Bauern fehlt das Geld für Tierschutz: 2013 geben viele Ferkelzüchter auf

Trier/Mainz/Brüssel · Schon vor Jahren hat die EU entschieden, dass es nicht vertretbar ist, Sauen lebenslang in Käfige zu sperren, die so klein sind, dass sich die Tiere nicht bewegen können. Bewirkt hat es wenig. Noch immer arbeitet die Hälfte der deutschen Bauern auf diese Weise. Wenn das Gesetz 2013 in Kraft tritt, werden in der Region viele die Ferkelzucht aufgeben.

Auf der einen Seite stehen die trächtigen Sauen. Und zwar einzeln in Metallgestellen, die ihnen ein Leben lang jede Bewegungsfreiheit rauben. Auf der anderen Seite stehen die Bauern, die wegen des anhaltend niedrigen Schweinefleischpreises kein Geld haben, um in mehr Tierschutz zu investieren.

Mehr als zehn Jahre ist es her, dass die EU entschieden hat, dass Zuchtsauen mehr Platz brauchen und in Gruppen gehalten werden sollten. Doch ein halbes Jahr vor dem Starttermin haben erst vier Länder das Tierschutzgesetz für Schweine umgesetzt: Lettland, Luxemburg, Schweden und Großbritannien. In der Bundesrepublik erfüllen bisher nur 46 Prozent der Betriebe die neuen Regeln.

Auch in Rheinland-Pfalz wird dies Auswirkungen haben. Denn wer Anfang 2013 noch so wirtschaftet, muss mit Bestrafung rechnen: Von derzeit 373 Betrieben, die insgesamt rund 21.000 Zuchtsauen halten, werden laut Landwirtschaftsministerium daher absehbar 230 die Ferkelproduktion einstellen. Betroffen sind vor allem die kleineren Betriebe. "Das ist richtig bitter", sagt Tierschutzexperte Manfred Zelder vom Bauern- und Winzerverband Bernkastel-Wittlich, der sich statt Strafen Unterstützung für die Bauern wünschen würde. Sein Verband hatte sich für eine weitere Fristverlängerung eingesetzt. Doch die wird es nicht geben. "Die Sauenhalter und ihre Verbände hatten genügend Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen", heißt es vom Ministerium.

Zelder wehrt sich auch generell gegen das "Überstülpen" von Tierschutzverordnungen. "Man muss auch mal Vertrauen in unseren Berufsstand haben", sagt er. Bauern seien gut ausgebildet und Tierfreunde. Sein Verband fürchtet, dass Deutschland sich mit dem Tierschutz Wettbewerbsnachteile einhandelt - so wie bei der Legehennen-Verordnung, die Deutschland bereits 2010 umgesetzt hat, während die Tiere in zehn anderen EU-Ländern immer noch in Kleinkäfigen sitzen.

Tierschützer begrüßen die neue Regelung. Auf den Schweinefleischpreis wird sie sich Experten zufolge nicht auswirken, da spezialisierte Großbetriebe die Ausfälle auffangen.

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