Von Moltke: Auch mit 75 keine Chance auf Ruhestand

Nieder-Olm (dpa) · Von Ruhestand darf Werner von Moltke auch mit 75 Jahren nichts wissen. „Ich muss weg, ich will auch weg. Mein Alter ist ja fast schon biblisch“, betont der heutige Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV).

Doch der in diesem Jahr angedachte Stabwechsel an der DVV-Spitze musste ausbleiben. „Es wurde einfach kein Nachfolger für mich gefunden. Da hat mich der Verband gebeten, noch zwei Jahre weiter zu machen“, erklärt von Moltke. Und so wird der frühere Zehnkämpfer, der am 24. Mai seinen 75. Geburtstag feiert, auch noch bei Olympia 2012 die deutschen Volleyballer anführen. 2013 soll dann aber endgültig Schluss sein.

„Mein ganzes Leben ist vom Sport bestimmt“, blickt von Moltke zurück. Am Anfang stand der Zehnkampf: Als erster deutscher Athlet knackte von Moltke die magische Grenze von 8000 Punkten. 1962 wurde er EM-Zweiter, vier Jahre später folgte der EM-Titel. Nach dem Ende seiner aktiven Zeit avancierte der Diplom-Sportlehrer und Industriekaufmann zum Sportchef des Sportartikelherstellers adidas. Seine Funktionärslaufbahn begann der Ex-Zehnkämpfer beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), bei dem er von 1989 bis 1997 Vize-Präsident war.

Doch nach Differenzen mit dem damaligen DLV-Chef Helmut Digel kehrte von Moltke 1997 den Leichtathleten den Rücken - und wurde wenige Wochen später völlig überraschend zum Volleyball-Präsidenten gewählt. 14 Jahre ist dies nun schon her, so lang hat noch niemand an der Spitze der deutschen Volleyballer gestanden. Unter seiner Regie konnten Großereignisse wie etwa die Beachvolleyball-WM 2005 nach Deutschland geholt werden. Lob kam etwa von Ex-Bundesinnenminister Otto Schily: „So einen positiv verrückten und durchsetzungsstarken Präsidenten wünsche ich mir auch für andere Sportverbände.“

Aus seinem Nischendasein hat aber auch von Moltke den Volleyball-Sport nicht holen können. „Fußball, Handball und Basketball sind in Deutschland einfach populärer“, erkennt von Moltke. „Es ist einfach sehr schwer für unseren Sport. Unsere Fernseh-Präsenz ist nicht so, wie es bei anderen Sportarten ist. Und es ist auch schwer, Sponsoren zu finden“, beschreibt von Moltke das Dilemma.

Ändern können dies wohl nur Erfolge. Und deshalb hofft Präsident von Moltke im nächsten Jahr auf einen starken Olympia-Auftritt seiner Schmetterkünstler - im Idealfall sogar mit „ein, zwei Medaillen im Beachvolleyball“. 2013 soll es dann aber endgültig soweit sein mit dem Ruhestand: „Ich möchte einen vernünftigen Verband hinterlassen, der geeint ist und ohne Querelen auskommt“, blickt von Moltke voraus.

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