Ermittler im Außendienst

Zum fünften Mal wird im September zwischen Maaren und Vulkanen das Krimifestival "Tatort Eifel" ausgerichtet. Einer der prominenten Gäste: Dietmar Bär. Der TV traf den Schauspieler, der auch jenseits der Kamera etwas zu sagen hat.



"Sowas ist einfach großartig", sagt Dietmar Bär. Er meint das Vorhaben der Schüler am Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasium: Zum Film- und Fernsehfestival "Tatort Eifel" werden die Jugendlichen am 5. und 6. September ein Krimi-Musical aufführen - und die Einnahmen für eine gute Sache spenden.

An Dietmar Bärs gute Sache: "Tatort - Straßen der Welt" heißt der Verein, den der 48-jährige Schauspieler und sein Kollege Klaus J. Behrendt nach den Dreharbeiten zur Kölner WDR-Tatortfolge "Manila" 1998 gemeinsam mit den Team-Mitgliedern ins Leben riefen. Der Verein hilft den Opfern von Missbrauch und Menschenhandel, setzt sich für Straßenkinder ein und versucht, ihnen zu menschenwürdigen Lebensumständen zu verhelfen. "Aber wir sind nur die Aushängeschilder", sagt Bär. "Die eigentliche Arbeit machen ganz tolle Leute im Hintergrund, ohne die das nicht ginge." Eine davon: Ulrike Thönniges von der Kölner Geschäftsstelle - "auch eine Eifelerin", sagt Bär. Es gibt noch einen Eifeler, den er offensichtlich sehr mag: Der heißt Michael Preute, nennt sich Jacques Berndorf und ist Autor zahlreicher Kriminalromane aus der Eifel.

Der Schauspieler und der Baumeister des Eifelkrimis sind miteinander befreundet, seit dem ersten Berndorf-Buch, das Bär gemeinsam mit Günter Lamprecht und Claudia Amm einlas. Inzwischen sind es fünf.

Die Eifel: Dietmar Bär erinnert sich an seinen ersten Besuch, als er beim Krimifestival 2003 gemeinsam mit Lamprecht auftrat: "Das war ein Ausflug in ein neues Land." Das Land ist ihm mittlerweile deutlich vertrauter geworden, er ist immer wieder zu Stippvisiten in der Region, sofern es die Dreharbeiten zulassen und er nicht - dank Dauerkarte - bei einem Heimspiel von Borussia Dortmund auf der Tribüne sitzt. Nicht bei den VIPs, sondern bei den Fans.

Hat er Lieblingsecken in der Eifel? "Ach, ich will jetzt hier nicht einen auf Connaisseur machen, der ich nicht bin", wehrt er ab. Sehr schön habe er es natürlich an den Maaren gefunden, die er gemeinsam mit seiner Frau besucht hat. "Das war ein Muss, sie heißt ja Maren", sagt er und lacht. "Und wir waren irgendwann einmal in einem tief verschneiten Winter auf einem Weihnachtsmarkt, ich glaube in Monschau. Das war wie im Märchenland."

Dietmar Bär hat sich Zeit genommen an diesem Tag: Er ist aus Berlin nach Mainz gekommen, für die Bekanntgabe der "Roland"-Preisträgerin Senta Berger beim Krimifestival. Das hat er gerade getan, gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

"Wo ist so viel los wie in der Eifel?", hatte Beck bei der Pressekonferenz rhetorisch gefragt - wenige Tage, bevor es seinen Finanzminister in der grünen Finanzhölle des Nürburgrings aus der Kurve trug. Was uns zu den Rasern bringt - den "durchgeknallten Nürburgring-Touristen", wie Bär sie nennt. Freizeit-Sportfahrer, die wie wildgeworden durch die Region kesseln, wenn sie vom "Ring" kommen. Bär hat dafür kein Verständnis: "Man kann das doch da alles austoben."

Ausgetobt hat er sich vor einigen Jahren auch beim Krimifestival - bei einem Abend mit Michael Preute "und diesem großartigen Blues-Pianisten. Wie heißt der noch? Christian Willisohn! Das ging gut ab in dieser Nacht. Mein lieber Scholli..." (Berndorf und Willisohn lassen es auch in diesem Jahr wieder abgehen: am Freitag, 18. September, ab 20 Uhr, im Bürgersaal von Strohn). Wir sprechen über die "Roland"-Preisträgerin. Senta Berger erhält die Auszeichnung bei der Abendgala am Samstag, 19. September, für ihre Darstellung der Eva-Maria Prohacek in der ZDF-Reihe "Unter Verdacht". Dietmar Bär war Mitglied der Jury. "Wir waren uns schnell einig", erzählt er. Wie Senta Berger diese Frau verkörpere, "diese Glaubwürdigkeit, diese Qualität - die hat sie einfach. Egal, ob sie eine Taxifahrerin spielt oder eine Ermittlerin."

Und deshalb spiele es auch keine Rolle, "wie viele Preise sie schon im Schrank hat. ,Unter Verdacht' hat ja ohnehin noch fast gar nichts eingeheimst. Auch deshalb schrie das nach einer Prämierung." Apropos Prämierung: Die Jury-Gespräche, der Besuch in Mainz, sein Auftritt beim Krimifestival, wo er den Preis an Senta Berger verleihen wird: Dietmar Bär macht das alles ohne Honorar, wie Festival-Koordinator Heinz-Peter Hoffmann berichtet. Stattdessen habe Bär die Organisatoren um eine Spende gebeten. Natürlich für den Straßenkinder-Verein. Auf bald also, man sieht sich demnächst in der Eifel. Oder? "Das werde ich wohl einrichten können. Ich habe da zwar einen Tatort-Dreh, aber das müsste schon mit dem Teufel zugehen."

Das Festival "Tatort Eifel" wird in diesem Jahr vom 11. bis 20. September in Daun, Gerolstein, Hillesheim und weiteren Orten der Vulkaneifel ausgerichtet. Neben Dietmar Bär sind viele weitere bekannte Schauspieler und Autoren dabei, darunter Armin Rohde, Katharina Wackernagel, Miroslav Nemec, Sissy Höfferer, Ann-Kathrin Kramer, Ingo Naujoks, Maj Sjöwall und Mario Giordano. Das Festivalprogramm findet man unter www.tatort-eifel.de

Der nächste WDR-Tatort aus Köln Die Tatortkommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) ermitteln wieder am Sonntag, 23. August, 20.15 Uhr, in der ARD. Titel der neuen Folge: "Mit ruhiger Hand".

Extra

Der Schauspieler Dietmar Bär wurde 1961 in Dortmund geboren. Er absolvierte die "Westfälische Schauspielschule Bochum", es folgten erste Engagements am Landestheater Tübingen und an den Wuppertaler Bühnen. Seinen ersten "Tatort"-Auftritt hatte er 1984 in der "Schimanski"-Folge "Zweierlei Blut", im gleichen Jahr spielte er seine erste Hauptrolle in Dominik Grafs Fernsehfilm "Treffer". Erste Auszeichnung: Der "Deutsche Darsteller-Preis für den Nachwuchs" 1986. Viele Kino- und Fernsehrollen folgten ("Was nicht passt, wird passend gemacht", "Männer wie wir", "Kommissar Klefisch", "Sportarzt Conny Knipper"). Seit 1997 spielt er an der Seite von Klaus J. Behrendt den Kommissar Freddy Schenk im Kölner WDR-Tatort. Für ihre Darstellung der beiden Ermittler Schenk und Ballauf erhielten Bär und Behrendt im Jahr 2000 den Deutschen Fernsehpreis. (fpl)

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