Brunnenstreit: Künstler will Schadensersatz

Gerolstein/Winterspelt · Vor dem Stadtfest am zweiten Augustwochenende wird der Bürgerbrunnen auf dem Rondellvorplatz stehen. Und: Das Brunnen-Dilemma könnte die Stadt doppelt so teuer wie die veranschlagten 30 000 Euro kommen. Das sagt Stadtbürgermeister Bernd May.

Gerolstein/Winterspelt. Eine gute und eine schlechte Nachricht hat Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) in Bezug auf das Dauerthema Rondellbrunnen. Die gute: "Ich gehe davon aus, dass wir Juli/August, auf alle Fälle aber vor dem Stadtfest am zweiten Augustwochenende, den Brunnen auf dem Rondellvorplatz in Betrieb nehmen." Mit Künstler Martin Schambach seien weitere Gespräche geführt worden, es sei alles auf einem guten Weg.
Kosten steigen



Vor allem in der zentralen Frage der Gewährleistung seien beide Seiten ein gutes Stück weiter gekommen. Die hatte die Stadt gefordert. Künstler Schambach wollte diese aber nicht geben, sondern verwies auf die Verantwortung jedes einzelnen Auftragnehmers - vom Statiker über den Betonbauer (fürs Fundament und den Brunnenkörper) bis hin zum Elektriker (für die Brunnentechnik).
May sagte jetzt: "Einer der involvierten Handwerker wird Generalunternehmer und somit unser zentraler Ansprechpartner. Er ist es auch, der die Gewähr für das Gesamtprojekt übernimmt."
Die schlechte Nachricht: Die Kosten für das gesamte Brunnenvorhaben steigen. Nicht, weil der Bürgerbrunnen teurer wird. Das ist laut May zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Sondern: Wegen der Auswahl eines Generalunternehmers kommt es laut May zu einer "leichten Erhöhung", da dieser einem Mehrwehrtsteuersatz von 19 Prozent unterliege. Bei Schambach als Künstler seien es nur sieben Prozent gewesen.
Deutlich stärker schlägt aber zu Buche, dass die Stadt vor der langwierigen Entscheidung für den Bürgerbrunnen von Martin Schambach bereits einen Vertrag mit Künstler Werner Bitzigeio aus Winterspelt für dessen Röhrenbrunnen mit dem Titel "Raumtäuschung" abgeschlossen hat.
Und der hat für seinen Aufwand und auf Grundlage des geschlossenen Vertrags nun Schadenersatz gegenüber der Stadt geltend gemacht. "Die Stadt ist vertragsbrüchig geworden, der Auftragnehmer hat daher Recht auf Schadensersatz. Dieser Pflicht sind wir nachgekommen und haben bereits eine erste Abschlagzahlung geleistet", sagte May. Wie hoch diese ist, wollte er nicht verraten.
Er, der sich stets für den Röhrenbrunnen ausgesprochen und auf die Vertragssituation hingewiesen hatte, meinte: "Es kann insgesamt bis zu einer Verdoppelung der veranschlagten Kosten von 30 000 Euro kommen. Dann hat sich die Stadt einen sehr teuren Brunnen geleistet."
Künstler Werner Bitzigeio bestätigte auf TV-Anfrage das Vorgehen. Er sagte: "Bei der Abschlagszahlung handelt es sich um 5000 Euro." Seine Gesamtforderungen lägen aber weit unter den von May ins Spiel gebrachten 30 000 Euro.
Eine exakte Summe nannte er nicht, sondern sagte lediglich: "Ich habe mir für das Gerolsteiner Projekt den gesamten September und Oktober geblockt, bereits viel Vorarbeit in technische Details und die Statik gesteckt und auch bereits das Material bestellt."
Gesprächsbereit


Das liege jetzt aber auf Abruf bereit. Denn womöglich findet der Röhrenbrunnen doch noch einen Platz in Gerolstein - am neuen Kindergarten oder auf dem Brunnenareal. May: "Das könnte noch ein Thema werden, zumal das für uns ja auch eine Kostenminimierung bedeuten würde.
Der Künstler ist nach wie vor gesprächsbereit - trotz allem, was vorgefallen ist." Und Bitzigeio meinte scherzhaft: "Eine Chance hat Gerolstein noch."
Gegen den Röhrenbrunnen hat es ein Bürgerbegehren mit mehr als 1000 Unterschriften und dann letztlich auch einen Stadtratsbeschluss zugunsten des Bürgerbrunnens gegeben (der TV berichtete mehrmals). mh

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