Wenn der Partner zuschlägt

Trier · Sie machen mit, weil sie ihre Partnerschaft retten wollen, auf Empfehlung des Jugendamtes oder weil die Staatsanwaltschaft es ihnen zur Auflage gemacht hat: Männer, die gegenüber ihren Frauen handgreiflich wurden. Während des Trainings "Contra häusliche Gewalt in Partnerschaften" der Pro Familia Trier lernen schlagende Männer den Umgang mit Konflikten und ihren Gefühlen - Täterschutz ist Opferschutz.

 Häusliche Gewalt in Partnerschaften: Pro Familia steuert mit speziellen Trainingseinheiten für Männer dagegen. Symbol-Foto: dpa

Häusliche Gewalt in Partnerschaften: Pro Familia steuert mit speziellen Trainingseinheiten für Männer dagegen. Symbol-Foto: dpa

Trier. "Das Jugendamt hat gesagt, ich soll mich mal bei Ihnen melden. Ich weiß aber gar nicht, wieso ausgerechnet ich hierher kommen soll.
Sie müssen wissen, meine Frau trinkt und kriegt zuhause nichts geregelt. Deshalb gibt es häufig Streit. Manchmal geht es da heftig zur Sache. Die wird dann total hysterisch, fängt an zu schreien. So richtig geschlagen habe ich sie noch nie, sondern nur geschubst." Dies sagte ein Klient, nennen wir ihn Felix T. , Michael Charles von Pro Familia beim Erstgespräch. Felix T. ist einer der rund 60 Männer, die im vergangenen Jahr zur laufenden Gruppe "Contra häusliche Gewalt in Partnerschaften" gestoßen waren: freiwillig, auf Empfehlung des Jugendamtes oder weil die Staatsanwaltschaft die Teilnahme zur Auflage gemacht hat.
Bei Pro Familia lernen die Männer in einem Training, was sie tun können, wenn sie "kurz vorm Platzen" sind. Im pädagogischen Fachjargon heißt es: Erarbeitung von individuellen Ausstiegsmöglichkeiten. Die Männer lernen in der Gruppe Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, mit Macht und Ohnmacht, Gefühlen und Provokationen umzugehen, oder sie setzen sich mit ihrem eigenen Rollenverständnis auseinander.
Die Arbeit ist sehr vielschichtig. Neben Michael Charles, Diplom-Pädagoge mit einer bundesweit anerkannten Ausbildung in der Täterarbeit, spielt die Sozialarbeiterin Ursula Wollscheid im Training eine wichtige Rolle: "Als Trainerpaar dienen wir als Modell und zeigen, wie Kommunikation auf gleicher Augenhöhe funktionieren kann", sagt Charles. Und Ursula Wollscheid bringt die Sicht einer Frau mit ein - und nimmt der Gruppe den reinen Männercharakter. "Der Ton ist ein anderer, wenn ich dabei bin", sagt sie. Das Training findet seit 2007 wöchentlich jeweils über die Dauer eines halben Jahres statt und orientiert sich an bundesweit geltenden Standards. Männer im Alter von 18 bis Ü-70 nehmen an dem in Trier einzigartigen Angebot teil, quer durch alle Schichten. Das Problem: Laut Charles überragen die gestiegenen laufenden Kosten der Arbeit inzwischen bei weitem den Kostenzuschuss des rheinland-pfälzischen Innenministeriums.TV-Leser können helfen


Unter der Projektnummer 16406 können TV-Leser spenden und mithelfen, damit die Co-Trainerin Ursula Wollscheid weiterhin ihren wichtigen Part des "weiblichen Korrektivs" übernehmen kann. Denn das Training ist erfolgreich: "Ich wurde hier als Mensch ernstgenommen, aber gleichzeitig nicht geschont und habe hart an der Sache gearbeitet", hören beide häufig. Kürzlich: "Das hätte ich mal fünf Jahre eher wissen müssen, dann wäre es in unserer Beziehung nicht so weit gekommen." Michael Charles betont: "Täterschutz ist Opferschutz." Auch Schutz von Kindern. Denn sie sind mit betroffen, wenn es zu häuslicher Gewalt in Partnerschaften kommt.
volksfreund.de/meinehilfeExtra

Per Banküberweisung an "Meine Hilfe zählt". Konto 220012 bei der Sparkasse Trier (BLZ 58550130) oder Konto 191919 bei der Volksbank Trier (BLZ 58560103). Im Verwendungszweck bitte immer die vier- oder fünfstellige Projektnummer angeben, damit die Spende dem gewünschten Zweck zufließen kann. Spenden ohne Projektangabe fließen in einen Topf, der unter allen Initiativen verteilt wird. Falls eine Veröffentlichung des Spendernamens im TV gewünscht wird, bitte ein "X" auf dem Überweisungsformular eintragen. Bis zu 200 Euro gilt der Einzahlungsbeleg als Spendenquittung. Ist eine separate Quittung erwünscht, bitte Adresse angeben. Hat ein Projekt vor Buchung der Spende das Ziel erreicht, kommt der Betrag anderen Projekten zugute. Online: Unter volksfreund.de/meinehilfe Projekt auswählen, Spendenbutton anklicken, abgefragte Daten eingeben. Jede Spende wird zu 100 Prozent weitergeleitet. dpa

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