Trierer eröffnen zwei neue Hotels in Trier

Trier · Zwei neue Hotels mit insgesamt mehr als 130 Betten, weitere 450 werden in den nächsten Jahren dazukommen. Gut für Trier? Darüber gehen die Expertenmeinungen auseinander. Zudem fürchtet die Hotellerie die wachsende Konkurrenz durch Wohnungsbesitzer

Trier. Für Markus Schröder (44) war es "eine Punktlandung und ein Traumstart zugleich": Rechtzeitig zur ADAC-Rallye Mitte August wurde sein Wein-Style-Hotel am Keuneweg (Stadtteil Kürenz) fertig. Der 54-Betten-Betrieb war über Tage hinweg komplett ausgebucht. Auch jetzt sei die Auslastung "erfreulich gut", sagt Schröder, der sich zum seinem Schritt, neben dem Stadtwaldhotel (Gillenbach) und dem Appartementhotel (Petrisberg) einen dritten Beherbergungsbetrieb zu eröffnen, "nur beglückwünschen kann". Er schließt nicht aus, dassin nicht allzuferner Zukunft auch ein viertes Haus zum Schröders-Portfolio gehören könnte.Auch Mitbewerber stehen in den Startlöchern. Neben der Glocke (Glockenstraße; der TV berichtete mehrfach) ist das vor allem das Stadthotel Johann Rosch. Vor zwei Jahren hat die Grundbesitzgesellschaft GmbH Trier das ehemalige Primavera an der Ecke Johannis-/Frauenstraße gekauft und es in den vergangenen Monaten um- und ausgebaut. Investor Erich Gasber (57) spricht von einem "aufwendigen Faceliftung innen und außen". Das Stadthotel Johann Rosch, so der neue Name, verfügt über 40 Doppelzimmer - acht mehr zuvor. Das neue Restaurant (Johanns) wurde ebenfalls vergrößert und bietet 115 Plätze. Hoteleröffnung: im Oktober; das Johanns soll möglichst noch in diesem Monat an den Start stehen.Die ungewöhnlichen Namen Wein Style und Johann Rosch sollen Signale an potentielle Kundschaft senden. Während Schröder mit dem Thema Wein wirbt (beste Aussicht auf Weinberge des Guts Avelsbach plus große regionale Produktauswahl in der nicht nur für Hotelgäste zugänglichen Bar), setzt Gasber auf "Qualität mit einer konservativen Komponente abseits von Abenteuerurlaub". Zielgruppe: Städtereisen-Freunde reiferen Jahrgangs. Namensgeber Johann Rosch gab es tatsächlich: ein aus Leiwen stammender Winzer und Schnapsbrenner - und Gasbers Urgroßvater.Triers Tourismuschef Hans-Albert Becker (61) bewertet die Neuzugänge in der Hotelszene als "sehr erfreulich". Gerade in Boom-Monaten reichten die bislang knapp 5000 Betten der 120 Hotels und Pensionen der ältesten Stadt Deutschlands nicht aus. Und 2018 werde es auch außerhalb des üblichen Andrangs "ganz schön eng werden. Der 200. Geburtstag von Karl Marx und die große Ausstellung werden uns einen Zulauf bescheren, der meines Erachtens noch weitgehend unterschätzt wird".Bis dahin wird die Bettenzahl um gut 450 wachsen, weil die Jugendherberge einen Anbau erhält und auf dem ehemaligen Castel-Feuvrier-Gelände ein Holiday Inn Express-Hotel (158 Zimmer) entsteht. Andrea Weber (56) vom Hotel Deutscher Hof sieht den Zuwachs kritisch: "Klar: Am Rallye-Wochenende hätten wir gut und gerne 1500 Betten mehr brauchen können. Aber in Zeiten schwacher Auslastung werden heute schon Doppelzimmer für 69 Euro einschließlich Frühstück und Vermittlungsprovision fürs Online-Portal angeboten." Die Zukunft der heimischen Hotellerie könne nicht in Überangebot und ruinösem Preiskampf liegen. Stattdessen sollten die Betriebe "lieber an ihrem Produkt feilen und in Qualität und Mitarbeiter investieren." Denn das Beherbergungsgeschäft befinde sich in einem rapiden Wandel. Andrea Weber verweist auf das sprunghaft gewachsene Angebot von Privaten: Das Online-Portal airbnb weist für Trier mehr als 300 Unterkünfte aus (Appartements, Ferienwohnungen, Kurzzeit-Untermiete und ähnliches) - "Vor ein paar Jahren waren es nicht mal ein Dutzend."Der Deutsche Hof, Familienunternehmen in dritter Generation, reagiert mit einem neuen Projekt: Aus einem zuletzt ungenutzten, an der Saarstraße gelegenen Gebäude des Hotelkomplexes soll 2017 ein Haus mit acht Apartment-Wohnungen werden, in denen auch ein längerer Aufenthalt möglich ist.Meinung

Rechnung mit UnbekanntenDie Oma ist gestorben. Die Hinterblieben machen aus der 120-Quadratmeter-Eigentumswohnung der Witwe ein Ferienapartment im Retro-Stil. Die Einrichtung ist ja vorhanden - und der Markt ebenfalls. Anderes Beispiel: Ein junges Paar spült Geld in die Urlaubskasse, indem es seine Wohnung mit dem Segen der Haubesitzerin für die Zeit der Abwesenheit untervermietet. Zwei authentische Fälle, die sich beim Online-Portal airbnb für Trier widerspiegeln. Mehr als 300 Unterkünfte allein im Stadtgebiet werden aktuell dort angeboten. Ein boomender Markt, der in Metropolen wie New York und Berlin schon zu Verwerfungen geführt hat. Ganze Straßenzüge bestehen dort fast nur noch aus Wohnungen für häufig wechselnde Bewohner. Was sicherlich lukrativer ist als reguläre Mieteinnahmen. Kein Wunder, dass die Trierer Hotellerie ziemlich fassungslos auf die stetig wachsende neue Mitbewerberschaft auf dem Beherbergungssektor schaut. Inwieweit die tatsächlich zu einer existenzbedrohenden Konkurrenz werden kann, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Was sich durchaus positiv bewerten lässt. Bis mindestens 2018 sorgen Karl Marx und Nero mit seinen Nachwirkungen für eine gute Hotelbetten-Auslastung. r.morgen@volksfreund.de

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