Sinkende Preise, steigende Kosten

THALFANG. Um dem Höfesterben unter den Milchvieh-Betrieben in Rheinland-Pfalz entgegenzutreten, setzt die Landesregierung auf eine bessere Betreuung der Landwirte. Denn immerhin rund fünf Prozent der Bauern geben jedes Jahr ihren Hof auf.

Die Milchwirtschaft ist im Umbruch - seit Jahren schon. Und noch immer ist ein Ende des Höfesterbens nicht in Sicht. "Jedes Jahr geben rund fünf Prozent der Betriebe auf", sagt Hans-Jürgen Sehn, selbst Landwirtschaftsmeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Hochwald Nahrungsmittelwerke in Thalfang. Dass dies nicht zuletzt auf sinkende Milchpreise zurückzuführen sei, verstehe sich von selbst. Denn seit 2001 ist der Milchpreis jährlich um vier Prozent zurückgegangen. "Wertvolle Produkte werden verramscht"

Derzeit liegt er bei etwa 25 Cent je Liter. Und der Preisverfall bleibt angesichts immer neuer Discounter-Angebote ein Problem für die Landwirte. "Das ist ein Verramschen wertvoller Produkte", sagt Sehn - zum Schaden der Milchwirtschaft und der Bauern. Derzeit gibt es noch 3200 Landwirte mit 125 000 Milchkühen in Rheinland-Pfalz. Dabei können auch die Betriebsleiter eine Menge tun, um wettbewerbsfähiger zu werden. "Wer große Flächen in Betriebsnähe bewirtschaften kann, einen hohen Maschinen-Einsatz und leistungsfähiges Milchvieh hat, kann bis zu 15 Cent mehr für einen Liter Milch erwirtschaften als die Konkurrenz", sagt der rheinland-pfälzische Wirtschaftsstaatssekretär Walter Strutz. Er hat sich nach dem Besuch von zwei Milchvieh-Betrieben in der Pfalz und im Hochwald davon überzeugt, "dass diese Branche ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor" im Land sei. Nicht zuletzt dank der Strukturförderung habe das Land in den vergangenen zehn Jahren rund 7,6 Millionen Euro Fördermittel an die Milchbauern ausgezahlt. "Um der Bedeutung der Landwirtschaft zum Erhalt der ländlichen Region Rechnung zu tragen, veranstalten wir Anfang 2006 eine ,Grüne Woche Rheinland-Pfalz'", stellt Strutz außerdem in Aussicht. Denn auch dank der Landschaft und ihrer Produkte erwirtschafte der Tourismus als wichtiger Arbeitgeber im Land jährlich einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Bei dem "Mainzer Ableger" des Berliner Vorbildes soll es verstärkt um Besichtigungen von Vorzeige-Betrieben und Untersuchungen von Milch, Fleisch und Getreide, aber auch um die Beratung und Weiterbildung von Landwirten gehen. "Der Landwirt versteht sich häufig noch zu sehr als Produzent denn als Unternehmer", bemängelt schließlich Alfred Lorenz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel in Bitburg. Von mehr betriebswirtschaftlichem Denken in den Betrieben könnten nicht nur Landwirte profitieren, sondern auch die Milch verarbeitende Industrie, sagt Karl-Heinz Engel, Geschäftsführer der Hochwald Nahrungsmittelwerke in Thalfang. Neben Hochwald ist in Rheinland-Pfalz nur noch die Milch Union Hocheifel (Muh) als Molkerei tätig: "Wir sitzen alle in einem Boot." Derzeit zahlt die Hochwald-Molkerei ihren Bauern zwei Cent mehr als im Branchendurchschnitt üblich, was einem mittleren Betrieb mit rund 250 000 Liter Milch im Jahr etwa 6500 Euro mehr an Einnahmen beschert als in anderen Bundesländern. Doch auch hier ist der Markt in Aufruhr. Derzeit gebe es bundesweit noch 120 Molkereien, sagt Engel. Nach einer neuen Fusionswelle, so schätzt er, könnten nur noch 30 übrig bleiben. "Unser Ziel ist es, den Wettbewerb zu überleben", sagt der Hochwald-Chef. Er ist überzeugt davon, nach der letzten Fusion mit der hessischen Starmilch-Gruppe gut gerüstet zu sein. Immerhin ist das Thalfanger Unternehmen nach der verarbeiteten Milchmenge (rund 1,8 Milliarden Kilogramm) die deutsche Nummer drei. Dennoch, so erklärt Engel: "Das geht nur Hand in Hand mit der Landwirtschaft. Wir wollen keine Milch verarbeiten, die kilometerweit zu uns angefahren werden muss, sondern Milch aus der Region."

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