Zonen für Bello

TRIER. (kbb) Wer durch Parks oder öffentliche Straßen geht, muss bisweilen einen Hindernislauf absolvieren. Der Grund: Fast 3000 Hunde sind in der Stadt Trier angemeldet, und nicht jeder Hundehalter beseitigt die unangenehmen Hinterlassenschaften seines Vierbeiners. Das Trierer Ordnungsamt muss der Problematik nun mit einer Novelle der städtischen Gefahrenabwehr-Verordnung begegnen.

Wie schön könnte der zentral gelegene Palastgarten sein - gerade im Frühling. Doch den Spaziergängern stechen neben den bunten Blumen hässliche Tretminen ins Auge: mal am Wegesrand versteckt und mal unübersehbar in der Mitte lauern Hundehaufen auf unbedarfte Schuhsohlen. Dabei stellt die Nichtbeseitigung von Hundehaufen eine Ordnungswidrigkeit dar: Laut Paragraf acht der Trierer Gefahrenabwehrverordnung müssen "eingetretene Verunreinigungen unverzüglich beseitigt" werden. "Viele Hundebesitzer kümmern sich jedoch nicht um die Hinterlassenschaften ihrer Tiere", sagt Roman Schmitz vom kommunalen Vollzugsdienst des Ordnungsamtes der Stadt Trier. Natürlich gebe es auch verantwortungsvolle Hundebesitzer, sagt Schmitz, doch "größere Verunreinigungen sind uns vor allem in Pfalzel, Biewer sowie in den Höhenstadtteilen bekannt". De jure müssen Hunde zudem auf "dem öffentlichen Verkehr dienenden" Straßen, Plätzen, Wegen, sowie in Parks und Sportanlagen grundsätzlich angeleint werden - auch das schreibt die Gefahrenabwehr-Verordnung vor. Denn nur so können Herrchen und Frauchen kontrollieren, ob ihr Tier sich nicht doch irgendwo erleichtert hat. "Doch wir vom kommunalen Vollzugsdienst können ja nicht überall sein und falsch handelnde Hundehalter auf frischer Tat ertappen", sagt Schmitz. Das Beispiel der Stadt Wittlich zeigt, dass auch das Konzept kostenloser Tütenspender für Bellos Häufchen scheitern kann: In Parks wurden so genannte Clean-Rex-Tütenspender aufgestellt und alsbald von Jugendlichen wieder geleert (der TV berichtete). Was also tun? Nach Informationen des Trierer Stadtreinigungsdienstes gibt es im Stadtgebiet zirka 2800 angemeldete Vierbeiner - dazu kommt eine unbekannte Zahl an nicht gemeldeten Hunden. Zwar würden, so Gisela Wagner von der Stadtreinigung Trier, die Hundehaufen bei der normalen Straßenreinigung entfernt. Doch der Ärger für Spaziergänger bleibt.Stätten der Erleichterung

Das Ordnungsamt arbeitet deshalb an einer Novelle der Gefahrenabwehr-Verordnung, die in der bestehenden Form seit 1998 in Kraft ist: "Innerhalb bebauten Gebiets müssen Hunde grundsätzlich angeleint sein", resümiert Schmitz, "außerhalb von Ortschaften nicht - das soll im Grundsatz auch so bleiben." Das Ordnungsamt wolle jedoch in den Ortschaften besondere Auslaufgebiete für Hunde kennzeichnen, in denen es keinen Leinenzwang geben solle - und damit auch keine Kontrolle, ob der Hund sich gerade irgendwo erleichtert oder nicht. Ziel der Neuerung soll sein, den Hundehaltern Flächen bereitzustellen, in denen sich ihr Vierbeiner austoben kann - damit ließen sich frei laufende Hunde und damit Verschmutzungen durch Hundekot verringern. Nicht nur in Trier, sondern landesweit werden derweil die Gefahrenabwehr-Verordnungen in diesem Punkt überarbeitet. Grund dafür ist das so genannte Hundeauslaufurteil: Der Hundezüchter Wilhelm Jungen aus Hetzerath sollte für seine nicht angeleinten Hunde 100 Euro Bußgeld bezahlen - und klagte (der TV berichtete). Das Trierer Amtsgericht urteilte schließlich, ein genereller Leinenzwang sei nicht zulässig - Jungen bekam Recht und die Verwaltung Arbeit. "Trotzdem müssen wir den Menschen klar machen, dass sie als Hundehalter auch eine soziale Verantwortung für ihre Mitmenschen tragen", sagt Schmitz. "Und wir müssen das Bewusstsein schärfen, wie man sich mit seinem Tier richtig verhält." Doch es gibt auch Hundehalter, die mit ihrem Tier verantwortungsvoll umgehen: "Dreimal am Tag gehe ich mit meinem Hund spazieren", sagt Karl Wollscheid aus Trier, "und natürlich nehme ich immer eine Tüte mit." Für ihn und seinen 15 Jahre alten Rauhaardackel "Fritze" ist das selbstverständlich. Bis das Bewusstsein aller Hundehalter auch entsprechend geprägt ist, werden Ordnungsamt und Stadtreinigung noch einiges an Ärger über rücksichtslose Herrchen und Frauchen einstecken müssen - und Passanten sich fragen, wie sie den Dreck bloß wieder von der Schuhsohle abbekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort