Gemeinsam gegen das Hochwasser

Glimpflich davongekommen sind die Anrainerkommunen der Kyll bei dem Hochwasser zum Jahresbeginn. Doch allein auf Glück wollen sich die Landkreise, Städte und Verbandsgemeinden entlang der Kyll nicht mehr verlassen: Am Donnerstag unterzeichneten sie die Gründungsurkunde zur "Hochwasserpartnerschaft Kyll".

 So soll es an der Kyll möglichst nicht mehr aussehen: 2007 trat der Fluss auch in Gerolstein über die Ufer und überschwemmte Felder und Wiesen und Wege. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

So soll es an der Kyll möglichst nicht mehr aussehen: 2007 trat der Fluss auch in Gerolstein über die Ufer und überschwemmte Felder und Wiesen und Wege. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

 Umweltstaatssekretärin Jacqueline Kraege überreicht Bernd Spindler (rechts) die Gründungsurkunde zur Hochwasserpartnerschaft. Links: Daniel Assfeld, Geschäftsführer der IKSMS. TV-Foto: Nina Ebner

Umweltstaatssekretärin Jacqueline Kraege überreicht Bernd Spindler (rechts) die Gründungsurkunde zur Hochwasserpartnerschaft. Links: Daniel Assfeld, Geschäftsführer der IKSMS. TV-Foto: Nina Ebner

Kyllburg/Gerolstein/Daun. Die erste Bewährungsprobe in diesem Jahr hat die 142 Kilometer lange Kyll bereits hinter sich: Während in der Region zu Jahresbeginn beispielsweise Mosel und Sauer zum Teil erheblich über die Ufer schwappten, konnten die Anrainergemeinden entlang der Kyll aufatmen. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Bernd Spindler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg, "aber es hätte auch schlimmer kommen können." Und genau für diesen Fall wollen sich die 14 Landkreise, Städte und Verbandsgemeinden entlang der Kyll wappnen: Am Donnerstag riefen sie im Rathaus Kyllburg die erste Hochwasserpartnerschaft in der Region ins Leben (siehe Extra).

"Unser Ziel ist es, für den Hochwasserfall gut vorbereitet zu sein", betonte Spindler, der als Vorsitzender der neuen Kyll-Initiative die Gründungsurkunde aus den Händen der rheinlandpfälzischen Umweltstaatssekretärin Jacqueline Kraege entgegennahm. Doch bei einer Absichtserklärung allein soll es nicht bleiben: In den kommenden drei Jahren wollen die 14 Anrainerkommunen in insgesamt neun praxisorientierten Workshops zu unterschiedlichen Themenbereichen die Gefahrenlagen bei Hochwasser diskutieren und Lösungen erarbeiten. "Wir sitzen alle in einem Boot. Beim Hochwasserschutz sind Solidarität und Zusammenarbeit gefragt", sagte Spindler.

Schon Mitte März soll das erste Arbeitstreffen im Rahmen der Hochwasserpartnerschaft stattfinden, in dem die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten auf einen aktuellen Stand gebracht werden sollen. "Wir müssen wissen, was an der Kyll bei welchem Pegelstand passiert", konkretisierte Christof Kinsinger von der Internationalen Kommission zum Schutz von Mosel und Saar, die die Hochwasserpartnerschaft Kyll betreut. Weitere Themen in den Workshops sollen unter anderem das Ausarbeiten eines Hochwassermanagementsystems sein, die Verbesserung des technischen Hochwasser-schutzes, etwa durch Dämme, die Abstimmung der Alarm- und Einsatzpläne im Falle steigender Pegelstände sowie gegebenenfalls die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten, die nicht bebaut werden dürfen. Wichtig sei, die direkt vor Ort Betroffenen in die Planungen miteinzubeziehen, appellierte Wolfgang Reiland, Bürgermeister der VG Trier-Land, bei der Auftaktveranstaltung: "Vor Ort muss das Verständnis geweckt werden, wenn wegen Hochwassergefahr beispielsweise ein Baugebiet nicht realisiert werden kann, oder wenn Holz an einer bestimmten Stelle nicht gelagert werden kann." Hochwasserpartnerschaft:

Extra Hochwasserpartnerschaft: Zur Hochwasserpartnerschaft Kyll gehören die Landkreise Trier-Saarburg und Vulkaneifel sowie der Eifelkreis Bitburg-Prüm, die Städte Trier und Bitburg, die Verbandsgemeinden Trier-Land, Speicher, Bitburg-Land, Kyllburg, Gerolstein, Hillesheim sowie Obere Kyll, die nordrhein-westfälische Gemeinde Dahlem und die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Die Kommunen werden organisatorisch und fachlich in den Workshops unterstützt von der Internationalen Kommission zum Schutz von Mosel und Saar (IKSMS) mit Sitz in Trier. Die Projektkosten werden zu 50 Prozent von der Europäischen Union getragen, die bis 2013 Maßnahmen zum Hochwasserschutz in der Großregion Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg und Lothringen mit knapp 1,7 Millionen Euro unterstützt. Die andere Hälfte der Kosten trägt das Land. (neb)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort