Projekt Motivationsforschung: Warum es in der Schule mal klappt und mal nicht

Trier · Schüler zu motivieren ist ein Kunststück - aber eines, das man lernen kann. Das ist eine wesentliche Erkenntnis der zwölf Mitarbeiter am Lehrstuhl der Trierer Pädagogik-Professorin Michaela Brohm, die die Motivation von Schülern und Lehrern erforschen.

Trier. Dass manche Schüler mit der Schule hervorragend zurechtkommen, während andere an diesem System der Wissensvermittlung förmlich verzweifeln: Diese Erkenntnis ist nicht neu. Aber woran liegt das? Und vor allem: Wie kann man etwas dafür unternehmen, dass die Schule für weniger Schüler ein Gräuel ist? An der Beantwortung dieser Frage arbeitet die Trierer Professorin Michaela Brohm mit ihren wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeitern. Für die Verzahnung von Wissenschaft und Praxis ist sie selbst das beste Beispiel: Vor ihrer Hochschulkarriere stand sie zehn Jahre als Lehrerin für Musik und Geschichte vor diversen Klassen.
Ihr groß angelegtes Projekt "Horus" steht vor dem Abschluss. 3000 Schüler haben teilgenommen, ihr Sozial- und Lernverhalten wurde über einen längeren Zeitraum untersucht. 120 Lehrer ließen sich als Multiplikatoren in Methoden schulen, wie man die Motivation der Schüler verbessert. Nun wird ausgewertet, ob substanzielle Veränderungen eingetreten sind.
Brohm will die Ergebnisse nicht vorwegnehmen. Aber aufgrund früherer Untersuchungen ist sie sicher, dass sich das richtige Vorgehen der Lehrer für die Schüler auszahlt.
Ausgangspunkt ist dabei, dass die Einstellung der Schüler zu sich selbst, die Wertschätzung und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten der Schlüssel sind, um auch in der Kommunikation nach außen Verbesserungen zu erzielen. "Wir müssen das Ich stärken, dann klappt\'s auch mit der Motivation" - so bringt die Professorin ihre Erkenntnisse auf den Punkt.
Lehrer zu finden, die bei "Horus" mitmachen, war kein Problem. Überhaupt ärgert sich Ex-Lehrerin Brohm darüber, dass ihr einstiger Berufsstand oft pauschal als frustriert und unengagiert eingestuft wird.
City Campus Triers lange Nacht der Wissenschaft



Sie rät dazu, eher an der Aus- und Weiterbildung der Lehrer anzusetzen, wo "soft skills" wie Motivationskompetenz eine zu geringe Rolle spielten.
Dafür hat sie sogar ein praxisnahes Lehrbuch herausgebracht, das "Motivation lernen" heißt und im Beltz-Verlag erschienen ist. Es enthält viele praktische Beispiele, wie Lehrer die Motivation der Schüler verbessern können - vor allem, indem sie die negative Selbsteinschätzung von Schülern aufbrechen, statt sie noch zu verstärken.
Wenn in einigen Monaten die Ergebnisse der - maßgeblich von der Nikolaus-Koch-Stiftung finanzierten - "Horus"-Studie vorliegen, hofft Brohm, dass sie auch in die Schul-Praxis einfließen. Selbstverständlich ist das nicht. Dass beispielsweise Ministerium oder Schulaufsicht die Forscher von der Uni einladen, ihre Erkenntnisse mitzuteilen, ist keine Selbstverständlichkeit.
Dafür hat die Öffentlichkeit die Chance, sich einen hautnahen Einblick in die Motivationsforschung zu verschaffen: Beim Trierer City Campus (siehe Extra) werden Brohm & Co. in der alten Post am Kornmarkt einen Motivations-Parcours einrichten, der es in vier Stationen ermöglicht, sich über Selbsteinschätzungen, Ziele und Handlungen klar zu werden - und vielleicht die eigene Motivation zu verbessern.

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Extra

 Erforscht die Motivation von Schülern und Lehrern: Pädagogik-Professorin Michaela Brohm. Foto: privat

Erforscht die Motivation von Schülern und Lehrern: Pädagogik-Professorin Michaela Brohm. Foto: privat

City Campus ist eine Großveranstaltung von Uni und FH Trier am 28. September in der kompletten Trierer Innenstadt. Es gibt neun unterschiedliche Themenbereiche mit mehr als 150 Projekten, die eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Arbeit und der Lebenswelt der Bürger herstellen. Der hier skizzierte "Motivations-Parcours" gehört zum Themenbereich "Kultur". Dieser umfasst 16 Projekte, von der Erklärung von Sprichwörtern über chinesische Kultur, einer Bibel-Ausstellung bis hin zu "Essensritualen in Kitas und Grundschulen". Schauplätze sind unter anderem die Alte Post am Kornmarkt, das Stadtarchiv an der Weberbach, das Café Kokolores am Domfreihof und die Dominformation. Das komplette Programm online: www.citycampus-trier.de

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