Was Google alles nicht weiß

Trier/Irrel · Die Meister der Listen: Am Wochenende treffen sich Hobby-Fußballstatistiker aus ganz Deutschland zur Jahreshauptversammlung des Deutschen Sportclubs für Fußballstatistiken im Irreler Hotel Koch-Schilt (Eifelkreis Bitburg-Prüm).

 Zahlen, Namen, Fakten: Für manche Fußballfans sind die Statistiken mindestens so wichtig wie das Spiel selbst. Am Wochenende treffen sich Fußballstatistiker aus ganz Deutschland in Irrel. TV-Foto: ANDREAS Feichtner

Zahlen, Namen, Fakten: Für manche Fußballfans sind die Statistiken mindestens so wichtig wie das Spiel selbst. Am Wochenende treffen sich Fußballstatistiker aus ganz Deutschland in Irrel. TV-Foto: ANDREAS Feichtner

Foto: (g_sport

Trier/Irrel. "Fußball in Hamburg 1945 bis 1963. Alle Ligen. Alle Tabellen. Alle Ergebnisse." So heißt nur eins von Hunderten Büchern, die der DSFS - der Deutsche Sportclub für Fußballstatistiken - herausgebracht hat. Wer da schon beim Lesen des Titels eine wahre Bleiwüste von Gobi-Ausmaßen aus Zahlen, Namen, Vereinen vor sich sieht, liegt sicher nicht falsch. Das mag für einige fürchterlich langweilig klingen. Für andere ist es eines der schönsten Hobbys der Welt: Statistiken zusammentragen, die man sonst vielleicht noch nirgendwo in gesammelter Form finden konnte. Aus alten Tageszeitungen, vergilbten Sportmagazinen, aus Bibliotheksarchiven oder von Augenzeugen. Teils über Jahrzehnte hinweg zusammengepuzzelt von Männern, die seit der Kindheit von der Sammelwut gepackt sind. Ja, das ist ein Männerding. Schon immer gewesen. Knapp 400 Mitglieder hat der Club bundesweit, keine Handvoll Frauen ist darunter. Auch die Unter-40-Jährigen sind bei dem in den 1970ern in Wiesbaden gegründeten Verein nur dürftig vertreten. "Aktiv sind rund 100 bis 120 Mitglieder", sagt Harald Igel, der die Öffentlichkeitsarbeit für die Fußballstatistiker macht. Die Aktiven arbeiten allesamt ehrenamtlich in sechs Regionalverbänden an unterschiedlichen Projekten. Ein Beispiel: "An den Büchern über den Fußball in Schlesien vor dem Zweiten Weltkrieg hat der Kollege zehn Jahre lang recherchiert. Die Bücher machen wir alle selbst, auch das Layout", sagt Igel. Der 67-Jährige hat in den späten 1950ern seine ersten Fußballstatistiken in seiner Heimat Hamburg erstellt.Das bekannteste Buch, das der DSFS jährlich herausbringt, ist der "Deutsche Fußball-Almanach", ein 500-Seiten-Werk mit den Statistiken von der ersten bis zur sechsten Liga. Gibt's doch alles online, etwa bei fupa.net, fussball .de, fussballdaten.de oder transfermarkt.de?! Mag sein, zumindest für Spielzeiten, die nicht allzu lange zurückliegen.Igel und seine Kollegen haben die Erfahrung gemacht, dass viele Vereine überhaupt kein brauchbares Archiv haben, auch die Verbände hätten teilweise wenig. "Wir haben eine Riesen-Datenbank, die wir nach Vereinen abfragen können, etwa mit den Tabellen aus allen Jahren. Einige Vereine nutzen das. Etwa, wenn ein Jubiläum ansteht." Mit rund 70 Teilnehmern und Gästen rechnet der DSFS bei der Versammlung in Irrel, organisiert vom Südwest-Verband. "Wir analysieren die Entwicklung im Fußball, und es werden Planungen für die statistische Darstellung nach Abschluss einer Saison erarbeitet", kündigt Igel an. Der DSFS legt lieber Bücher vor, als das Internet weiter zu füttern. So wissen die Statistiker mit Blick in ihre Datenbanken, was das Internet nicht weiß - und vielleicht auch nie gefragt wurde. Zum Beispiel: Wer machte noch mal das 2:0 beim Bezirksliga-Derby Ruwer gegen Mertesdorf in der Saison 1971/72? Scheiffele war's! Da könnte Google noch viel lernen. Mehr Infos: die-fussball-statistiker.de

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