Katastrophenschutz

Zum Artikel "Zurzeit besteht keine Gefahr für Rheinland-Pfalz" (TV vom 28. Juni):

Der TV schreibt in dem Bericht über eine Katastrophenschutzübung in Cattenom und den Nachbarkreisen das verharmlosende Zitat: "Es besteht keinerlei Gefahr für die Region." Das Gegenteil ist richtig! So wurde zwar völlig realistisch eine Kernschmelze in einem der vier Reaktorblöcke angenommen, aber dann wurden die falschen Schlüsse gezogen. Fukushima im hoch industrialisierten Japan hat gezeigt, wie schnell ein derartiger Fall eintreten kann. Zwar ist hier kein Erdbeben in der Stärke des japanischen Tohoku-Bebens 2011 der Stärke 9 zu erwarten, allerdings waren die AKW in Fuku shima auch auf Erdbeben etwa der Stärke 8 (eine Zehnerpotenz weniger) ausgelegt. Erdbeben der Stärke 6 sind in Europa an vielen Stellen, auch in Cattenom, möglich. Die Erdbebenauslegung des AKW liegt mit Sicherheit deutlich unter diesem Wert! Terroranschläge oder Flugzeugabstürze können die gleiche Folge haben. Fazit eins: Eine Kernschmelze in Cattenom ist nicht auszuschließen! Beim Drohen einer Kernschmelze wäre eine sofortige Evakuierung des betroffenen Gebietes die einzige verantwortliche Reaktion. Auf was warten die Verantwortlichen? Auf das Ausbrechen einer Panik und einer unkontrollierten Massenflucht? In dieses Chaos sollen dann wohl die Kinder aus den Kitas und Schulen geschickt werden, deren "Schließung zum jetzigen Zeitpunkt nicht angeordnet" wird? Fazit zwei: Die Behörden können noch nicht einmal in der Übung rational und konsequent reagieren! Die Übungsregion mit einem 30-Kilometer-Umkreis ist das unrealistischste an dem gesamten Szenario. In Japan stand immerhin die Evakuierung der 230 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio zur Debatte. Eine Kernschmelze in Cattenom würde mit Sicherheit eine Fläche von 100 und mehr Kilometern in Windrichtung (meist Südwest) dauerhaft verstrahlen. Obwohl die Erfahrungswerte aus Tschernobyl und Fukushima vorliegen, wird von den Verantwortlichen so getan, als wäre nur eine kleine, überschaubare und kontrollierbare Fläche mit wenigen Tausend Menschen im Katastrophenfall betroffen. Fazit drei: Wir werden bewusst belogen! All dies lässt nur eine Schlussfolgerung zu. Jede weitere Stunde Betrieb der Kernkraftwerke im französischen Cattenom ist unverantwortlich, die Reaktoren müssen sofort vom Netz. Karl-W. Koch, Hillesheim

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