Bizarres Zweiklassensystem

Zum Artikel "Bundeskanzlerin kassiert Brüderles Angriff auf die Rente" (TV vom 27. Juli):

Mit seinem jüngsten Vorstoß, die Rentengarantie abschaffen zu wollen, offenbart unser amtierender Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle eine Instinktlosigkeit sondergleichen.

Es sei diesem potenziellen Politpensionär nahegelegt, den Durchschnittsrentensatz von 686 Euro Rente hierzulande einmal mit dem für sich erwarteten Altersruhegeld zu vergleichen; den Saldo zu ermitteln. Möglicherweise dämmert's dem Herrn Brüderle dann.

Wenn es um Ruhestandsbezüge geht, herrscht in diesem Lande ohnehin seit eh und je ein bizarres Zweiklassensystem. Wer als Angestellter sein Dasein fristet, muss sich durchweg mit einer um 50 Prozent niedrigeren Altersversorgung bescheiden als ein beamteter Staatsdiener oder ein Politpensionist. Während den Rentnern in den vergangenen Jahren zahlreiche Einschnitte zugemutet wurden, blieben die Pensionäre häufig verschont. Demografischer Faktor? Rente mit 67? Für Letztere keine Themen!

Wer als Berufstätiger über ein langes Arbeitsleben hin redlich Rentenbeiträge geleistet hat, der hat ein Recht auf einen Lebensabend in materieller Sicherheit und Würde. Auf gar keinen Fall sollten unsere verdienten Alten durch unbedachtes Politikergeschwätz verunsichert werden. Im Übrigen kommt die zu beobachtende Wählerverdrossenheit, die in Wahlenthaltungen erkennbar zunehmend Ausdruck findet, sicher nicht von ungefähr.

Genoveva Hassel, Trier

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