Abwärtsspirale dreht sich weiter

Malbergweich · Die Turbulenzen bei der Eifelwerkgruppe gehen weiter: Nach der Holding und fünf Firmen in der Südeifel und in Ostdeutschland hat nun das nächste Tochterunternehmen, die Ponto Systeme GmbH in Malbergweich, Insolvenz angemeldet. Ein Domino-Effekt, dessen Ende noch nicht abzusehen ist.

 Das Herzstück des Eifelwerks in Malbergweich: das vor elf Jahren eröffnete Forschungs- und Entwicklungszentrum. TV-Foto: archiv/Rudolf Höser

Das Herzstück des Eifelwerks in Malbergweich: das vor elf Jahren eröffnete Forschungs- und Entwicklungszentrum. TV-Foto: archiv/Rudolf Höser

Malbergweich. Im Kampf um die Zukunft der verbliebenen Eifelwerk-Töchter gibt es nun die nächste Niederlage: Das Tochter-Unternehmen Ponto Systeme GmbH mit Sitz in Malbergweich (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und Produktion bei Leipzig hat Zahlungsunfähigkeit angemeldet, das Amtsgericht Bitburg hat am Dienstag die vorläufige Insolvenz angeordnet. Damit ist das sechste Unternehmen der nach eigenen Angaben neun deutschen Betriebe in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Zusätzlich ist auch die Holding der Unternehmensgruppe in die Insolvenz gerutscht (siehe Extra).
Komplexe Struktur


Ponto Systeme bezeichnet sich als führenden Hersteller von Überdachungen von Einkaufswagen- und Parkboxen in Deutschland. Die Eifelwerk-Gruppe hatte das Unternehmen mit einer Produktionsstätte in Sachsen im Jahr 2008 aus einer Insolvenz herausgekauft. Nähere Angaben zu Auftragsbestand, Mitarbeitern, Lohnrückständen und zu erwartenden Erträgen bei Ponto Systeme kann der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Lieser (Trier/Koblenz) noch nicht machen, da sich die Unternehmensleitung derzeit im Ausland befinde und der Insolvenzbeschluss erst am gestrigen Donnerstag vorgelegen habe. Das Büro Lieser, ebenfalls Insolvenzverwalter am Nürburgring und bereits beauftragt mit der insolventen Eifelwerk-Tochter Fahrzeugtechnik, spricht von einer "komplexen" Unternehmensstruktur in der Eifelwerk-Gruppe. "Die ist zwar nicht grundlegende Ursache für die Insolvenzen, aber mit Sicherheit für den Domino-Effekt relevant", heißt es. Die Folge könnte sein: Auch die übrigen Unternehmensteile stehen vor dem Abgrund, könnten mit in den Strudel von Insolvenz und Zahlungsunfähigkeit gerissen werden.
Für die Fahrzeugtechnik-Tochter aus der Eifel jedenfalls stehen seit Januar die Löhne aus, die Aufträge sind so gering, dass bereits einige der rund 30 Mitarbeiter selbst gekündigt haben sollen. Der Insolvenzverwalter prüft nun, ob es bei Schwestergesellschaften Aufträge gibt, die man an Eifelwerk Fahrzeugtechnik weitergeben könnte. Auf diese Art seien bislang auch alle anderen Schwesterbetriebe als Subunternehmen miteinander verbunden gewesen, heißt es bei Jens Lieser: Der eine Betrieb akquirierte den Auftrag, der andere entwickelte das Produkt und machte die Pläne, ein weiterer produzierte, wiederum ein anderer kümmerte sich um den Vertrieb: "Dies funktioniert so lange, wie alle Teile erhalten bleiben."
"Wenig Hoffnung"


Derweil ist die Stimmung in der 360-Einwohner-Gemeinde Malbergweich zutiefst getrübt. "Die liegt noch tiefer als im Keller", sagt Bürgermeister Heinz Engler. Er stehe in engem Kontakt etwa zur Verbandsgemeinde, und es gebe intensive Beratungen, wie man dem Betrieb nochmals auf die Sprünge helfen könne. "Solange es noch einen Strohhalm gibt, an dem wir uns festhalten können, tun wir das. Aber es gibt wenig Hoffnung." Dabei hatte der Ort bislang profitiert. Engler: "Wir waren stolz, so viele hochwertige Arbeitsplätze bieten zu können. Nun sind die guten Leute weg. Es gibt keine Aufträge und kein Geld."Extra

In dem komplexen Unternehmensgeflecht der weltweit aktiven Eifelwerk-Gruppe gibt es Werkstätten in der Eifel, in Ostdeutschland, Polen und Frankreich sowie Vertriebsbüros in Italien, den USA, England und den Niederlanden. Seit dem Frühjahr 2012 sind mehrere Tochterfirmen und die Holding in die Insolvenz gegangen. Den Beginn machte die Wildfang Präzisionsschmiedetechnik in Hettstedt (Sachsen-Anhalt). Vorläufige Insolvenzanmeldung am 27. April 2012 Mitarbeiter: 71 Es folgte die Eifelwerk BordnetzsystemeGmbH mit Werken in Malbergweich und Üttfeld. Vorläufige Insolvenzanmeldung am 13. Juni 2012 Mitarbeiter: 150 Als zweites ostdeutsches Unternehmen meldete die ELBAUDOGmbH Elektronische Bauelemente aus Dorfhain (Sachsen) Insolvenz an. Vorläufige Insolvenzanmeldung am 5. Juli 2012 Mitarbeiter: 70 Zwei Unternehmensteile kamen vor einem Monat hinzu: die Holding Eifelwerk Heinrich SteinGmbH, Malbergweich. Vorläufige Insolvenzanmeldung am 1. März 2013 Mitarbeiter: 5 EifelmetallGmbH in Malbergweich. Vorläufige Insolvenzanmeldung am 1. März 2013 Mitarbeiter: 3 Nur zwei Wochen später kam die Eifelwerk Fahrzeugtechnik Entwicklungs- und Dienstleistungs GmbH, Malbergweich, hinzu. Vorläufige Insolvenzanmeldung am 15. März 2013 Mitarbeiter: 30 Nun folgte die Ponto Systeme GmbH mit Sitz in Malbergweich. Vorläufige Insolvenzanmeldung am 28. März 2013 Mitarbeiter: 30 Quelle: Creditreform Trier sasExtra

Das Eifelwerk wurde 1912 in Malberg (heute Eifelkreis Bitburg-Prüm) von Rudolf Sempel als Eifeler Metallwarenfabrik gegründet. 1938 firmierte es in Eifelwerk Heinrich Stein GmbH & Co. KG um. Über die Jahre und mit dem Umzug 1971 nach Malbergweich wurde aus der Gießerei für Leichtmetall und Messing eine Produktionsstätte für die Kabelkonfektion im Fahrzeugbau. Durch Zukäufe und Ausgliederungen hat sich die Unternehmensgruppe stark vergrößert. Neben den neun deutschen Betriebsstätten kam 2005 die Eifelwerk Polska Sp.zoo. dazu, 2006 übernahm die Gruppe die französische Schmiede SCOP Euro-Metall. Nach Unternehmensangaben beschäftigt die Gruppe in Deutschland, Frankreich und Polen noch insgesamt 500 Mitarbeiter. sas

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