Elektronisch, poetisch - einfach "formidable"

Esch-sur-Alzette · Er ist ein Meister der perfekten Show und der elektronischen Beats: Stromae spielt vor 6500 Fans in der Luxemburger Rockhal. Das Konzert war bereits drei Wochen nach dem Gig im vergangenen Jahr ausverkauft.

 Retrolook und Elektrobeats: Stromae spielt zum zweiten Mal in Folge in der ausverkauften Rockhal. TV-Foto: Mandy Radics

Retrolook und Elektrobeats: Stromae spielt zum zweiten Mal in Folge in der ausverkauften Rockhal. TV-Foto: Mandy Radics

Esch-sur-Alzette. Kleine Kinder und ihre Eltern stehen um halb neun morgens wartend vor der Rockhal in Luxemburg. An die 50 Fans sind es. Sogar ein Zelt hat jemand aufgestellt. Im Laufe des Tages kommen immer mehr Menschen dazu. Sie warten alle auf das Konzert, das um 21 Uhr beginnt. Angekündigt hat sich der Belgier Stromae, der zum zweiten Mal in Folge in der ausverkauften Rockhal spielt. 6500 Fans stehen schließlich dicht gedrängt vor der Bühne.
Mit seinen elektronischen Beats trifft Stromae, der eigentlich Paul van Haver heißt, anscheinend genau den Musikgeschmack von Kindern und Teenies. Deshalb stehen im Konzert massenweise Väter, die eigentlich nur Mittel zum Zweck sind. Quasi die körperliche Verlängerung für die Kleinen, die auf den Schultern ihrer Eltern sitzen, damit sie ihr Idol sehen können. Die Kids können jeden Song auswendig mitsingen. Das gilt auch für die meisten erwachsenen Besucher.
Wer die Bühne vor dem Konzert sieht, ist zunächst enttäuscht. Keinerlei Kulissen, nur ein Mikrofon in der Mitte. Doch Stromae überrascht und lässt es trotz dieser minimalistischen Ausstattung später mächtig krachen. Über die riesige Leinwand spaziert in Schwarz-Weiß eine kleine Stromae-Trickfigur an Maschinen und Zahnrädern vorbei. Eine Wand hebt sich, zwei riesige Musikpults mit schattenhaften Gestalten, die englische Hüte (Melonen) auf dem Kopf haben, fahren vor. An den Pulten bedient eine vierköpfige Crew Instrumente und Laptops. Stromae eröffnet die Show mit "Ta Fête" vom Album Racine Carée, dessen elek-tronische Beats so gar nicht zum Outfit mit Anzughose, Strickweste und Fliege passen. Spießer oder doch geschmackvoll im Retrostyle - die Meinungen darüber mögen auseinandergehen. Fakt ist aber: Stromae überzeugt auf der Bühne.
Sein Künstlername ist eine Silbenverdrehung und heißt "Maestro" (Meister). Und der 29-jährige Superstar ist ein Meister in dem, was er tut. Die Inszenierung mit guten Elektrobeats, poetischen Texten auf Französisch und einer Licht- und Leinwandshow wird den Fans wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Auf der Leinwand wechseln sich futuristische Fahrten durch eine Landschaft mit bunten 70er-Jahre-Retromustern ab.
Die Songs sind eine Mischung aus den Alben "Racine Carée" und "Cheese". Sein Durchbruch-Hit "Alors on Danse" ist dabei. Damit gelang dem Sänger in Deutschland ein Nummer-Eins-Hit. "Te quiero" und "Ave Cesaria" klingen wie die Studioversionen, sind aber live mit dem tanzenden und sprücheklopfenden Stromae ein echter Genuss, genauso wie "Moules frites" und das wunderbar getragene "Formidable". Nach zwei Stunden Show spielt Stromae endlich das berühmte "Papaoutai". Am Ende ist klar: Gute Musik geht auch mit französischen Texten. MRA

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