Weitspringer Rehm deutscher Fahnenträger bei Paralympics

Rio de Janeiro (dpa) · Markus Rehm ist Fahnenträger der deutschen Mannschaft bei den Paralympics in Rio de Janeiro. Der unterschenkelamputierte Weitspringer hat das Zeug zum Star.

Der Star geht voran: Ausnahme-Weitspringer Markus Rehm führt bei der Eröffnungsfeier der Paralympics in Rio de Janeiro die deutsche Mannschaft am Mittwoch als Fahnenträger ins Maracana-Stadion.

„Für mich ist es eine riesige Ehre, dass ich mit der Fahne vorneweg laufen darf. Das wird ein einzigartiges Erlebnis, auf das ich mich sehr freue“, sagte der Leichtathlet nach seiner Berufung am Dienstag.

Vier Jahre nach Schwimmerin Daniela Schulte hat der Deutsche Behindertensportverband (DBS) wieder eine seiner schillerndsten Figuren an die Spitze seines Teams gestellt. Schon am Montag hatte der Leverkusener, dessen Trainerin die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius ist, einen mehrstündigen Interview-Marathon mit Medien aus aller Welt absolviert.

Markus Rehm hat seine Ausnahmestellung im deutschen Behindertensport mehrfach unter Beweis gestellt. Als Paralympics-Sieger von London 2012, dreimaliger Weltmeister und Weltrekordhalter mit sagenhaften 8,40 Metern steht der 28-Jährige sportlich außerhalb jeglicher Diskussion. „Seine herausragenden Leistungen und Rekorde haben ihn auch international zu einem der Stars der paralympischen Bewegung aufsteigen lassen“, erklärte Chef de Mission Karl Quade.

Für weit mehr Aufsehen hatte er aber im Bereich der Nichtbehinderten gesorgt: Der Prothesen-Springer wurde vor zwei Jahren deutscher Weitsprung-Meister und kämpfte seither auch für seine Startgenehmigung bei den Olympischen Spielen in Rio. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF forderte dafür jedoch einen Nachweis, dass Rehm durch seine Prothese keinen Vorteil hat. Die kontrovers diskutierte und mittlerweile auch wissenschaftliche untersuchte These ist, dass seine Spezialprothese beim Absprung wie eine Feder wirkt.

In aufwendigen Tests für eine Studie hatten Wissenschaftler aus Köln, Japan und den USA keinen Nachweis erbringen können, dass Rehm gravierende Vor- oder Nachteile im Vergleich mit Athleten ohne Behinderung habe. Der Orthopädietechnik-Meister habe Nachteile beim Anlauf, aber Vorteile beim Absprung.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) erlaubte ihm daraufhin weiterhin die Teilnahme an deutschen Meisterschaften, legte aber eine getrennte Wertung fest. Die IAAF stoppte später Rehms Olympia-Ambitionen. „Die Paralympics sind mein Hauptwettkampf. Und das wären sie auch gewesen, wenn ich bei Olympia hätte starten können“, sagte der Leverkusener, der in Rio auch mit der 4x100-Meter-Staffel berechtigte Medaillenhoffnungen hat.

Markus Rehm verlor seinen rechten Unterschenkel im Alter von 14 Jahren. Damals geriet er bei einem Wakeboard-Unfall in die Schraube eines Motorbootes.

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