Vandalen zerstören Kinderprojekt

Gusterath · Abgebrochene Skulpturen, Scherben auf dem Boden: Die mit Malereien und Tonmasken verzierte Lehmwand an der Trierer Straße in Gusterath ist in der Nacht auf Samstag von Unbekannten demoliert worden. Kinder hatten die Wand gemeinsam mit einem örtlichen Künstler im Rahmen eines Ferienprojekts verziert. Die Bestürzung im Dorf ist groß.

Gusterath. Für den Gusterather Künstler Frank Bonert ist es eine herbe Enttäuschung: Als er Anfang der Woche die von Kindern aus dem Ort gestaltete Lehmwand begutachten wollte, erlebte er eine böse Überraschung: Unbekannte hatten das nagelneue Kunstwerk, das im Rahmen eines vom Land geförderten Ferienprojekts entstanden war (siehe Extra), beschädigt: Auf dem Boden lagen Scherben von Bierflaschen, die offenbar gegen die mit Malereien und Tonskulpturen verzierte Wand geworfen worden waren. Ein in den Lehmputz eingearbeiteter Fußabdruck eines Jungen war abgebrochen worden. An Gipsabdrücken von Kindergesichtern haben die Vandalen die Ohren abgeschlagen.
Zwei Wochen Arbeit


"Für die Kinder ist das unglaublich schade", klagt Künstler Bonert. Sie hatten zwei Wochen lang daran gearbeitet, die unansehnliche Rückseite eines Unterstands am Spiel- und Festplatz an der Trierer Straße in ein hübsches Kunstwerk zu verwandeln. Bonert hat sofort Anzeige bei der Polizei in Trier erstattet, die Beamten haben Ermittlungen wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" aufgenommen. Die Polizei geht davon aus, dass die Schäden in der Nacht von Freitag auf Samstag verursacht wurden. Gesucht werden nun Zeugen, die im fraglichen Zeitraum etwas Auffälliges beobachtet haben.
Der Vandalismus an dem frisch fertiggestellten Kunstwerk hat auch bei den Mitgliedern des Gemeinderats für Betroffenheit gesorgt. Künstler Bonert hatte dem Gremium von den Schäden berichtet. Die abgebrochenen Gipsabdrücke seien "einmalig" und nicht wieder herstellbar, erklärte Bonert. Das Loch, das der heraus- gebrochene Fußabdruck hinterlassen habe, könne er mit Lehm verschließen.
Er sei "wie erstarrt" gewesen, als er die Zerstörung am Wochenende bemerkt habe, berichtete auch Ratsmitglied Günter Scherer (SPD). Er hatte die Bruchstücke des Fußabdrucks aufgesammelt, "für den Fall, dass er zu reparieren gewesen wäre".
Sein Fraktionskollege Stefan Metzdorf erklärte: "Ich bin am Boden zerstört, dass der Vandalismus offenbar keine Grenzen kennt."
Ortschef Alfred Bläser (FWG) tat es "sehr leid, dass diese tolle Arbeit der Kinder zerstört wurde". Er schlug vor, als "kurzfristige Maßnahme" eine Lampe samt Bewegungsmelder im Bereich der Lehmwand anzubringen: "Das Licht schreckt ab." Zudem will Bläser auf Anregung mehrerer Ratsmitglieder prüfen, ob die Ortsgemeinde eine Belohnung für nützliche Zeugenhinweise aussetzen kann.
Hinweise nimmt die Polizei unter Telefon 0651/9779-3200 entgegen.
Extra

Die Gestaltung der Lehmwand in Gusterath war ein Projekt des Landesprogramms Jedem Kind seine Kunst, das vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium ins Leben gerufen wurde. Es soll Künstler und Kulturschaffende dazu anregen, Kindern ihre Arbeit näherzubringen. Dabei kooperieren die Künstler mit örtlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten, Vereinen oder anderen Institutionen. Im Herbst 2013 wurden nach Angaben des Ministeriums landesweit 110 solcher Projekte mit 142 000 Euro gefördert. Für die erste Jahreshälfte 2014 nimmt das Land bereits Bewerbungen für neue Projekte entgegen. Auch Frank Bonert aus Gusterath will wieder dabei sein. Sein Vorschlag an die Ortsgemeinde: Gemeinsam mit Kindern will er die Betonsäulen im Außengelände des Kindergartens mit Mosaiksteinen gestalten. Der Rat will darüber mit Eltern und Kitaleitung beraten. Die Anträge müssen laut Bonert bis zum 6. Dezember ans Ministerium geschickt werden. cweb

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