Zauberhafte Zauberflöte

TRIER. Was muss man tun, wenn man Sechstklässler für Mozarts "Zauberflöte" begeistern will und die Kids "keinen Bock" auf langatmige Operntexte haben ? Man verpasst dem Text eine "coole" Frischzellenkur, baut in die Handlung ein paar Requisiten aus dem Kinderzimmer ein und macht aus dem Singspiel des 18. Jahrhunderts einen kindgerechten "Mozart für Kids".

 Monostatos (links) betört Prinzessin Pamina mit einer (Teppichklopfer-)Gitarre.TV-Foto: Karl-Peter Jochem

Monostatos (links) betört Prinzessin Pamina mit einer (Teppichklopfer-)Gitarre.TV-Foto: Karl-Peter Jochem

Wenn Papagena mit ihrem Handy SMS-Nachrichten verschickt, drei Damen mit überdimensionalen Wasserpistolen einen Drachen töten und der Vogelhändler mit der Prinzessin auf einem Fahrrad aus dem Tempel des Sarastro flieht, dann ist "Mozart für Kids" angesagt. Christoph Günschmann, Musiklehrer am Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG), hatte sich des Klassikers angenommen und die Geschichte um die Prinzessin Pamina, den Vogelhändler Papageno und den Prinzen Tamino in eine für Sechstklässler verständliche Sprache und ebensolche Handlungen übersetzt. Da strecken die drei Damen (Caiwei Liu, Sabrina Conrad, Franziska André) den Drachen (Sarah Weiland) mit Laserpistolen nieder, die "bequem 90 Schuss in der Minute abfeuern", und verpassen dem allzu forsch plappernden Papageno (Christian Kloss), der Schweigen "eigentlich uncool" findet, ein Schloss auf die "vorlaute Schnauze". Monostatos (Laura Jochem), der Diener im Tempel des Sarastro (Gregor Schleimer), meckert über die seiner Meinung nach unsozialen Arbeitszeiten "bei minimalem Einkommen und schlechter Altersversorgung", und die entführte Prinzessin Pamina (Anna Papkonstantinou) interessiert sich zunächst für die Qualitäten des Prinzen Tamino (Marvin Reiff) als Skateboard-Fahrer. "Die Zauberflöte ist eine der wenigen Opern, die man für Kinder gut arrangieren kann", sagt Christoph Günschmann. 22 Akteure umfasst sein Ensemble, das im Dezember vergangenen Jahres als Theater-AG ins Leben gerufen wurde. Nachdem die Oper bereits drei Mal im Klosterhof des AVG erfolgreich aufgeführt wurde, stand das Ensemble jetzt auf einer richtigen Theaterbühne in der Tufa. Bei all den jugendlich-flotten Dialogen bleiben Mozarts Handlung und seine Musik nicht auf der Strecke. Günschmann: "Wir wollen viel von Mozarts Musik erklingen lassen und bei all der Komik die tragischen und verzweifelten Momente nicht aussparen." Gekonnt und eindrucksvoll

Eindrucksvoll rezitiert die Königin der Nacht (Marieke Graf) ihre Klage über das Leid, das ihr mit der Entführung ihrer Tochter zugefügt wurde. Auch beim Vortrag der Arien zeigen die jungen Darsteller eine erstaunliche Professionalität. Sowohl als Solisten als auch im Duett oder gemeinsam mit dem Chor begeistern die "Mozart-Kids" das Publikum in der Tufa. Insgesamt interpretieren die Sechstklässler ihre Rollen gekonnt und eindrucksvoll. Man sah ihnen den Spaß an dem für Kinder eigentlich trockenen Genre deutlich an. Und das, obwohl "Sonnenpriester eigentlich nie bewaffnet sind, kein Fleisch essen und auch sonst ziemlich langweilig sind".

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