"Unsere Kinder fühlen sich in Longuich wohl"

Longuich/Riol/Fell · In einem Brief an den Schulträgerausschuss wehren sich Rioler Eltern gegen eine mögliche Auslagerung ihrer Kinder zur Grundschule Fell. Die Rioler Kinder gehen seit Jahren in Longuich zur Schule. Dort herrscht Platznot, weshalb sich der Ausschuss heute über die räumlichen Kapazitäten in Longuich und Fell informiert.

 Wird die Grundschule in Longuich ausgebaut oder werden die Rioler Kinder nach Fell ausgelagert? Die Eltern aus Riol plädieren geschlossen für die erste Lösung. TV-Foto: Albert Follmann

Wird die Grundschule in Longuich ausgebaut oder werden die Rioler Kinder nach Fell ausgelagert? Die Eltern aus Riol plädieren geschlossen für die erste Lösung. TV-Foto: Albert Follmann

Longuich/Riol/Fell. Eltern aus Riol sind sehr besorgt. Sie befürchten, dass ihre Kinder "zum dauerhaften Spielball der lokalen Schulpolitik" werden, weil sie demnächst möglicherweise nach Fell wechseln müssen. Seit Jahrzehnten besuchen die Schüler aus Riol die Grundschule Longuich-Riol in Longuich. Dort wird aber bald der Platz knapp, denn bei 35 einzuschulenden Mädchen und Jungen - 18 aus Longuich und 17 aus Riol - wird es im kommenden Schuljahr zwei erste Klassen geben; derzeit gibt es eine. Die Feller Schule hat noch Raumkapazitäten, aber mit dieser Lösung können sich die Rioler Eltern nicht anfreunden. Container oder Anbau?

Ihre Kinder hätten sich in Longuich gut eingewöhnt und fühlten sich dort wohl, schreiben die Eltern in einem Brief an den Schulträgerausschuss der Verbandsgemeinde (VG) Schweich. Dieser informiert sich heute Nachmittag zusammen mit dem Haupt- und Finanzausschuss sowie dem Bauausschuss an den Schulen in Fell und Longuich über die Raumsituation. Die Eindrücke, die die Ausschussmitglieder vor Ort sammeln, könnten letztlich wegweisend sein für die politische Entscheidung, die der Verbandsgemeinderat Schweich zu fällen hat. Aufgabe der Verwaltung sei es, der Politik die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen; noch sei nichts entschieden, sagt Büroleiter Wolfgang Deutsch. Die Grundschule Longuich-Riol benötige neben den vier bestehenden Klassenräumen zwei weitere. Infrage kämen mobile Klassenräume (Container) oder ein Anbau. In Fell sei man in der Lage, "ein bis zwei Räume freizumachen", sagt Deutsch. Fünf der acht Räume seien Klassenräume, die anderen würden derzeit als Fachräume genutzt. Nur um Kosten für eine "mit Augenmaß geplante kleine Erweiterung" in Longuich zu sparen, reiße man bewährte Klassenverbünde und Freundschaften, im Extremfall sogar Geschwisterkinder, auseinander - so die Kritik der Rioler Eltern. Es sei auch fraglich, ob Fell (mit dem Ortsteil Fastrau) längerfristig die Rioler Kinder aufnehmen könne. Ansonsten sei ja wieder ein Rückumzug nach Longuich fällig, möglicherweise sogar nach Schweich. Nach den Sommerferien nach Fell zu wechseln, das bedeute Anpassungsschwierigkeiten und ein erhöhter Aufwand für alle Beteiligten, argumentieren die Rioler Eltern. Zwei von ihnen haben heute Gelegenheit, bei den Ausschussterminen ihre Argumente vorzubringen.Solidarisch mit den Eltern der Schulkinder zeigt sich der Elternausschuss der Kita St. Martin Riol. Seine Argumente pro Longuich: Alle Kinder aus Riol sollten dauerhaft die gleiche Grundschule besuchen. Außerdem seien die Rioler Vorschulkinder bereits durch vielfältige Aktivitäten intensiv auf ihre Einschulung in Longuich vorbereitet worden. Auch sei die Nachmittagsbetreuung schon detailliert für die künftigen Jahre ermittelt worden. "Insofern ist schon länger bekannt, dass es bezüglich der Raumsituation in Longuich Handlungsbedarf gibt", schreiben die Kita-Eltern. Auch ergebe sich für die nächsten fünf Jahre Planungssicherheit für eine Erweiterung am Standort Longuich (siehe Extra). Unabhängig davon, ob an der Longuicher Schule erweitert wird oder nicht, müssen dort rasch Defizite im Brandschutz behoben werden. Insgesamt stehen 100 000 Euro für die Longuicher Schule im Haushaltsplan 2013 bereit. In seiner jüngsten Sitzung hatte auch der Gemeinderat Longuich die dringende Bitte an Bürgermeisterin Christiane Horsch gerichtet, den Schulstandort Longuich zu stärken und nicht alle finanziellen Mittel auf Schweich zu konzentrieren (der TV berichtete).Meinung

Schacher-Politik ist keine LösungOb die Rioler Kinder nach Fell zur Schule gehen oder nach Longuich, ist das nicht gehopst wie gesprungen? Gefahren werden müssen sie ohnehin. Wer so denkt, macht es sich zu einfach. Natürlich muss die Politik mögliche wirtschaftliche Vorteile durch die Nutzung freier Räume in Fell in Erwägung ziehen, sie muss sich aber auch bewusst sein, dass sie bewährte und gewachsene Strukturen in Longuich zerschlagen könnte. Kein Wunder, dass die Eltern Alarm schlagen. Sie pochen zu Recht auf eine nachhaltige und auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zugeschnittene Schulpolitik. Grundschulkinder kann man nicht wie eine Ware mal in diese und dann in jene Schule stecken, dem Platzprinzip gehorchend. So spart man vielleicht Geld, verspielt aber Vertrauen. Wenn schon der demografische Wandel Opfer fordert, dann wäre eine Schulschließung allemal konsequenter als eine unberechenbare Schacher-Politik. a.follmann@volksfreund.deExtra

Grundschule Longuich-Riol: Derzeit werden 76 Kinder in vier Klassen unterrichtet. 35 Kinder kommen aus Longuich, 31 aus Riol, fünf aus Schweich und fünf aus anderen Orten. Durch 35 Neuanmeldungen gibt es im Schuljahr 2013/14 in Longuich zwei erste Klassen. Ausgehend von einer Klassenmesszahl von 24 Schülern pro Klasse werden in den fünf Folgejahren rein rechnerisch drei Mal zwei erste Klassen nötig sein; zwei Mal reicht eine erste Klasse. Schuljahr 2014/15: 28 Erstklässler, danach 17, 29, 24 und 16. alf

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