Mensch...Viktor Orban!

Wir Deutschen sind es ja gewohnt, immer mal wieder auf unsere Nazi-Vergangenheit hingewiesen zu werden. Das ist ja auch meistens verständlich angesichts dessen, was unsere Großväter in halb Europa angerichtet haben. Aber ausgerechnet aus Ungarn, Herr Ministerpräsident? War das nicht seinerzeit einer der treuesten Bündnispartner der Nazis?

Gut, Geschichte war scheinbar nicht Ihr stärkstes Fach. Aber Demokratie offenbar leider auch nicht. Seit Sie an der Macht sind, haben Sie Ihre schöne Republik mit ihren sympathischen Bewohnern Stück für Stück in eine autoritäre Demokratur verwandelt.
Jeden Tag ein bisschen mehr: Unabhängige Gerichte entmachtet, die Medien geknebelt, alle Schlüsselpositionen in der Gesellschaft mit Parteifreunden besetzt, die Kultur gleichgeschaltet und die eigene Macht durch Verfassungsänderung zementiert. Dass Sie sich zum Vorkämpfer gegen Schwulenhass und Judenfeindlichkeit in Ihrem Land gemacht hätten, kann man dagegen beim besten Willen nicht behaupten.

Als Magyaren-Machiavelli machen Sie sich jedenfalls ganz gut. Skrupellos, populistisch, immer auf der Höhe der Zeit. In Ostblock-Zeiten noch als Schüler Chef des Kommunistischen Jugendbundes, nach dem Ende des Sozialismus nahtlos zum Liberalen gewendet, dann zum Rechtskonservativen mutiert - immer stramm da, wo gerade die meiste Macht zu holen war. Jetzt geben Sie mit Verve den Puszta-Putin, so arrogant wie aalglatt. Und die Europäische Union lässt sich von Ihnen fröhlich auf der Nase herumtanzen.

Aber irgendwann ist es auch mal gut. Vielleicht verspürt Ihre Parteifreundin Angela Merkel von der EVP nach Ihren neuesten Attacken doch einmal das Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass sich die angebliche "Wertegemeinschaft EU" nicht alle Sperenzchen bieten lässt. Vielleicht gibt es in der Europäischen Union tatsächlich noch ein paar Werte, die sich nicht in Euro messen lassen. Aber ganz sicher wäre ich mir da nicht.

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