Abstriche bei der "Lebensversicherung"

Trier · Die Nachwuchsarbeit bei Fußball-Regionalligist Eintracht Trier spielt eine große Rolle. Ihre finanzielle Ausstattung hängt jedoch auch davon ab, in welcher Liga die erste Mannschaft künftig spielt. Der Eintracht-Vorstand steckt in einer Zwickmühle.

 Roman Gottschalk. TV-Foto: Archiv/ Hans Krämer

Roman Gottschalk. TV-Foto: Archiv/ Hans Krämer

(bl) Roman Gottschalk runzelt die Stirn. Das Thema ist heikel. Die Gefahr groß, sich die Finger zu verbrennen. Eintracht Trier schreibt die Jugendarbeit groß. Gottschalk, als Vorstandsmitglied für den Nachwuchsbereich zuständig, spricht von einer "Lebensversicherung" für den Verein. Dazu steht er auch weiterhin. Doch gleichzeitig lässt er durchblicken, dass Abstriche unumgänglich sein werden.

In dieser Saison beträgt der Jugendetat rund 270 000 Euro. Abzüglich von rund 100 000 Euro für die U-23-Oberligamannschaft verbleiben 170 000 Euro für die Teams ab der U 19 abwärts. "Das ist ein großes Investment für uns", sagt Gottschalk.

Eins, dass sich der Club aus seiner Sicht künftig nicht mehr im gleichen Umfang leisten kann, wenn der ersten Mannschaft der Aufstieg in die dritte Liga nicht gelingt: "Ab der Saison 2012/2013 werden die Berufsgenossenschaftsbeiträge nahezu verdoppelt. Das entspricht bei uns Mehrkosten von rund 100 000 Euro pro Saison. Hinzu kommt, dass ab 2012 in der Regionalliga das Fernsehgeld in Höhe von rund 90 000 Euro komplett wegfällt. Wenn wir bis 2012 den Aufstieg in die dritte Liga nicht schaffen und damit in der dann fünfgeteilten Regionalliga spielen, haben wir kaum Refinanzierungsmöglichkeiten."

Heißt im Umkehrschluss: Sparen. In dieser Saison ist der Etat für die erste Mannschaft um rund 30 Prozent reduziert worden. Die Ansage nun: Auch die Jugend müsse ihren Beitrag leisten.

Kosten-Nutzen-Rechnung und die Suche nach Schnittmengen



Aber in welchen Bereichen? Und wie viel? Gottschalk ist bewusst, dass Jugendarbeit Zeit braucht und erst nach ein paar Jahren Früchte trägt. "Die Entwicklung in den vergangenen zweieinhalb Jahren ist positiv. Die gewünschte Professionalisierung ist vorangeschritten", sagt er.

Gleichzeitig gibt er zu bedenken: "Als Viertligist laufen wir Gefahr, dass uns die Ausnahmetalente in der A-, B- oder C-Jugend von höherklassigeren Clubs abgeworben werden. Ziel ist jedoch, den Nachwuchs für die eigene erste Mannschaft auszubilden."

Es geht also um eine Kosten-Nutzen-Rechnung, wenn sich Gottschalk und Nachwuchskoordinator Reinhold Breu zu Zukunftsgesprächen Anfang des nächsten Jahres zusammensetzen. Die Personalkosten werden ein Thema sein. Und auch die Frage, ob die aus Sicht von Breu für die künftige Bindung von Talenten unabdingbare Anerkennung als DFB-Nachwuchsleistungszentrum finanziell machbar ist, dürfte aufgeworfen werden. Gottschalk: "Alleine die im Zuge der Anerkennung geforderten Eingangsuntersuchungen für alle Jugendspieler am Anfang jeder Saison kosten gut 10 000 Euro."

Ist der Niederbayer bereit, Abstriche mitzumachen? Sein Vertrag läuft im Sommer 2011 aus, im TV hat er jüngst seine Zukunft offengelassen.

Gottschalk prophezeit "sehr schwere Gespräche". Breu ist vereinsintern nicht unumstritten. Mit seiner forschen Art eckt er ab und zu an. Und dass er in der Endphase der Vorsaison mit Dynamo Dresden verhandelte und im Gegenzug zum Angebot einer vorzeitigen Vertragsauflösung bei der Eintracht eine Umzugsvergütung erbat, sorgte für Irritationen.

In welche Richtung es geht, vermag Gottschalk noch nicht zu sagen: "Wir müssen sehen, ob die Schnittmengen für eine mögliche weitere Zusammenarbeit groß genug sind."

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