Wenn Opa alles vergisst

TRIER. (kat) "Eine Lawine wird auf uns zukommen", sagt Professor Bernd Krönig, Chefarzt der inneren Medizin im Evangelischen Elisabeth-Krankenhaus, im Hinblick auf die steigende Lebenserwartung. Etwa 30 Prozent der über 85-Jährigen erkranken an Demenz. Informationen über das Leiden und den Umgang mit ihm vermittelte die TV -Telefonaktion.

Ein Frühsymptom der Demenz ist die Einschränkung des Kurzzeitgedächtnisses. Der Erkrankte weiß beispielsweise nicht mehr, ob er gefrühstückt hat, oder er nimmt Medikamente mehrmals ein. In diesem Anfangsstadium kann laut Krönig eine Menge getan werden, um die kognitive Abnahme zu verlangsamen. Der Arzt rät zu speziellen Büchern über so genanntes Gehirntraining oder -jogging. Auch die Behandlung mit "Antidementiva" ist häufig erfolgreich. Demenzkranke sind nach Auskunft der Experten meist körperlich sehr fit und verspüren einen starken Bewegungsdrang. Es sei keine Seltenheit, dass ein Erkrankter bis zu dreißig Kilometer täglich zurücklege, meist beim Hin- und Herlaufen. Um sein Körpergewicht zu halten, müsse er bis zu 3500 Kalorien zu sich nehmen. Dr. Dirk Ohlmann, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Wittlich, erläutert, wie eine Demenz diagnostiziert wird. Bei der Demenz spielten schwerwiegende Störungen der Hirnfunktion eine Rolle, die in zunehmenden Maße zu einer Hilfsbedürftigkeit vor allem bei alltäglichen Verrichtungen führten. Drei kombinierte Standardtests würden zur Früherkennung und Beobachtung des Krankheitsverlaufs eingesetzt. Hoch sensibel sei der Uhrentest, bei dem der Patient gebeten wird, ein Zifferblatt mit vorgegebener Uhrzeit zu malen. "Hier wird die visuelle räumliche Wahrnehmung getestet", so Ohlmann. Ausgeschlossen werden müssen Zuckererkrankungen, Vitaminmangelerscheinungen oder Kreislauferkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen wie die Demenz führen können. Viele Angehörige fühlen sich mit der Betreuung eines demenzkranken Angehörigen überfordert. "Wenn es starke Weglauftendenzen gibt, ist eine stationäre Behandlung angebracht, um die Leute wieder ,händelbar' zu machen", sagt Dr. Wilhelm Classen, Chefarzt der Neurologie und Psychiatrie im Mutterhaus. Marc Guérin, Allgemeinmediziner aus Hetzerath, rät den Pflegenden, sich Auszeiten zu nehmen, um den "Akku" wieder aufzuladen. Als Anlaufstelle für Ratsuchende soll im Elisabeth-Krankenhaus Trier ein regionalen Demenz-Zentrum eingerichtet werden. Zunächst soll nach Abstimmung mit allen Beteiligten Institutionen ein Beratungsbüro entstehen.

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