Vernunft in der Verkehrspolitik

Jeder weiß, dass die Welt es nicht aushalten wird, wenn alle so Autofahren wollen wie wir. Und trotzdem gibt es nicht die geringste Bereitschaft, das eigene Verhalten zu ändern.

Manchmal gibt es dazu freilich auch schon nicht mehr die Möglichkeit, sondern bloß noch Straßen.

Die Vernunft der Einzelnen wird die Welt nicht retten, mag jeder individuelle Verzicht auch löblich sein. So viele Kirchentage kann es gar nicht geben, zumal starke wirtschaftliche Kräfte ja immer neue Nachfrage erzeugen. Die meisten haben einen Geländewagen nicht, weil sie ihn als Förster brauchen, sondern weil sie ihn sich leisten können. Und auch das Benzin, das er verbrennt, erst recht, wo es wieder so billig ist.

Die Vernunft kann nur kollektiv einziehen, als Schwarm-Intelligenz. Und also über staatliche Entscheidungen. Wir sind nicht fähig, uns selbst einzuschränken, aber wohl fähig, bei Wahlen für Parteien zu stimmen, die den ausufernden Individualverkehr beschränken wollen. Weil der ja auch für uns Autofahrer unerträglich ist, wenn unsere Städte davon so dominiert sind, dass wir sehr weit fahren müssen, um Ruhe zu finden. Vom Klimawandel nicht zu reden. Wir sind fähig, für eine Verkehrspolitik zu stimmen, die uns das Umsteigen auf öffentliche Transportmittel erleichtert oder das Fahrradfahren. Ja, wir könnten unser Verhalten ganz langsam ändern, wenn alle es müssten, und fänden das am Ende womöglich sogar praktischer und trendiger.

Vielleicht sollte jeder bei der nächsten Wahl stärker als bisher auf die verkehrspolitischen Konzepte schauen.
nachrichten.red@volksfreund.de

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