Die Polizei, dein (Inkasso)-Helfer

DAUN. Die Polizeiinspektion (PI) Daun zieht eine erfolgreiche Bilanz des Jahres 2003: Die Aufklärungsrate ist auf 62 Prozent geklettert. Damit liegt die PI 4,3 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Die Zahl der Straftaten ist um 166 auf 3121 gestiegen. Zugenommen haben vor allem Fälle von Körperverletzung und Rauschgiftdelikte.

Können sich die Bürger im Kreis Daun im Vergleich zu den anderen im Land sicherer fühlen? "Die Eigentumsdelikte sind rückläufig, aber die Rohheitsdelikte wie Körperverletzungen oder Bedrohungen und die Betrügereien sowie Rauschgiftdelikte nehmen zu", sagt PI-Chef Heinz-Peter Thiel. Bei genauerer Betrachtung der Bilanz 2003 wird bei den Einbrüchen klar: Je sicherer ein Haus ausgestattet ist, um so eher bleiben die Langfinger weg. In 186 Fällen haben sie ihr Vorhaben abgebrochen. Die Gesamtzahl der Einbrüche ist um ein Drittel auf 414 Fälle (Vorjahr 656) gesunken.Beamte klären größere Einbruch-Serien auf

Aufklären konnte die Polizei größere Einbruch-Serien in den Bereichen Mehren, Schalkenmehren und Kelberg sowie in Firmengebäude in der Verbandsgemeinde Gerolstein. Eine osteuropäische Bande, der 75 Taten in der Verbandsgemeinde Hillesheim zu Last gelegt werden, ist noch flüchtig. Nimmt die Zahl der Banden im Vergleich zu den Einzeltätern zu? "Nein", antwortet Thiel. "Bei den Fallzahlen ist Gleichstand. Allerdings macht uns der Einzeltäter mehr zu schaffen, weil Banden meist eine Spur hinterlassen und mehr Fehler machen." Von den 611 einfachen Diebstählen entfallen 413 auf Ladendiebstähle. Davon wurden 82,2 Prozent aufgeklärt. Sorgen bereitet den Polizisten vor allem eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft. 253 Fälle von Körperverletzungen wurden bekannt, 20 mehr als im Vorjahr. "Was früher die Kirmes-Schlägerei war, hat sich mittlerweile in den häuslichen Bereich verlagert", erklärt Kriminalhauptkommissar Thiel. Auch im Kreis Daun sind alle Deliktarten vertreten. Bei 91 Fällen reichen die Straftaten von Freiheitsberaubung, "wo ein Partner den anderen gegen seinen Willen einsperrt", über Nötigung bis zur Bedrohung. "Von den 91 Fällen konnten wir 82 aufklären. Dabei registrieren wir immer mehr alkoholisierte, erwachsene Tatverdächtige", berichtet Thiel. Einen Bezug zu immer mehr Arbeitslosen, geringeren Einkommen und höherem Alkoholkonsum sieht der Polizeichef nur teilweise: "Klar entsteht in diesem Kontext ein Spannungsfeld, in dem eher Grenzen überschritten werden." Eine Tendenz "zum Werteverfall" sieht er aber bei den 140 Fällen von Beleidigungen, 30 Hausfriedensbrüchen, 53 Fällen von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und 685 Betrugsfällen. Besonders stark nahm die Zahl der Betrügereien bei Internet-Geschäften und Versandhäusern zu. Auffallend ist auch die steigende Zahl der "geprellten Geschäftskunden". Neben Tankbetrügereien reicht die Palette von nicht bezahlten Handwerkerleistungen bis hin zu nicht bezahlten Zahnarztrechnungen. Offene Heizölrechnungen quittiert Thiel ironisch: "Auch Skrupellose wollen es warm haben." Meist kommen die Betrüger mit einem "blauen Auge" davon, weil sie über den Täter-Opfer-Ausgleich zu einer Wiedergutmachung des Schadens veranlasst werden, aber keine Strafe bekommen. Auch wenn 80 Prozent der Delikte in diesem Bereich aufgeklärt wurden, ist Thiel nicht zufrieden: "Viele Geschäftleute haben das mittlerweile als Service der Polizei erkannt, im Gegensatz zu einer teuren Inkasso-Firma." Ein zufriedenes Lächeln zaubert hingegen die im Landesvergleich sehr gute Aufklärungsquote von 62 Prozent aller Straftaten auf Thiels Gesicht. Er verteilt ein dickes Lob an seine 50-köpfige Mannschaft: "Alle arbeiten professionell und engagiert. Allerdings unter immer besseren Bedingungen mit neuer Computertechnik und modernsten Streifenwagen." Auch die Öffentlichkeitsarbeit mache sich zusehends bezahlt: "Wir erhalten viele telefonische Hinweise auf die Polizeimeldungen, die der TV druckt".

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