Besucher der Ratssitzung, unter ihnen Waltraud Thisse, Ehefrau des ehemaligen Geschäftsführers Ewald Thisse.

CDU-Fraktionschef Berti Adams und UBM-Chef Manfred Maximini, beide Mitglieder des SWT-Aufsichtsrates, versicherten, es würden Lehren aus den Fehlern gezogen. Doch damit, betonten die Herren, müsse dieses (leidige) Thema zu den Akten gelegt werden. Kein Wort mehr darüber, dass sich zahlreiche Aufsichtsräte nach den ersten Berichten im TV - vermutlich angsterfüllt - juristischen Beistand gesucht hatten. Sie ließen prüfen, ob sie Regressforderungen befürchten müssten, weil sie im Februar 2002 den damals verantwortlichen SWT-Chef Ewald Thisse für das Geschäftsjahr 2000 entlastet hatten, obwohl ihnen der durch das Parkhaus Ostallee entstandene wirtschaftliche Schaden bekannt war. Der Schweiß auf der Stirn dürfte erst getrocknet sein, nachdem von einem Trierer Anwalt (einem CDU-Mitglied) festgestellt wurde, Aufsichtsräte hätten generell einen weiten Ermessensspielraum bei ihren Entlastungs-Entscheidungen. Trotz des Pflichtverstoßes von Thisse - laut eines Wirtschaftsprüfers ein überaus seltener Vorgang - und der Billigung durch den Aufsichtsrat sind mithin keine Schadensersatzansprüche des Unternehmens zu erwarten oder, aus Sicht der Betroffenen, zu befürchten. Der Bürger, um dessen Steuergelder es letztlich geht, wird sich darüber Gedanken machen, dass Verantwortliche für unnötige Millionenverluste abtauchen, ihren Ruhestand genießen oder weiter im Aufsichtsrat aktiv sind, als sei nichts geschehen. "Lebbe" geht schließlich weiter. Frank Giarra

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