Sterneköche der Region: Ulrike Stoebe, Landhaus Mühlenberg in Daufenbach

Daufenbach · An einem steilen Hang im Kylltal gelegen und von viel Wald umgeben startete das Landhaus Mühlenberg 1935 seine gastfreundliche Existenz als klassische Sommerfrische. Der urwüchsige und behagliche Charme ist erhalten. Doch Ulrike Stoebe, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Harald das Restaurant seit 1977 führt, hat aus der zünftigen Ausflügler-Küche eine erlesene Feinschmeckeradresse gemacht.

 Ulrike Stoebe ist ausgebildete Hotelfachfrau mit einer Karriere als Geschäftsführerin. Das Feinschmecker-Kochen hat sie sich selbst beigebracht - dank ihres ausgezeichneten Talents und der Tipps von Kollegen. Fotos: privat

Ulrike Stoebe ist ausgebildete Hotelfachfrau mit einer Karriere als Geschäftsführerin. Das Feinschmecker-Kochen hat sie sich selbst beigebracht - dank ihres ausgezeichneten Talents und der Tipps von Kollegen. Fotos: privat

Wer als Gast zum Landhaus Mühlenberg will, taucht ein in eine ruhige und entspannte Welt. Denn das Reich von Ulrike und Harald Stoebe liegt mitten im Wald am Ende einer schmalen Sackgasse. Im Sommer beginnt ein Mühlenberg-typischer lukullischer Verwöhnabend mit einem Aperitif auf einer liebevoll und mediterran gestalteten Sonnen-Terrasse. Das Interieur des Restaurants wirkt wie das geschmackvoll-ländliche Wohnzimmer von guten Freunden, bei denen man zu Gast ist: Bei maximal zwanzig Plätzen, verteilt auf zwei Räume, sowie einem behaglichen Raucherzimmer kommt eine steife oder anonyme Atmosphäre nicht auf.

Diese ausgesprochen freundliche Nähe zu den Gästen entspricht der Philosophie von Ulrike Stoebe. Ihre Eltern gründeten einst das Landhaus als Naherholungsziel für Ausflügler und Touristen aus Trier, Aachen oder Düsseldorf, die es zum Wandern in die Eifel zog.

Mutter und Großmutter sorgten für das leibliche Wohl und setzten schon damals hohe Standards, die Ulrike Stoebe nachhaltig beeindruckten. Dennoch entschied sie sich zunächst für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und machte eine Karriere in einem großen Hotel am Frankfurter Flughafen bis hin zur Geschäftsführungsposition. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann kennen, der eine Spitzenkraft mit internationaler Erfahrung im Service war.

„Als Köchin bin ich daher Autodidaktin, was vielleicht zwangsläufig zu einer eigenen Handschrift bei der Kreation der Speisen führt, da ich mir alles aus der Literatur und mit Hilfe von Tipps seitens lieber Kollegen selbst beibringen musste“, schildert Ulrike Stoebe die Besonderheit ihres Erfolgs, der ihr unter anderem einen Michelin-Stern einbrachte und sie somit in die Spitzenriege der deutschen Köche einordnete. „Ich vermute, ich habe das Talent zum Kochen doch in den Genen, ohne das bereits bei der ursprünglichen Berufswahl zu wissen. Denn damals wollte ich alles, nur nicht in der Küche stehen.“ Das allerdings änderte sich schnell und nachhaltig.

Als die Stoebes 1977 den Entschluss fassten, ihre private und berufliche Existenz in der Großstadt einzutauschen gegen die Nachfolge im Landhaus Mühlenberg, in dem Ulrike Stoebe aufgewachsen war, gab es eine Zeitlang noch paralleles Kochen gemeinsam mit der Mutter. Insgesamt dauerte die Phase der Umstellung zur französisch inspirierten Gourmet-Cuisine mehr als zwei Jahre.

Dabei entdeckte die neue Küchenchefin ihre Liebe zu den frischen Produkten aus dem heimischen Garten und ihre Begeisterung für die ungeheure Kreativität ihres neuen Berufsfelds. „Rückblickend mag es ‚blauäugig' gewesen sein, ohne ausgefeiltes modernes Konzept und ohne eine fundierte normale Küchenausbildung zu starten, aber wir waren voller unbeschwertem Optimismus und haben über die Risiken nicht viel nachgedacht, sondern einfach angepackt und viel selbst gemacht“, erzählt die 62-Jährige.

Aber sie wollte so gern dort leben und arbeiten, wo sie zu Hause war, und mit viel Idealismus das begonnene Werk weiterbringen. „Zudem schenkte diese Existenzform viel mehr Freiheit, Dinge selbst zu gestalten.“ Mit Zutaten – überwiegend aus Luxemburg frisch eingekauft – beinahe spielerisch ausprobieren, was harmoniert und wunderbar mundet, ist noch heute ihre Methode neue Gerichte zu kreieren. Dabei perfektionierte sie im Laufe der Jahre die Art und Weise dieses Probierens. Ihre Karte wechselt im Durchschnitt alle zwei Tage und bietet eine delikate Vereinigung heimischer Anklänge mit den Grundzügen der Haute Cuisine und mediterranen Inspirationen.

Die Gäste können wählen zwischen einem Menü aus fünf, sechs oder sieben Gängen – À-la-carte gibt es nicht. Das Vertrauen in die gelungene Überraschung der Speisenfolge macht den besonderen Reiz eines lukullischen Besuchs im Landhaus Mühlenberg aus. Vor allem die Resonanz der Stammgäste beweist, dass dieses für Feinschmeckernationen wie Frankreich oder Italien übliche, für Deutschland jedoch noch ungewöhnliche Verfahren höchsten Genuss bietet. Schließlich waren es diese Gäste, welche die Tester von Gault Millau oder Michelin auf das hohe Niveau des versteckt liegenden Kleinods der Kochkunst aufmerksam machten und nicht der künftige Sternekoch selbst - wie sonst häufig.

Zurückhaltung und der Wunsch, mit dem Landhaus behaglich und überschaubar zu bleiben, prägen Ulrike und Harald Stoebes Grundeinstellung. Es gibt keine Koch-Shows oder auffälligen Fernsehauftritte, keine marktgängigen Kochbücher, keine laute Werbung. Wer vom Landhaus Mühlenberg erfährt, tut es zumeist über Empfehlungen von begeisterten Gästen. „Wir legen Wert darauf, dass sich unsere Besucher rundum wohl und unbeschwert fühlen und wirklich einmal den Alltag ausschalten können – wie in einem kleinen Urlaub.“

Diese Bodenständigkeit drückt sich auch in den sparsam bemessenen Freizeitaktivitäten der Stoebes aus: Sie genießen ihren Garten oder Touren mit dem Fahrrad entlang dem Kylltalradweg einige Meter entfernt, und gern entdecken sie auf Spazierfahrten neue Seiten an der vielfältigen Eifellandschaft.

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