Behörde untersagt Flugbetrieb

Lautzenhausen · Die Frachtfluggesellschaft Air Cargo Germany (ACG) auf dem Flughafen Hahn musste überraschend ihren Betrieb einstellen. Das Luftfahrtbundesamt hat der Gesellschaft kurzfristig die Betriebsgenehmigung entzogen.

Lautzenhausen. Bis vor zwei Tagen deutete noch nichts darauf hin, dass die Frachtfluggesellschaft Air Cargo Germany (ACG) ihren Betrieb einstellen muss. ACG hat ihren Sitz am Flughafen Hahn. Ihr gehören vier Frachtflieger vom Typ Boeing 747-400. Laut einer Sprecherin des Flughafens Hahn entfielen in den ersten drei Monaten des Jahres gut 20 Prozent des Frachtflugs auf dem Hunsrück-Flughafen auf den 2008 gegründeten Frachtflieger. Allerdings hat ACG unter ihrem neuen, seit Februar amtierenden, Geschäftsführer Michael Schächer angekündigt, zunehmend ihr Geschäft vom Hahn auf den Flughafen Frankfurt zu verlagern. "Wir müssen dorthin gehen, wo unsere Kunden die optimalen Bedingungen haben", sagt Schächer diese Woche der in Koblenz erscheinenden Rhein-Zeitung. Dabei übte er heftige Kritik am Management des Hahn, es sei nicht professionell genug. Die ACG-Zentrale soll allerdings am Hahn bleiben.
Am Donnerstag jedoch teilte Schächer in einem Brief seinen Kunden auf Englisch mit, er bedauere ihnen mitzuteilen, dass man vorübergehend den Betrieb unterbrechen müsse. Die "Plötzlichkeit" liege nicht in der Verantwortung von ACG und sei weder erwart- noch vorhersehbar gewesen. Gründe nannte er nicht. Auch eine Unternehmenssprecherin gab sich gestern auf Anfrage unserer Zeitung wortkarg. Wiederholte, dass die Betriebsunterbrechung "sehr überraschend" gekommen und nur "vorübergehend" sei. Man arbeite daran, den Flugbetrieb so schnell wie möglich wieder zu starten. 170 Mitarbeiter beschäftige ACG. Über die Zahl der zuletzt über den Hahn abgewickelten Flüge wollte sie keine Auskunft geben.
Fakt ist: Das Luftfahrtbundesamt hat ACG am Donnerstag die Betriebserlaubnis entzogen. Eine Sprecherin der Braunschweiger Behörde bestätigte unserer Zeitung, dass dem Unternehmen der gewerbliche Flugbetrieb verboten worden sei. Warum sagte sie nicht.
Mittlerweile wird darüber spekuliert, dass ACG Zahlungsschwierigkeiten haben könnte. Angeblich soll sie auch dem Hahn Geld schulden. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Luftfahrtbundesamt aus diesem Grund den Frachtflieger unter die Lupe genommen. Es drohte wohl damals bereits der Entzug der Flugerlaubnis. 2010 und 2011 erwirtschaftete ACG ein Minus von 13 Millionen Euro. Erst durch den Einstieg des russischen Frachtflugunternehmens Volga Dnepr, das 49 Prozent der Anteile an ACG kaufte, konnte der angeschlagene Frachtflieger gerettet werden. 29 Millionen Euro sollen sich die Russen, die auch im Gespräch sind, bei der ebenfalls angeschlagenen luxemburgischen Frachtfluggesellschaft Cargolux einzusteigen, die Beteiligung an ACG haben kosten lassen. Allerdings gab es bereits damals Irritationen mit dem für den Hahn zuständigen rheinland-pfälzischen Innenministerium. Es ging um angeblich zugesagte Landeskredite. Das Land soll der Fluggesellschaft schließlich mit einer Bürgschaft unter die Arme gegriffen haben.
Eine Sprecherin des Flughafen Hahn sagte unserer Zeitung, dass man die Entwicklung bei ACG bedauere. Der Flughafen befinde sich weiterhin im Gespräch mit der Fluggesellschaft. Die Hahn-Geschäftsführung sehe die Zukunftsperspektiven des Flughafens nicht beeinträchtigt. Das klingt so, als würden die Hahn-Verantwortlichen nicht damit rechnen, dass ACG ihren Flugbetrieb wieder aufnehmen wird.

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