Schneiden, binden, lesen

Trittenheim · In Trittenheim bearbeiten Sechs- bis Zwölfjährige wieder einen Wingert. Von der Pike auf lernen sie, wie man Rebstöcke pflegt. Der Lohn für die Mühe: Die Kinder erfahren viel Wissenswertes, und im Herbst können sie den eigenen Traubensaft genießen. Das Projekt startet Anfang März.

 Rebschnitt fürs Foto im Kinderwingert: Jonathan Slaby setzt die Schere an. Marlene Bollig, Lena Kaupp, Hendrik und Frederik Hermen und Jonas Bastgen (von links) schauen genau zu. TV-Foto: Katja Bernarding

Rebschnitt fürs Foto im Kinderwingert: Jonathan Slaby setzt die Schere an. Marlene Bollig, Lena Kaupp, Hendrik und Frederik Hermen und Jonas Bastgen (von links) schauen genau zu. TV-Foto: Katja Bernarding

Trittenheim. Jonathan Slaby aus Hetzerath könnte samstagsmittags Fußball spielen, Klavier üben oder sich mit Freunden treffen. Doch der Achtjährige hat sich ein zweites Mal dazu entschieden, im Trittenheimer Kinderwingert seinen Rebstock zu pflegen. An fünf Samstagen wird er gemeinsam mit weiteren 15 Kindern für jeweils eineinhalb Stunden unter Anleitung im Weinberg stehen und die anstehenden Arbeiten erledigen. "Es hat letztes Jahr so viel Spaß gemacht", schwärmt Jonathan. Und wenn er vom Saft erzählt, der aus den eigenhändig gelesenen Trauben gewonnen wurde, leuchten seine Augen.
Den ganzen Prozess erleben


Vor zwei Jahren hatte die Kultur- und Weinbotschafterin (siehe Extra) Marlene Bollig in Zusammenarbeit mit dem Trittenheimer Winzer Stefan Hermen das Projekt Kinderwingert ins Leben gerufen. Die Idee hatte sie vor zwei Jahren aus Rheinhessen mitgebracht: Jedem Kind wird für eine Wachstumsperiode ein Rebstock zugeteilt. In einem Wingertsbuch halten die Kinder Gelerntes, Erinnerungen und Witterungsbedingungen fest.
Bevor geschnitten, gebunden, Bodenproben genommen werden oder nach den nutzbringenden Regenwürmern gebuddelt wird, erklärt Marlene Bollig den kleinen Winzern die Arbeit theoretisch. "Die Kinder erleben hautnah die Entwicklung ihrer Reben, und sie können das Wachstum der Trauben beobachten", sagt die Weinbotschafterin. Die Kultur der Mittelmosel werde so erleb- und begreifbar. Getreu dem Motto der Weinbotschafter von der Mosel: fühlen, schmecken, riechen, hören, sehen, begreifen und genießen. Winzertochter Lena Kaupp aus Trittenheim ist von dem Projekt, das alle Sinne anspricht, so begeistert, dass sich ihr Berufswunsch durch ihre Teilnahme sogar gefestigt hat: "Ich will unseren Betrieb mal übernehmen", verkündet die Achtjährige. Jonathans Oma, eine leidenschaftliche Traubenleserin, kutschiert ihren Enkel auch gerne für eine zweite Runde von Hetzerath zum Kinderwingert nach Trittenheim. "Das Projekt hat so was Archaisches. Man muss es gemacht haben, und man genießt jeden Schluck Wein oder Saft danach ganz anders", sagt Marianne Slaby.

Das Projekt Kinderwingert in Trittenheim findet am 2. März, 11. Mai, 22. Juni, 31. August und am 19. Oktober jeweils ab 13 Uhr statt. Interessierte Kinder können sich bei Marlene Bollig unter Telefon: 06507 6231 oder per E-Mail ( marlenebollig@trittenheim.de) anmelden. Kosten: 40 Euro pro Kind.
Extra

Die Kultur- und Weinbotschafter Rheinland-Pfalz (KWB) präsentieren Landschaft, Geschichte und Wein im Land. Sie führen über das ganze Jahr verteilt in den vier rheinland-pfälzischen Regionen - Mosel, Nahe, Rheinhessen und Pfalz - viele Hundert Veranstaltungen durch, an denen pro Jahr rund 10 000 Besucher teilnehmen. Das Motto der KWB Rheinland-Pfalz lautet: "Vier sind eins!" Weitere Infos: www.kultur-und-weinbotschafter.de hw

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