Sei doch kein Dummkopf

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Herr Sch. aus Sch. (Name und Ort der Redaktion bekannt) schreibt: Ich habe Ihnen zwei Leserbriefe über den Islam geschickt. Bringen Sie die doch endlich! Oder liegen die im Müll eimer? Halten Sie mich für einen Stümper, oder bin ich Ihnen lästig?

Lieber Herr Sch.,

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Zunächst einmal dies vorweg: Nein, Sie nerven nicht. Jede Meinung ist willkommen. Aber nicht jede Meinung kann veröffentlicht werden. Ihre Gedanken sind Privatsache. In der Zeitung haben sie aus zwei Gründen nichts verloren:

weil Sie gegen die publizistischen Grundsätze (Pressekodex) verstoßen, indem Sie Andersdenkende verunglimpfen und diskriminieren.

weil Sie religiös eifern und predigen.

Bei allem Wohlwollen: Leserbriefe sind nicht das geeignete Medium für die Missionierung von Ungläubigen.

Ihren Namen nenne ich nicht, lieber Herr Sch., bringe aber Auszüge aus Ihren Beiträgen. Im Kontext dieser Kolumne ist das möglich. Und es mag anderen Lesern als Beispiel dienen, warum manche Formulierung, manche Aussage ein "no go" ist, wie das auf Neudeutsch heißt, ein Tabu.

Zum Beispiel wenn Sie schreiben, dass "die Koran-Verbrennung in Ordnung ist", dass "hier vor jeder Moschee ein Sozialamt steht", dass "die Muslime nicht ins Paradies kommen, sondern in die Hölle".

Und dergleichen mehr: ein Leserbrief, der aus dem Heidelberger Katechismus, Frage 60 ("Wie bist Du gerecht vor Gott?"), nebst der biblischen Antwort besteht, angereichert mit handschriftlichen Anmerkungen und der Conclusio "Glaube an Jesus - und sei doch kein Dummkopf"? Nein. Theorien über den Schöpfer des Universums, die Bedeutung von Psalm acht und die Bekehrung von Atheisten? Nein. Ein Elaborat mit der These "Jesus Christus ist der Chef und Herr aller Herren, er kommt bald"? Nein.

Ihr Sendungsbewusstsein in allen Ehren, lieber Herr Sch., aber solche theologischen Traktate taugen nicht als Leserbrief. Keine Gebete bitte, keine seitenlangen Abhandlungen über religionsphilosophische Fragen, keine Beschimpfung von Nichtchristen. Ich hoffe auf Ihr Verständnis.

Viele Grüße!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur



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