Tütchen gegen die Tretminen

Sechs Metallbehälter, die kostenlos Plastiktüten spenden, hat die Stadt in der Innenstadt aufgehängt. Die Tütchen sollen Hundehaltern bei der Beseitigung der Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner helfen. Hat das Projekt Erfolg, sollen auch in Stadtteilen Tütchen-Spender aufgestellt werden.

Trier. Zeitungsberichte über Hundekot sind eine kleine Herausforderung: Man muss sich um eine originelle, aussagekräftige und trotzdem nicht eklige Überschrift bemühen und ein deutliches Foto von Hundehaufen ist nicht drin, weil empfindlichen Lesern dann die morgendliche Tasse Kaffee nicht mehr schmeckt. Genannter Herausforderung stellte sich der TV in den vergangenen Jahren immer wieder, Schlagzeilen wie "Wenn Haufen sich häufen" oder "Ein Haufen Ärger" kamen dabei raus. Dabei ging es um ärgerliche und vor allem stinkende Missstände auf Spazierwegen, Spielwiesen und Plätzen in ganz Trier. Zuletzt berichteten wir im April über einen "Gegen-Hundekot-Aktionstag" der Kindertagesstätte Herz-Jesu.Das Argument, mit dem die Stadtverwaltung sich gegen die Vorwürfe der verärgerten Anwohner, Spaziergänger und Eltern wehrte, lautete immer gleich: Die Stadtreinigung habe zu wenig Personal, um der Haufen Herr zu werden, das Ordnungsamt, um Patrouille zu laufen. Denn immerhin handelt der, der seinen Hund auf Spielplätzen und Grünflächen frei laufen lässt und sich nicht um die stinkenden Hinterlassenschaften kümmert, ordnungswidrig und kann mit einer Geldbuße von bis zu 85 Euro bestraft werden.Am "Tag des offenen Rathauses" im Oktober 2006 präsentierte die Verwaltung dann Boxen mit Hundekot-Tüten, die für entsprechenden Zweck an Gehwegen und Plätzen bereit gestellt werden sollten. Jetzt, gut acht Monate später, ist es soweit: "Damit die Hundehaufen nicht weiterhin die Innenstadt verschmutzen, gibt es ein neues Projekt der Stadtreinigung", informiert die Verwaltung. Sechs Hundekot-Tütenspender der Firma "Clean-Rex" wurden in der Innenstadt aufgehängt, platziert an den "Hauptzugangswegen zur Fußgängerzone". Dabei handelt es sich um einen Testlauf: "Das Projekt wird zeigen, wie die Boxen von den Hundehaltern angenommen werden", heißt es aus dem Rathaus. "Eventuell sollen weitere Tütenspender auch in den Stadtteilen angebracht werden."Die Metallbehälter an Neustraße, Domfreihof, Porta-Nigra-Platz, Fleischstraße, Glockenstraße und Treverispassage beinhalten jeweils bis zu einhundert Tüten. "Hundekotentsorgungsbeutel" steht drauf, dazu lässt ein stilisierter Hund die Zunge heraushängen. Täglich will die Stadtreinigung die Boxen kontrollieren und auffüllen. Sie hofft, dass die Tüten angenommen werden und appelliert an die Hundebesitzer: "Beteiligen Sie sich an der Aktion und entsorgen Sie die Hiterlassenschaften Ihrer Vierbeiner!" Die offenkundige Skepsis der Stadtverwalter kommt nicht von ungefähr, misslang das Unterfangen doch in der nahen Kreisstadt Wittlich gründlich. Dort wurden bereits vor einigen Jahren Tütchen-Spender aufgestellt. Beinahe täglich füllte die Stadtreinigung 1000 Beutel zum Gesamtpreis von 30 Euro nach - allerdings nicht, weil die Hundehalter diese so emsig nutzten. Vielmehr hätten "Jugendliche damit allerlei Unsinn veranstaltet", erklärte Wittlichs Pressesprecher Ulrich Jacoby damals. Neben den Hundehaufen mussten die Stadtreiniger damals auch noch die Tütchen aus dem Gras des Stadtparks herausklauben. Tüten gibt's in Wittlich jetzt nicht mehr am Tütenspender, sondern im Rathaus - Gebrauch macht davon allerdings kaum einer. EXTRA "Im Durchschnitt erzeugt ein Hund 300 Gramm Kot pro Tag", hat die Stadtverwaltung recherchiert. "Allein die in Trier gemeldeten Vierbeiner hinterlassen etwa 306 Tonnen pro Jahr", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Der des Dreisatzes kundige Leser schließt daraus, dass es in Trier - rein rechnerisch - 2794,5 gemeldete, Kot erzeugende Hunde gibt. Dazu kommen natürlich die Pinscher, Boxer und Pudel der Touristen. Die Hundesteuer in Trier beträgt übrigens jährlich 90 Euro für den ersten Hund, 135 Euro für den zweiten Hund und 180 Euro für jeden weiteren Hund.

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