Energie

Zum Artikel "Malu Dreyer will Frankreich zum Abschalten von Cattenom bewegen" (TV vom 6. Januar):

Weil der Anteil an Atomstrom in Frankreich so hoch sei, gebe es im Nachbarland laut Bernd Wientjes "keine ernst zu nehmende Kritik an der Kernkraft". Zum einen liegt es an jedem, ob er die Kritik des französischen Netzwerks Atomausstieg ernst nimmt oder nicht. Zum anderen ist es nicht der Atomstromanteil, sondern seine Wahrnehmung. Der Zusammenschluss von 940 Organisationen für den Atomausstieg ist größer und strukturierter als in Deutschland. "Eine ernsthafte Anti-Atombewegung gibt es in Frankreich (noch) nicht" - das ist ein unbegründetes Vorurteil. Wenn französische Journalisten wenig über die zahlreichen Anti-Atomaktionen, Demonstrationen und auch Blockaden von Atomtransporten berichten, ist es die Aufgabe hiesiger Journalisten, selbst zu recherchieren, bevor sie falsche Eindrücke wiedergeben. Bevor die deutschen Atomkraft-Gegner mit dem Verhindern des AKW Wyhl einen ersten Erfolg feierten, war es die viel größere französische Bewegung, von der sie angespornt und unterstützt wurden. In einem Land zu protestieren, in dem Atomkraft Teil des militärischen Staatsverständnisses ist, ist nicht nur schwierig, es drohen auch harte Repressionen. So wurde das Veröffentlichen von Atomtransporten schon als militärischer Geheimnisverrat verfolgt. Dabei wäre es gerade in Trier wichtig zu wissen, wann mal wieder Urantransporte mitten durch die Stadt fahren. Die französische Atomindustrie ist zudem mit millionenschweren Subventionen, etwa für die Gemeinden um Bure, mit großen Werbekampagnen und mächtiger Lobbyarbeit omnipräsent, Kritik und Alternativen haben es sehr schwer. Um so wichtiger, dass auch hier von Aktionen gegen das Endlagerprojekt Bure berichtet wird. So fand entgegen der Behauptung im Kommentar zum Endlagerprojekt Bure keine öffentliche Anhörung statt, aufgrund von lautstarken Protesten wurden diese "Pseudo-Bürgerbeteiligungen" eingestellt. Wenn Bure in Betrieb geht, wird es wöchentliche Transporte hochradioaktiver Stoffe über rund 100 Jahre nach sich ziehen. Eine Scheinlösung für die Hinterlassenschaften der Atomindustrie soll her, koste es, was es wolle. Bure dient damit dem Weiterbetrieb von Cattenom. Es braucht den Druck der Bevölkerung der Großregion, damit sich die französische Regierung und die internationalen Atomkonzerne endlich mehr in Richtung Energiewende und Ausstieg bewegen. Markus Pflüger, Trier Gut, dass sich wenigstens Malu Dreyer für die Abschaltung des Pannenreaktors Cattenom einsetzt. In Berlin ist "Cattenom kein Problem", weder für Dreyers Parteikollegin, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), noch für den Trie rer CDU-Bundestagsabgeordneten Kaster. Wenn die deutsch-französische Freundschaft ernst genommen wird, gilt es auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen und dazu gehört, dass der Weiterbetrieb von Cattenom ein inakzeptables Risiko darstellt, denn im Falle eines größeren Unfalls sind vor allem die Nachbarländer vom radioaktiven Fallout betroffen - ganz zu schweigen von der Verseuchung der Mosel, den Atomtransporten durch unsere Region und dem strahlenden Erbe, das wohl in Bure verbuddelt werden soll. So bleibt es weiterhin wichtig, dass die Bevölkerung der Großregion, die Umweltverbände sowie die Abgeordneten aller Parlamente Druck ausüben für eine Stilllegung der Atomanlagen auf beiden Seiten des Rheins. Gleichzeitig zeigt das grenzüberschreitende Umsetzen einer ökologischen Energiewende: Wir brauchen diese Hochrisikotechnologie nicht! Susanne Symolka, Trier

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